Matrox: Neue Europazentrale in München

28.10.1999

MÜNCHEN: Der Grafikkartenhersteller Matrox hat jetzt eine neue Europazentrale in München geschaffen. Die Verantwortung für Vertrieb und Marketing der europäischen Niederlassungen übernimmt Bengt Hessel vorher Deutschland-Chef. Über die aktuelle Marktsituation und Probleme im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft sprach Hessel mit ComputerPartner-Redakteurin Cornelia Hefer.

Mit Ihrer neuen Position als European Vice President bei Matrox - was wird sich ändern?

HESSEL: Diese Position hat Matrox neu geschaffen, und das hängt mit einer strategischen Neuausrichtung zusammen. Bisher standen die europäischen Niederlassungen direkt unter der Führung unserer Zentrale in Montreal, was teilweise organisatorische Probleme alleine durch die Zeitverschiebung mit sich brachte. Ich werde jetzt dem European Office mit Sitz in München vorstehen und die Verantwortung für Vertrieb und Marketing übernehmen. Als wichtiges Ziel sehe ich, daß wir unsere Erfolge, die wir beispielsweise in Deutschland haben, auch in England, den Benelux-Ländern, Frankreich, Spanien und Portugal umsetzen. Denn dort wollen wir stärker werden.

Die meisten Ihrer Wettbewerber fahren zwar weltweit gigantische Umsätze ein, arbeiten aber trotzdem nicht profitabel. Wie ist die Lage bei der Matrox GmbH?

HESSEL: Der Wettbwerb in unserem Marktsegment ist hart, der Margendruck enorm. Das letzte Geschäftsjahr war für keinen ein Anlaß zum Jubeln (Geschäftsjahresende 98/99: 31.3., Anmerkung der Redaktion). Aber wir arbeiten proftitabel. Im letzten Jahr hat die GmbH im deutschsprachigen Raum über 100 Millionen Dollar umgesetzt. Ziel für dieses Jahr ist eine Umsatzsteigerung von 10 bis 20 Prozent. Dafür müssen wir unsere verkauften Stückzahlen um 50 Prozent steigern, wofür natürlich der Preisverfall in unserem Markt verantwortlich ist.

Wie sehen Sie die derzeitige Marktposition von Matrox?

HESSEL: Anders als unsere Wettbewerber - 3Dfx, Nvidia und S3 werden Probleme durch die Taiwan-Krise bekommen - haben wir unsere neue Technologie im Sommer pünktlich auf den Markt gebracht und sind so stark im Jahresendgeschäft vertreten. Wir sind klarer Technologieführer und haben in den sechs Jahren, die wir in Deutschland vertreten sind, den Brand erfolgreich etabliert: Auf der Systems hat uns die Endkundenzeitung "Chip" mit dem ersten Preis nach Leserwahl für Grafikkartenhersteller ausgezeichnet.

Ihre Produkte liegen preislich im oberen Drittel, aber sie verkaufen sich nach Aussage der Retailer gut. Wie kommt das?

HESSEL: Mit unserer "G400"-Karte haben wir technologische Innovation auf den Markt gebracht, was der Endkunde honoriert. Diese Karte verfügt über Funktionen wie Dual-Head-Display und Environment-Mapped-Bant-Mapping, die unsere Wettbewerber erst im übernächsten Produktzyklus bringen werden. Außerdem sind wir mit der "G200" mittlerweile auch stark im Volumensegment vertreten.

Was vom Wiederverkauf beklagt wird, ist, daß die deutsche Matrox-Niederlassung gerade in Hochzeiten wie Weihnachten nicht ausreichend liefern kann. Wird sich daran in diesem Jahr etwas ändern?

HESSEL: Da wir die G400 bereits seit dem Sommer in größeren Stückzahlen ausliefern, ist die Situation anders. Bis Weihnachten wollen wir die Lieferungen für den Handel noch mal steigern. Allerdings können wir nach dem Taiwan-Erdbeben in Deutschland nicht das ausliefern, was wir eigentlich geplant hatten. Auch wenn uns die Taiwan-Krise nicht so hart trifft wie Wettberber, weil wir unsere Produkte aus China, Japan und Korea beziehen. Von unseren Kunden werden jetzt die Lieferproblme unserer Wettbwerber beklagt: Im Gegensatz zu anderen wird bei uns auch die Versorgung der Distributoren gesichert sein.

Der Konsolidierungsprozeß in Ihrem Segment ging dieses Jahr weiter - 3Dfx kaufte STB, und S3 übernahm Diamond. Ist diese Phase jetzt beendet?

HESSEL: Es wird weitergehen, denn es gibt immer noch zuviele Player in diesem Markt. Anfang 2000 wird es eine weitere Übernahme geben: Nvidia und seine Kunden werden zum Beispiel ein Problem bekommen, weil sie alle nur sogenannte Me-too-Produkte anbieten können. Die Konsolidierungswelle hat doch eines gezeigt: Ein Hersteller kann in diesem Markt nur überleben, wenn er über eine eigene Technologie und über eine vollständige Wertschöpfungskette einschließlich Board-Level-Produkten verfügt. Denn nur so kann er sich im Markt profilieren und seine Margen aufrechterhalten. ATI und Matrox arbeiten genau nach diesem Modell und sind erfolgreich - und die anderen wollen genau dahin.

Wird Matrox nächstes Jahr am Übernahmekarussell teilnehmen?

HESSEL: Warum sollten wir das tun? Wir haben die Technologie, die Marke und eine weltweite Präsenz. Wir wachsen durch eigene Kraft. Außerdem haben doch Deals wie Compaq-Digital und Diamond-Spea eines gezeigt: Übernahmen kosten viel Geld und Kraft.

Bengt Hessel, European Vice President bei Matrox:

"Außerdem haben doch Deals wie Compaq-Digital und Diamond-Spea eines gezeigt: Übernahmen kosten viel Geld und Kraft."

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