Maus und Stift auf einem Grafiktablett serviert

13.09.2001
Wacoms jüngstes Grafiktablett richtet sich vor allem an PC- und Mac-Besitzer, die sich am Rechner künstlerisch betätigen wollen. Im Lieferumfang befindet sich auch ein Zeichenprogramm von Corel. Ob das Paket der Kunst zugute kommt und die Funktionen in Ordnung sind, hat ComputerPartner untersucht.

Mit "Graphire 2" präsentiert die Wacom Europe GmbH ein Grafiktablett inklusive Maus und drucksensitivem Stift, die sich beide ohne Batterien betreiben lassen. Doch schon beim Installieren von Software und Treiber trat ein Problem auf: Der Kurzanleitung folgend, legte der Tester die CD ein und startete das Setup. Kurze Zeit später wurde er aufgefordert, den USB-Anschluss des Tabletts mit dem PC zu verbinden. Dies rief natürlich Windows (im Test: 98 SE) auf den Plan, das die CD mit dem Betriebssystem verlangt. Im Laufwerk befand sich jedoch die "Tablet Drivers"-CD, und der Installationsvorgang ist noch im Gange. Ungeübte PC-Anwender könnte das verwirren. Das ließe sich vermeiden, wenn zuerst der Hardwareanschluss hergerichtet und danach erst die Software installiert würde.

Hat der Anwender seine ursprüngliche Maus weiter in Betrieb, stört das die Arbeit mit der Wacom-Maus nicht. Dies ist auch empfehlenswert, denn falls der PC einmal bockt und man den Affengriff "Strg+Alt+Entf" benötigt, reagieren weder Wacom-Stift noch Wacom-Maus. (Natürlich kann man sich in dem Fall auch mit der Tastatur weiterhelfen).

Nach der erfolgreichen Installation besteht die Möglichkeit, ein Kurz-Lernprogramm aufzurufen, um die wichtigsten Merkmale des Sets kennen zu lernen. Zumindest für den Stift sollte der Nutzer dies einmal durchlaufen. Er liegt wie ein normaler Kugelschreiber in der Hand, besitzt eine Seitentaste mit zwei Klickrichtungen und hat darüber hinaus - wie ein normaler Bleistift - einen "Radiergummi" am anderen Ende. Damit kann der Anwender beispielsweise in einem Textverarbeitungsprogramm über Wörter oder ganze Absätze fahren und sie löschen. .

Mit der Spitze lassen sich fix Stellen zum Kopieren oder Ausschneiden markieren und der Cursor positionieren.

Leider verfügt der Stift über keine richtige Mine, womit sich bei einem Zeichenprogramm normal auf einem Blatt Papier zeichnen ließe, während gleichzeitig auf dem Bildschirm die Zeichnung sichtbar wäre. Die beiden Klicks der Seitentaste kann man im Kontrollfenster des Programms beliebig programmieren, zum Beispiel eine für die Funktion "Doppelklick Maus", die andere für "Rechte Maustaste".

Wacom betont in der Anleitung, dass der Stift ein ergonomischeres Arbeiten ermögliche, weil der Unterarm, im Gegensatz zur Verwendung einer Maus, nicht um 90 Grad aus seiner natürlichen Haltung heraus gedreht werden müsse. Das helfe, ein RSI-Syndrom zu vermeiden (Repetitive Strain Injury; Schmerzen durch permanente Muskelanspannung). Der Test zeigte: Hat man sich erst an den Stift gewöhnt, kann man locker auf eine Maus verzichten. Dies umso mehr, als sich die Wacom-Maus einige Male als sehr bockig erwies, wie man das von verschmutzten Pads her kennt. Auch bei ihr sind rechte und linke Taste sowie das Tastenrad zum Scrollen und Klicken im Kontrollfenster frei programmierbar.

