Massiver Einbruch in Q4: Consumer verhindern Katastrophe

31.01.2002
Die PC-Krise machte im vierten Quartal vor allem dem deutschen PC-Markt zu schaffen. Er verlor 14,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Nur die unerwartet hohe Nachfrage der Consumer und SMBs rettete die Hersteller vor der absoluten Katastrophe.

Die gute Nachricht zuerst: Nach Aussagen der IDC-Analysten verlor der PC-Markt in der Region EMEA (Europa, Mittlerer Osten, Afrika) mit einem Minus von 4,6 Prozent im Vergleich zu den anderen Regionen im vierten Quartal 2001 am wenigsten. Der US-Markt musste ein Minus von 10,1 Prozent hinnehmen und der Rest der Welt (RoW) verlor 5,2 Prozent. Weltweit beklagten die PC-Hersteller ein Minus von 6,7 Prozent.

Und nun zur schlechten Nachricht: Den markantesten Einbruch hatte der deutsche PC-Markt zu verzeichnen. Er verlor im Vergleich zum Vorjahreszeitraum insgesamt 14,5 Prozent. Da können sich die Franzosen (minus 6,8 Prozent) und Großbritannien (minus 7,2 Prozent) regelrecht glücklich schätzen, mit einem blauen Auge davon zu kommen.

Besonders hart traf es das deutsche Desktop-Segment mit einem Minus von 18,6 Prozent. Da konnten die gestiegenen Verkäufe von Notebooks (plus 2,2 Prozent) und Server (plus 3,5 Prozent) nur noch kosmetische Hilfe beim Abschluss leisten. Insgesamt wurden im vierten Quartal 1,853 Millionen Einheiten in Deutschland verkauft. Damit liegt dieser Markt immer noch vor Großbritannien mit 1,727 Millionen und Frankreich mit 1,497 Millionen verkauften Stück an der Spitze Westeuropas.

FSC hat weiter die Nase vorn

Trotz eines Minus von rund zwölf Prozent konnte sich Fujitsu Siemens Computers auf dem ersten Platz in Deutschland halten - und das mit einem komfortablen Vorsprung vor den Verfolgern. Hewlett-Packard überrundete Compaq nur knapp dank einem Plus von etwa 16 Prozent, während der künftige Fusionspartner mit minus 40 Prozent den krassesten Verlust einfuhr.

Wie schon in der Vergangenheit üblich stiehlt sich Direktanbieter Dell immer mehr in die Herzen und in die Auftragsformulare der deutschen Kunden und stellte mit einem Plus von 35 Prozent den Quotensieger des Quartals dar. Dennoch sehen die Analysten auch bei Dell leichte Ermüdungserscheinungen. So ist der Zuwachs deutlich schwächer ausgefallen als in den vorangegangenen Quartalen.

Den fünften Platz belegt Vobis trotz eines deftigen Minus von 33 Prozent. Anders als in der EMEA-Rangfolge, in der IBM auf dem fünften Platz ist, spielt Big Blue in der deutschen Top-Five keine Rolle. Als Grund für das schlechte Abschneiden geben die IDC-Analys-ten das Fehlen von Einsteiger- und Lowend-Produkten an. Verschiedene Local-Player konnten hingegen gut zulegen. So soll Maxdata eine der höchsten Zuwachs-raten im deutschen PC-Markt erreicht haben.

Starke Spieler im Mobil-Segment

Während die massivsten Einbußen durch die Bank im Desktop-Bereich zu verzeichnen sind, konnte sich manch ein Notebook-Hersteller nach vorne arbeiten. Auf dem besten Weg in die Oberliga scheint nach Ansicht der Analysten Gericom zu sein. Die Österreicher belegen im deutschen und im österreichischen Notebook-Markt weiterhin Platz eins. Dank des starken Auftriebs im Consumer-Notebook-Markt werden sie demnach voraussichtlich schon in diesem Jahr in die EMEA-Topriege stoßen. Aber auch Compaq, Hewlett-Packard und Acer (Nummer eins in Italien) gehören zu den Quartalsgewinnern, während der ehemalige Marktführer Toshiba besonders im SMB- und Soho-Segment deutliche Abstriche zu verbuchen hatte. Der Grund liegt laut IDC in der hohen Kostentransparenz im mobilen Sektor. Die Kunden erhielten von Toshiba keinen Kaufimpuls, während Dell sowie Medion durch ihre eher aggressive Preispolitik punkten konnten.

Preiskrieger beherrschen den Servermarkt

Im Intel-basierten Servermarkt (EMEA) sorgten vor allem die SMBs für Wachstum. Business-Kunden erneuerten nur zögerlich und nur die notwendigsten Produkte. Laut IDC dominierten im vierten Quartal eher die Marktanteilsjäger als Profitorientierte. Trotz eines äußerst verbittert geführten Preiskrieges fiel der Server-Markt nach einem ordentlichen Oktober im November und Dezember spürbar ab. Mit deutlichem Vorsprung dominierte Compaq den Markt. Der zweitplatzierte IBM konnte den Vorsprung vor Dell ausbauen. Hewlett-Packard gewann deutlich an Marktanteilen und setzte sich vor Dell auf den dritten Platz. Trotz allgemeiner Marktdominanz in Deutschland verlor Fujitsu Siemens in EMEA als einziger Vertreter der Top-Five wichtige Anteile.

Für das aktuelle Jahr erwarten die Analysten für den EMEA-Markt erst ab dem zweiten Halbjahr wieder positive Zuwachsraten. Für das erste Quartal liegen die Prognosen bei einem Minus von 3,8 Prozent, im zweiten Quartal soll sich mit einem hauchdünnen Minus von 0,1 Prozent schon fast wieder der Normalzustand einstellen. Für das dritte und vierte Jahresviertel werden je ein positives Wachstum von 6,6 Prozent beziehungsweise 8,9 Prozent erwartet. So soll das Jahr 2002 insgesamt mit einem Plus von 3,2 Prozent abschließen.

www.idc.de

ComputerPartner-Meinung:

Wer in 2001 allein auf Business-Kunden gesetzt hat, muss auf ein trostloses Jahr zurückblicken. Allein die kauffreudigen Privatkunden und kleineren Geschäftskunden haben manch einen Hersteller vor noch schmerzhafteren Verlusten bewahrt. In diesem Jahr werden vor allem lokale Anbieter von Notebooks für Auftrieb und sehr viel Spannung sorgen. Wer von den Großen da nicht mitzieht und die Kundenwünsche berücksichtigt, wird schon bald unter ferner liefen zu finden sein. (go)

Zur Startseite