Matrox mit der Kombi-Karte Marvel G200

05.06.1999

MÜNCHEN: Grafikkarten-Spezialist Matrox hat ein klares Konzept: War die "Rainbow Runner" noch als Aufsteckmodul zur Grafikkarte "Millennium" konzipiert erledigt der Nachfolger "Marvel G200" Videobearbeitung und Grafik direkt auf einer Karte. ComputerPartner hat sich den All-in-one-Neuling einmal genauer angeschaut.Von Matrox erwartet niemand etwas anderes: Die als PCI- (vorliegend) oder AGP-Variante erhältliche Grafikkarte besticht durch exzellente Schärfe. Der 8-MB-Grafikspeicher ermöglicht hohe Horizontalfrequenzen und damit entspanntes Arbeiten. Doch eine Box mit Ein- und Ausgängen für Video und Audio weist darauf hin: Von diesem Board kann man mehr erwarten als nur eine ergonomische Darstellung.

Serienmäßig gibt es bei der Marvel G200 die Anbindung an die Fernsehnorm. Schon im Einstellmenü der Grafikkarte findet sich ein kleines Kontrollkästchen, das die Ausgabe des VGA-Signals auf einen Fernseher zuläßt. Genial für Präsentationen im größeren Kreis oder für die Ausgabe des digitalen Fotoalbums daheim. Der Videoausgang der Zusatzbox wird einfach mit dem TV verbunden, und schon klappt es.

Nur die Einstellungen müssen geändert werden, denn der TV-Standard verkraftet bekanntlich nur 50 Hertz. Auch die Bildschirmauflösung muß an die Fernsehnorm angepaßt werden. Bis 1.024 x 768 Pixel kann die Software noch auf die geringere TV-Auflösung (sichtbares Bild maximal 450 Linien) herunterbrechen. Jede zweite Zeile muß also wegfallen beziehungsweise in die noch Verbleibenden hineingerechnet werden. Größere Auflösungen (1.280 x 1.024) läßt die Software im TV-Ausgabemodus nicht zu. Der Nachteil: Während der TV-Ausgabe leidet die Darstellung auf dem PC-Monitor unter der niedrigen Horizontalfrequenz. Das dadurch verursachte Flimmern macht das Arbeiten über einen längeren Zeitraum unerträglich, zudem läßt auch die Schärfe erheblich nach.

Videoschnitt serienmässig

Ganz anders die Darstellung auf dem Fernseher. Hier überzeugt das Bild. Selbst kleinere Schriften sind noch sehr gut lesbar. Nur die genaue Plazierung und Skalierung des PC-Bildes auf dem Fernseher ist nicht möglich. Die Software kennt solche Einstellmöglichkeiten derzeit gar nicht. Auch "Overscan" (Formatfüllende Darstellung) ist für diese Treiberversion noch ein Fremdwort. Eigentlich schade, denn genau das wird bei Präsentationen besonders häufig benötigt. Doch Matrox ist sich des Problems bewußt und programmiert nach eigenen Angaben bereits fleißig an einer neuen Treiberversion.

Für die Filmbearbeitung hat sich der Hersteller mit Videoschnittgigant Avid zusammengetan und bundelt mit der Marvel G200 dessen kleinsten Ableger "Avid Cinema". Doch damit nicht genug: Ein eigenes Programm Namens "PC-VCR" soll sich zum Kommunikator im Rechner aufschwingen und alle Multimedia-Dateien so leicht wie mit einer Fernbedienung an der heimischen Stereoanlage steuern können. Die Installation der Software gibt selbst Anfängern keine Rätsel auf, und für die Verkabelung der Gerätschaften gibt es eine gutgemachte Online-Hilfe, die sogar die ordnungsgemäßen Verbindungen am Rechner prüft. Beim ersten Programmstart gab es dennoch lange Gesichter: Das Avid-Programm meckerte über fehlende Aufnahmetreiber. Auch erneute Installationsversuche behoben das Problem der noch als Betaversion gelieferten Software nicht. Dennoch großes Lob an die Unterstützung der Hotline, die schnell zu erreichen war und kompetent Auskunft gab.

ComputerPartner behalf sich mit Videoclips, die mit der funktionierenden PC-VCR-Software auf die Festplatte gespielt wurden. Die weitere Filmbearbeitung entschädigt für die vorangegangene Problematik. Die Software unterstützt die Konzeption eines kompletten Filmprojekts. Das Drehbuch sammelt die Ideen und bietet beim Digitalisieren des Rohmaterials (Fachbegriff: Capturing) an, die Ideen mit Clips zu hinterlegen. So wird aus dem Drehbuch in kürzester Zeit ein fertiger Film.

Auch bei der weiteren Nachbearbeitung der Clips mit Bild- und Tonmischung hinterließ das Tool einen sehr guten Eindruck. Videoschnitt mit Standardeffekten und die Audiomischung klappten auch ohne große Einarbeitung, was das Produkt zur ersten Wahl für Videoschnitt-Neulinge stempelt. (jos/akl)

Grafikkarte und Videostudio in einem: Matrox zeigt mit der "Marvel G200", wie leicht Video auf dem PC funktionieren kann.

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