Maxdata-Chef Lampatz: "Wir werden Peacock auf Vordermann bringen"

30.05.1997
MARL/WÜNNENBERG-HAAREN: Das Rätselraten um die Zukunft der Peacock AG endete mit einer Überraschung: Während alle Welt mit einer Übernahme durch Ingram Micro gerechnet hatte, ging der angeschlagene Distributor mit eigener PC-Marke nun in den Besitz der Maxdata GmbH über. Ingram indes steht in Deutschland noch immer mit leeren Händen da.Wir waren schneller als Ingram und konnten das bessere Konzept präsentieren." Holger Lampatz lehnt sich zufrieden in seinem Sessel zurück. In aller Stille hatte der Maxdata-Chef seit November vergangenen Jahres an der Übernahme von Peacock gebastelt, die nun in trockenen Tüchern ist. Das Nachsehen hat indes wieder einmal Ingram Micro, die schon kürzlich beim Poker um Macrotron leer ausging (vergleiche ComputerPartner 7/97, Seite 1).

MARL/WÜNNENBERG-HAAREN: Das Rätselraten um die Zukunft der Peacock AG endete mit einer Überraschung: Während alle Welt mit einer Übernahme durch Ingram Micro gerechnet hatte, ging der angeschlagene Distributor mit eigener PC-Marke nun in den Besitz der Maxdata GmbH über. Ingram indes steht in Deutschland noch immer mit leeren Händen da.Wir waren schneller als Ingram und konnten das bessere Konzept präsentieren." Holger Lampatz lehnt sich zufrieden in seinem Sessel zurück. In aller Stille hatte der Maxdata-Chef seit November vergangenen Jahres an der Übernahme von Peacock gebastelt, die nun in trockenen Tüchern ist. Das Nachsehen hat indes wieder einmal Ingram Micro, die schon kürzlich beim Poker um Macrotron leer ausging (vergleiche ComputerPartner 7/97, Seite 1).

"Wir finden es schade, daß wir nur zweiter Sieger sind", bedauert Stephen Griffith, Chief Financial Officer bei der Ingram Micro GmbH in Ottobrunn, gegenüber ComputerPartner. "Rein emotional waren wir von Anfang an die Verlierer", fügt er resigniert hinzu. Und während Lampatz das bessere Konzept, über dessen konkreten Inhalt er sich allerdings ausschweigt, als ausschlaggebend für seinen Sieg ansieht, hat der Ingram-Manager eine ganz andere Ursache ausgemacht: "Die Deutsche Bank, die die Verhandlungen mit der Maxdata-Mutter Metro und uns geführt hat, verfügt schon seit langem über sehr gute Geschäftsverbindungen zur Metro", weiß Griffith. Daher habe der Kölner Konzern, der über Vobis an Maxdata beteiligt ist, einen "Heimvorteil" gehabt.

Doch wie auch immer: Lachender Sieger ist Maxdata, die sich mit dem Deal ein weiteres Standbein zugekauft hat. "Ich hatte die Distribution als ein zusätzliches Geschäftsfeld schon immer im Auge", erklärt Lampatz. Da er dieses aber nicht aus eigener Kraft aufbauen wollte, habe er schon länger mit dem Kauf eines Distributors geliebäugelt.

Ingram geht weiter auf Brautschau

Während sich Maxdata ihren Wunschpartner nun an Bord geholt hat, wird sich Ingram Micro weiter in Deutschland umschauen. "Wir wollen uns in der nächsten Zeit verstärkt kleinere Distributoren ansehen und, wenn möglich, zwei bis drei von ihnen kaufen", so Finanzchef Griffith.

Keine Entlassungen bei Peacock

Doch zunächst einmal hat der weltgrößte Distributor andere Pläne. "Wir überlegen derzeit, eine zweite Niederlassung in Nord- oder Mitteldeutschland zu eröffnen", erläutert Griffith. Dazu soll das Personal kräftig aufgestockt werden. Wie viele Mitarbeiter neu eingestellt werden, konnte der Manager aber noch nicht sagen.

Bei Peacock wiederum ist nun aufräumen angesagt - und da gibt es einiges zu tun. Immerhin liefen bei den Westfalen in der Endabrechnung für das Geschäftsjahr 1995/96 (Ende: 30. September) Verluste in Höhe von 50 Millionen Mark auf. Doch damit nicht genug: "Peacock hat ihre eigene PC-Marke in letzter Zeit vernachlässigt - das wird sich ändern", kündigt Maxdata-Chef Lampatz an. Zu diesem Zweck würden die PCs des Dreiergespanns Vobis/Maxdata/Peacock künftig konzernweit gefertigt. Die Fremdfertigung, die Peacock bisher betrieben habe, werde beendet und statt dessen PCs in Marl bei Maxdata und in Würselen bei Vobis assembliert. Damit sei man in der Lage, jährlich über eine Million Computer herzustellen, so Lampatz.

Allen rund 550 Mitarbeitern garantiert der Maxdata-Gründer den Erhalt ihres Arbeitsplatzes. "Wir werden Peacock wieder auf Vordermann bringen, und alle Mitarbeiter werden stolz darauf sein, bei Peacock beschäftigt zu sein", verkündet Lampatz. Dagegen ist der Ausstieg der beiden Peacock-Gründer Hartmut Hellweg und Hermann Greif schon amtlich. Deren Plätze nehmen Vobis-Chef Dr. Gert Hügler und Lampatz ein - allerdings nur solange, bis zwei neue Spitzenmanager an Bord sind. Einzig Heinrich Spatz, der im November 1996 von Siemens Nixdorf zu Peacock gekommen war und als knallharter Sanierer gilt, wird seinen Vorstandsposten behalten. Nachzutrauern scheint Hellweg seinem Posten indes nicht sonderlich: Wie zu hören war, feierte er den Verkauf seines Unternehmens mit Champagner.

Auch Vobis profitiert von dem Deal

Neben Maxdata dürfte auch Vobis, die zu 51 Prozent an Maxdata beteiligt ist, vom Peacock-Kauf profitieren. Interessant für den rheinischen PC-Discounter ist nach Ansicht von IDC-Analyst Alexis Lagoudakis vor allem der professionelle PC-Bereich, der bei Peacock etwa 80 Prozent des Umsatzes ausmacht. Betont der Marktbeobachter: "Vobis hat bei den kleineren und mittelständischen Unternehmen kaum Erfolge." Durch die Übernahme könne sich dies ändern. Positiver Nebeneffekt: Die PC-Produktion, die bisher nur teilweise ausgelastet war, könne beständiger laufen, was die Lagerkosten reduziere. Als Mitgift von Peacock erhält Vobis außerdem noch den Bereich der Telekommunikation. "Die Produkte, die Peacock in diesem Segment vertrieben hat, sind durchaus wettbewerbsfähig", so Lagoudakis.

Unterm Strich dürfte sich die Übernahme für alle Beteiligten auszahlen: Der Verbund Maxdata/Vobis/Peacock kann mit einem Umsatz von insgesamt rund 5,7 Milliarden Mark bei den immens wichtigen Einkaufsverhandlungen nun noch selbstbewußter auftreten als bisher. Und: Lassen sich die PC-Verkaufszahlen der drei Unternehmen weiterhin so gut an wie bisher, könnte das Trio dem bisherigen deutschen PC-Marktführer Siemens Nixdorf bald das Leben schwer machen. (sn)

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