Materna: "Wir sind beim SMS-Verschicken Weltmarktführer"

25.05.2000
Seit 20 Jahren im IT-Geschäft und kein bisschen müde. Ein 70-prozentiges Umsatzwachstum beweist, dass Materna auf die richtigen Themen setzt.

Immer wenn ein Handy-Besitzer eine SMS verschickt, freut sich Helmut an de Meulen. Denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dann bei ihm die Kassen klingeln. Schließlich ist an de Meulen Geschäftsführer bei der Materna Information & Communications GmbH, die sich als "Weltmarktführer beim Verschicken von SMS-Nachrichten" sieht. Mit Zahlen geizt er auch nicht: 300 Millionen SMS verteile die Communications-Abteilung von Materna, für die er verantwortlich ist, pro Monat. Und die SMS-Dienste legen zwischen 15 und 20 Prozent monatlich zu.

Kein Wunder, dass sein Bereich inzwischen gut die Hälfte zum Umsatz der Materna-Gruppe beiträgt, der von 148 Millionen Mark (1998) um 70 Prozent auf 252 Millionen Mark (1999) stieg. Für dieses Geschäftsjahr rechnet die Materna GmbH mit 300 Millionen Mark Umsatz. Da das Unternehmen nicht börsennotiert ist, verrät Winfried Materna, Gründer und ebenfalls Geschäftsführer der Materna GmbH, keine Gewinnzahlen. Ertragszahlen kommentiert er so: "Wir haben gute, tiefschwarze Zahlen geschrieben." Wann der Börsengang erfolgt, verrät er nicht, nur so viel: "Nicht in diesem Jahr." Cashflow sei kein Problem für das Unternehmen, fremdes Kapital brauche man auch nicht. "Wir wachsen aus eigener Kraft", meint an de Meulen.

Wachsen aus eigener Kraft

Wachsen will das Dortmunder Unternehmen, das in diesem Jahr seinen zwanzigsten Geburtstag feiert, mit zwei Bereichen: mit E-Business-Lösungen und mit Mehrwertdiensten rund um den Mobilfunk. Materna hat für beide Bereiche Markennamen geschaffen. Die Telekommunikationsdienste laufen unter dem Namen "Anny Way", die E-Business-Lösungen unter "E3-Solutions".

Das Unternehmen baut in vielen europäischen Ländern Rechen-zentren, so genannte Anny-WayInformation-Center, auf und betreibt dort SMS- und WAP-Dienste für große Mobilfunkanbieter wie Mannesmann, Viag Interkom oder E-Plus. Gute Wachstumschancen sieht an de Meulen in Asien, "weil dort GSM fast genauso gut vertreten ist wie in Europa". Die Basis für das Asien-Geschäft ist die Niederlassung in Hongkong.

"Die Mobilfunkbetreiber erwarten von uns, dass wir neue Dienste erfinden", sagt an de Meulen. Aber natürlich macht Materna das auch aus Eigeninteresse, denn der Markt für solche Dienstleistungen wächst, getrieben durch neue Standards wie den General Packet Radio Service (GPRS) und Universal Mobile Telecommunications Systems (UMTS). Beim paketorientierten GPRS zahlt der Anrufer nicht mehr für die Verbindungszeit, sondern für das übertragene Datenvolumen, dadurch werden die Dienste billiger.

Ab dem dritten Quartal 2000 bietet Materna für WAP und SMS einen maschinellen Übersetzungsdienst an. Ins Handy wird eine SMS eingegeben, abgeschickt, und dann erhält man die Übersetzung. SMS-Dienste werden bald auch für das Festnetz erschlossen: Der Adressat wird im Festnetz angerufen und bekommt die Kurznachricht vorgelesen. Technologisch hat sich Materna dafür mit Lernout & Hauspie, dem Sprachtechnologie-Spezialis-ten, verbündet. Große Chancen sieht an de Meulen in den Bereichen mobiles Bezahlen und mobiles Banking.

Die mobilen Lösungen seien eng mit dem anderen Materna-Fokus E-Business verzahnt, meint an de Meulen. Auf drei Säulen will sich das Unternehmen bei seiner Internet-Strategie stützen: das Anbieten einer zuverlässigen IT-Infrastruktur, Software-Lösungen für die Kundenbindung (Customer-Rela-tionship-Management) und die Integration neuer E-Business-Software in die Legacy-Systeme eines Unternehmens. "Die Zeit der ,lean E-Shops’ ist vorbei", meint Materna. Die Kunden kämen mittlerweile reumütig zu ihren IT-Beratungsunternehmen zurück und verlangten nach integrierten E-Business-Lösungen. Billige Insellösungen seien inzwischen out. (is)

www.materna.de

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