Viele Einstellmöglichkeiten

Aufgerufen wird das Kontrollfenster über die Systemsteuerung oder die Windows-Programmliste. Es bietet eine verwirrende Fülle an Einstell- und Programmiermöglichkeiten, die man sich auf intuitivem Wege kaum alle wird erschließen können. Der Benutzer tut daher gut daran, das 115 Seiten starke Handbuch (PDF-Datei) genau zu studieren, will er die Power von Wacoms Set voll ausnutzen. Beispielsweise lassen sich für jede beliebige Anwendung - Word, Photoshop oder Corel Draw - alle Eigenschaften von Stift und Maus (Tastenbelegungen, Tablettbereich, Drucksensitivität usw.) gesondert festlegen. Die Programme müssen lediglich geöffnet sein, dann sind sie als Icon im Kontrollfenster anwählbar.

Gleich darunter sieht der User die Werkzeuge Stift und Maus. Markiert er zum Beispiel den Stift, definiert er im unteren Abschnitt des Kontrollfensters, ob er sie im Stift- oder im Maus-Modus betreiben möchte. Der Stift-Modus bewegt den Cursor mit absoluter Positionierung, das heißt jeder Punkt auf einer eingerahmten Teilfläche des Tabletts entspricht genau einem Punkt auf dem Bildschirm. Diese Betriebsart eignet sich besonders für Zeichenprogramme.

Eine interessante Möglichkeit bietet die Registerkarte Popup-Menü. Hier lassen sich beliebig viele Tastenkombinationen speichern, die man anschließend einer Stift- oder Maustaste zuordnen und bei Bedarf aktivieren kann. Aus unerfindlichen Gründen sind jedoch die Tasten "Strg", "Alt" und "Alt Gr" nicht verfügbar.

Zeichner werden sich über das Feature freuen, die Empfindlichkeit von Stiftspitze und Radiergummi auf die gewünschte Stufe festlegen zu können. Was allerdings weniger positiv ankommen dürfte, ist die mangelhafte beziehungsweise gar nicht vorhandene Abstimmung mit der beiliegenden Software "Painter Classic" von Corel. Beispielsweise war es im Test nicht möglich, die aktive Tablettfläche "eins zu eins" auf ein Corel-Dokument zu projizieren.

Dies benötigt der Zeichner, wenn er von einem Foto ein Bild pausen möchte, ohne den zeichenaktiven Bereich im Corel-Fenster zu überschreiten. Das Tablett verfügt zu diesem Zweck über eine transparente Folie, unter der sich das Bild fixieren lässt. Man kann sich helfen, indem man ein möglichst großes Corel-Dokument wählt. Doch wäre eine klare Anleitung im Handbuch oder, besser noch, eine Funktionstaste im Kontrollfenster für diesen Zweck ein Beispiel für Anwenderfreundlichkeit. (de)

<b>Kurzgefasst</b>

Wer sich am Rechner künstlerisch betätigen möchte, für den könnte Wacoms Grafiktablett-Set "Graphire 2" eine Möglichkeit sein. Die Stromversorgung des Tabletts geschieht per USB-Anschluss. Ergonomische Parameter wie Geschwindigkeit und Beschleunigung bei der Maus beziehungsweise Druckempfindlichkeit des Stifts sowie alle Tasten sind an die individuellen Anforderungen anpassbar, und zwar für jede Anwendung gesondert. Als reine Office-Anwendung ist das Produkt sicherlich überdimensioniert. Doch wer gern zeichnet, auch mal zwischendurch, um sich zu zerstreuen, wird seinen Spaß haben. Von ComputerPartner gibt es die Note Befriedigend.

Anbieter:

Wacom Europe GmbH

Europark Fichtenhain A9

47807 Krefeld

Tel.: 0 21 51/36 14 - 0

Fax: 0 21 51/36 14 - 111

E-Mail: info@wacom-europe.com

www.wacom.de

Preis:

rund 220 Mark (Listenpreis)

Wertung:

Gerät: 2-3

Lieferumfang: 2

Handbuch: 3

Ease-of-Use: 3-4

Händler-Support: 3-4

CP-Tipp: 3

Bewertung nach Schulnoten

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