Matrox-Grafikkarte für Multitaskingfähige Profis

18.03.1999

UNTERHACHING: Zwei, drei Anwendungen sind geöffnet - vielleicht auch noch ein paar Menüfenster - und schon ist das Chaos auf dem Monitor ist perfekt. Insbesondere für Profis, denen selbst der größte Monitor zu klein ist, bietet Matrox die "Produktiva G 100 - Quad" an. Die Grafikkarte mit PAL-Tuner und Video-In kann den Arbeitsplatz um maximal drei weitere Monitore erweitern. ComputerPartner wollte auch den großen Überblick und testete das System.Der Preis der Productiva G100 ist ein erster Hinweis auf die Zielgruppe. 1.679 Mark müssen die Profis aus der Finanzwelt, Call-Centern, Entwicklungsabteilungen oder 2D-CAD-Anwender und DTP-Grafikstudios für die rund 35 x 10 x 1,5 Zentimeter große Karte bezahlen. Da dieser Kundenkreis nicht mit einer bunten Verpackung, sondern eher durch die Qualität des Produktes zu beeindrucken ist, hat Matrox zumindest beim Testgerät völlig auf das sonst übliche Layout der Umverpackung verzichtet. Das System wurde in einem schlichten Pappkarton geliefert, der eine durchsichtige, stoßsichere Plastikbox enthielt. So kann der Kunde sozusagen auf den zweiten Blick erkennen, ob Grafikkarte, CD-Rom mit Software, zwei Verbindungskabel und das 48seitige Handbuch auch wirklich dabei sind.

Die Riesenkarte ist für Windows 95, 98 und NT geeignet. Welche weiteren Mindestanforderungen das System an die Hardware stellt, darüber schweigt sich das Handbuch aus. Sicher ist, daß die Productiva mit 4 MB SGRAM für jeden Ausgang, vier MAG-G100-Prozessoren und 230 MHz Ramdac für eine Bildfrequenz von bis zu 200 Hz bei einer Auflösung von 640 x 480 Pixel und einer TV-Verbindung für PAL- und NTSC-Formate ausgestattet ist. Unter dem Strich bedeutet dies, daß vier Monitore im 24-Bit-Modus mit einer Auflösung von maximal 1.280 x 1.024 Pixel oder im Acht-Bit-Modus mit

einer Auflösung von bis zu 1.920 x 1.200 Bildpunkten arbeiten können. Zudem ist ein virtueller Desktop mit einer Auflösung von 7.600 x 1.200 Pixel möglich.

Ohne Fleiss kein Preis?

Selbst handwerklich und technisch absolut unbegabte PC-Laien dürften keine Probleme haben, die Productiva G100 einzubauen: Abdeckung des Rechners abnehmen, alte Grafikkarte raus, Anschlußkabel der Soundkarte an die Productiva anschließen und deren Audiokabel an das CD-Rom- oder DVD-Laufwerk einstecken - "Ich habe fertig!". Jetzt fehlen nur die Anschlüsse für die Monitore, und gegebenenfalls die für die Antenne, den Videorekorder oder die Videokamera. Diese Arbeit illustrieren die Grafiken des Handbuchs, ohne auch nur den Hauch einer möglichen Fehlinterpretation aufkommen zu lassen.

Nach dem Start des Rechners sind die Treiber und die Software an der Reihe. In gewohnt problemloser Matrox-Manier verläuft die Installation.

Allerdings sollte sich kein Anwender durch die zuweilen große Anzahl der offenen Fenster während der Installation irritieren lassen. Es gilt, einfach abzuwarten und die Maus tunlichst nicht zu berühren. Die Funktion Powerdesk ist für die Einstellungen des virtuellen Desktops zuständig. Danach können die Anwender in der Tat mit bis zu vier 21-Zoll-Monitoren - also auf einem riesigen Desktop - arbeiten.

Wer jetzt glaubt, etwas Entspannung zu brauchen, ist mit den beiden Funktionen Fernbedienung und Quick Connect gut bedient. Einer Runde Lindenstraße sollte nach der einfachen Konfiguration der Software nichts mehr im Wege stehen. Doch leider funktionierte dies bei der Testkarte nicht. Zitat der Software: "The country setting selected isn't supported by TV-Tuner." Bereits die beigelegte Broschüre widersprach: "Option to add TV Tuner component for capture NTSC and PAL signals." Und dies ist - im Gegensatz zur gleichnamigen "Productiva Quad" für 1.469 Mark oder zur "kleinen Dual" für 1.049 Mark ohne PAL-Tuner und Video-In - bei der "großen Quad" ebenso möglich wie bei der "großen Dual" für 1.369 Mark.

Das entsprechende, recht ausführliche Troubleshooting-Kapitel im Handbuch half nicht weiter. Das einfachste Mittel - ein Neustart - mißlang gründlich, denn das komplette NT-4.0-System blieb hängen. Dazu erklärte Matrox freundlich, daß unter Umständen nicht gelöschte dll-Dateien der alten Grafikkarte für das Problem verantwortlich seien. Vielleicht sollte man die Registrierung von NT überprüfen. Die aktuellsten Treiber und die neuste Version der Software, die auf der Homepage von Matrox zum Download bereitstünden, könnten unter Umständen auch helfen. Gesagt, getan. Mehrmals. Effekt gleich Null.

Erneutes telefonisches Troubleshooting: Am besten sei es, bemühte sich Matrox, die ganze Platte zu formatieren und NT neu zu installieren. Erhöht sich bei dieser Antwort schon generell der Puls eines Heimanwenders, der dies mit ein wenig Know-how in zwei bis drei Stunden erledigt hat, so dürfte einen Finanz- oder DTP-Profi glatt der Schlag treffen. Zumal für die anvisierte Productiva-Zielgruppe der Spruch "Time is Money" einen sehr hohen Stellenwert besitzt.

"Die Probleme beim Test rühren wahrscheinlich von einem alten

Grafikkartentreiber her", erklärte Nikolai Burzig, Technical-Marketing-Engineer bei Matrox, gegenüber ComputerPartner. "Wer eine solche Karte in sein System integriert, sollte sicherstellen, daß keine alten Treiber mehr vorhanden sind."

Service für Händler

Standard ist bei Matrox angesagt: Flyer, Preislisten und eine Supporthotline, bei der lediglich die normalen Telefongebühren anfallen, reißen keinen Fachhändler mehr vom Hocker. Daran ändern auch die auf Anfrage erhältlichen Testboards nichts. Zudem hat Matrox bei der Unterstützung von Präsentationen wohl eher an die

VIP-Händler gedacht.

Matrox betont, daß es kaum Mitbewerber in diesem Grafikkartensegment gebe. Außerdem seien ähnliche Produkte deutlich teurer oder in der Ausstattung deutlich unterlegen. Dadurch stellt sich die Frage, warum Matrox diesen Preis- und Ausstattungsvorsprung nicht durch einen überdurchschnittlichen Händlerservice abrundet. Ein Sympathiepunkt wäre allemal drin. (mm)

Die Productiva G100 ist in vier verschiedenen Ausführungen erhältlich: Sowohl die Dual- als auch die Quadversion ist jeweils mit und ohne TV-Tuner beziehungsweise Video-In zu haben.

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