Maxdata-Chef Lampatz macht kurzen Prozess

22.02.2001
Unternehmer sein bedeutet nicht, die Fairness mit Füßen zu treten.

In Zeiten einstürzender Aktienkurse scheint es ein probates Mittel zu sein, Mitarbeiter zu Tausenden auf die Straße zu setzen, um die Kosten zu reduzieren und den Aktionär friedlich zu stimmen (Seite 26). Ein anderes effizientes Mittel scheint zumindest für Maxdata zu sein, Anteile an weniger ertragreichen Unternehmen schnellstmöglich abzustoßen (mehr dazu auf Seite 10). In diesem Falle stimmt neben dem Verkauf an sich aber vor allem die Art und Weise nachdenklich, wie man diese Entscheidung kommuniziert und mit seinen Geschäftspartnern umgeht.

Hatte sich Holger Lampatz, Vorstandschef des Marler Unternehmens, nicht erst Ende letzten Jahres beschwert, dass man sein etabliertes und in der Old Economy beheimatetes Haus am Neuen Markt in einen Topf mit den Strohfeuer-Dotcoms warf und am Aktienmarkt mit ihm Schlitten fuhr? Nun hat er selbst eine Unart der New Economy übernommen, nämlich die Ex-und-Hopp-Mentalität der Internet-Gesellschaft. Sein Unternehmen gab nicht nur - eher beiläufig - bekannt, man wolle sich von den Anteilen an Pansite trennen, nein, das Essener Softwarehaus wur-de im selben Atemzug als absolut unrentabel gebranntmarkt und als unverkäuflich eingestuft. Man sei in Bezug auf die Verkaufsaussichten für das Software-Unternehmen pessimistisch und habe daher den Beteiligungswert bereits voll abgeschrieben. Absolut unverständlich ist hierbei vor allem, dass die Geschäftsfüh- rungen von Pansite und Panvision erst aus der Presse von dieser Entscheidung erfahren mussten.

Gut, die Erwartungen an ein gemeinsames ASP-Geschäft im Mittelstand hatten sich nicht erfüllt. Und ebenfalls klar, dass die Partnerschaft nicht so rentabel lief. Aber gar nicht klar war der Zeitpunkt der offiziellen Trennung: Nach Angaben der Pansite-/ Panvision-Geschäftsführung war man mit Maxdata noch in der Verhandlungsphase über mögliche gemeinsame Zukunftsoptionen.

Und überhaupt: Warum kickt Maxdata auch gleich Panvision mit aus dem Boot? Es ist zwar das Mutterunternehmen von Pansite, bietet aber eigenständige Multimedia-Dienstleistungen an, welche die Marler auch weiterhin zu ihrem Vorteil nutzen. Das klingt schon verdächtig nach Sippenhaft. Oder ist es ein Indiz, dass dem Monitor- und PC-Hersteller das Wasser bis zum Hals steht und er wild um sich schlagend ans rettende Ufer gelangen will?

In einem Offenen Brief an ComputerPartner schrieb Lampatz im April vorigen Jahres: "Unternehmer sein bedeutet, Dinge zu unternehmen und nicht zu unterlassen." Das ist zweifelsohne richtig. Aber Unternehmer sein bedeutet ebenso sicher nicht, die Fairness mit Füßen zu treten. Mit diesem Vorgehen hat sich Lampatz, der von sich selbst sagt, er sei nicht auf die Welt gekommen, um sich Freunde zu machen, einen Bärendienst erwiesen.

Ulrike Goreßen

ugoressen@computerpartner.de

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