Matrox: Flucht in Nischenmärkte

08.05.2003

Während ATI und Nvidia sich einen heißen Kampf um den besten Grafikchip für Spieler liefern, hält sich Matrox hier zurück. Der kanadische Grafikchiphersteller konzentriert sich ganz auf den Corporate Bereich und will Nischenmärkte besetzen (Lesen Sie dazu auch den Artikel "Darf es ein Bildschirm mehr sein?" auf Seite 36).

Getreu dem Business-Leitsatz: Get big, get niche or get out. Frei übersetzt bedeutet das: Werde groß, besetze eine Nische oder verlass den Markt. Matrox hat sich für das zweite Motto entschieden. Und diese Entscheidung scheint richtig gewesen zu sein. Denn Matrox ist immer noch recht gut im Geschäft, was man von anderen Unternehmen nicht behaupten kann. Der Kampf um den besten Grafikchip für Hardcore-Spieler ist beinhart. In den vergangenen Jahren sind schon viele Grafikchiphersteller aus dem Nichts aufgetaucht und genauso schnell wieder in der Versenkung verschwunden. Man denke nur einmal an 3Dfx. Als Noname gestartet, belegte 3Dfx innerhalb eines halben Jahres den absoluten Spitzenplatz im Consumer-Segment. Der Abstieg dauerte ein wenig länger, aber heute redet niemand mehr von diesem Unternehmen.

Grafikchips für Hardcore-Spieler zu entwickeln ist auch nicht ganz trivial. Diese Käufergruppe erwartet von der nächsten Chipgeneration faktisch eine Steigerung der Grafikleistung von rund 100 Prozent. ATI und Nvidia werden so gezwungen, mehrere Millionen Dollar für Forschung und Entwicklung pro Monat auszugeben, immer mit der Angst im Nacken, der Konkurrent könnte einen besseren Chip in der Hinterhand haben. Matrox hält sich aus diesem Stress heraus und besetzt still und heimlich die von der Konkurrenz so schmählich vernachlässigten Nischenmärkte. Hier ist der Entwicklungsdruck nicht so stark. Denn im Gegensatz zum Endkunden, der jedes halbe Jahr einen neuen Grafikchip braucht, weil wieder einmal ein neues Spiel auf den Markt kommt, das noch höhere Grafikleistung fordert, liegt die Nutzungszeit der Grafikkarten im Businessbereich bei mehreren Jahren. Stabiler und problemloser Betrieb der Karten bei gleichzeitig guter Grafikdarstellung steht hier an erster Stelle. Und dieses Kriterium erfüllen alle Karten von Matrox.

Weiterhin bieten die Produkte die Möglichkeit, mehrere Bildschirme gleichzeitig zu betreiben. Bei diesem Feature legt das kanadische Unternehmen großen Wert auf exzellente Bilddarstellung auf allen angeschlossenen Monitoren. Karten von ATI und Nvidia können zwar auch mehrere Bildschirme ansteuern, dieses Feature ist aber eher eine Zugabe, die meist halbherzig behandelt wird. Denn in erster Linie sollen ATI- und Nvidia-Karten Spiele in höchster Auflösung bei bester Qualität und größtmöglicher Geschwindigkeit auf dem Monitor darstellen können.

Getreu dem Motto "get niche" überlässt Matrox ATI und Nvidia den Kampf um die Entwicklung des besten und schnellsten Grafikchips. In der Nische lebt es sich auch ganz gut und vor allem viel ruhiger. Hochleistungsgrafikchips erwartet auch niemand von Matrox. Die Nischenmärkte für Grafikchips sind noch lange nicht ausgereizt. Sollen die anderen sich ruhig um den Spitzenplatz bei Hochleistungschips prügeln.

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