Maxdata opfert Pansite auf dem Altar der Ertragsoptimierung

22.02.2001
Maxdata meldete Ende letzter Woche seine vorläufigen Jahreszahlen und gab nebenbei die Trennung von der Beteiligung am Software-Unternehmen Pansite und der Panvision bekannt. Dabei hatten die Marler sich erst Anfang 2000 mit Feuereifer und einer Finanzspritze in Millionenhöhe ins Abenteuer E-Business gestürzt.

Nur ein Jahr nach der "radikalen" und "totalen" Neuausrichtung von Maxdata "vom klassischen Hardware-Hersteller zu einem zukunftsorientierten Full-Service-Provider für IT-Technologie mit Schwerpunkt Internet und E-Business für Geschäftskunden" (Maxdata-Pressemitteilung, Frühjahr 2000) machen die Marler regelrecht eine Rolle rückwärts. Nach dem Motto "Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln" wollen sie ihre Beteiligungen an den erst Januar 2000 übernommenen Internet-Firmen Pansite und Panvision wieder abstoßen.

Das heißt nach eigenen Angaben aber nicht, dass man sich aus dem E-Business ganz zurück ziehen werde. Im Gegenteil: Maxdata unterstütze damit nur den notwendigen Schritt, um im Rahmen der eigenen E-Business-Strategie weiter dynamisch wachsen zu können, ist dazu von offizieller Seite zu hören. Damit ist der Einkaufs- und Logistikprozess auf SAP gemeint, den die Marler seit dem 1. Januar 2001 anbieten.

Der geplante Verkauf der 40 Prozent Anteile an Pansite und 26 Prozent an Panvision erfolgt nach Unternehmensangaben im Rahmen einer "nachhaltigen" Ertragsoptimierung und trete in Kraft, sobald man einen Käufer gefunden habe. Ob sich aber einer finden wird, sei fraglich.

Pansite galt bei Maxdata noch im Frühjahr 2000 als "technologisch führendes, marktreifes Produkt, dass sich durch seine ausgewiesene Qualität (über den Fachhändler) relativ leicht verkauft, wenig Support benötigt und eine bemerkenswerte Marge ermöglicht" (siehe ComputerPartner 15/00, Seite 79). Jetzt, Mitte Februar 2001, läuft das Pansite-Produkt laut Heidfeld noch nicht in Deutschland und der geplante Umsatz 2000 von sechs Millionen Mark sei auch nicht "annähernd" erreicht worden.

Ab mit Schaden

Dieser harsch formulierte Abschied überrascht nicht nur die Branche, sondern vor allem zwei der Beteiligten, nämlich Pansite und Panvision. Christoph Wegener, Geschäftsführer bei Panvision, fühlt sich überrumpelt, zumal "wir seit Wochen in Verhandlung stehen und noch gar nichts Endgültiges besprochen wurde." Er wolle deshalb nichts dazu äußern. Nur so viel: "Wir haben in keiner Weise die Maxdata-Geschäftszahlen negativ beeinflusst, ganz im Gegenteil." Auch wenn Maxdata sich von den Anteilen trenne wolle, werde das Unternehmen weiterhin gern gesehener Kunde bleiben. Immerhin habe man ja die Homepages für Maxdata und Belinea geschaffen.

Ganz so locker kann es Thomas Wittbecker, Geschäftsführer von Pansite, nicht sehen. Bei ihm stehen nicht nur zukunftsentscheidende 40 Prozent des Geschäftskapitals auf dem Spiel, sondern auch der gute Name des Unternehmens. Gegenüber dem Online-Dienst FT Marketwatch.de erklärte der Maxdata-Pressesprecher Tim Heidfeld, man gebe sich in Bezug auf die Verkaufsaussichten für das Software-Unternehmen Pansite pessimistisch. Der Beteiligungswert sei voll abgeschrieben worden. Mit einem profitablen Verkauf sei daher kaum zu rechnen. Wittbecker beteuert hingegen, man sei derzeit mit Maxdata und potentiellen Neupartnern im Gespräch und er gibt sich sehr verständnisvoll: "Maxdata und wir waren vor einem Jahr der Meinung, ein gemeinsames ASP-Geschäft auf der Basis unseres Großkunden-Programms im Mittelstandssegment würde funktionieren. Doch unser beider Erwartungen haben sich nicht erfüllt." Es gäbe aber sehr wohl eine funktionierende ASP-Mittelstandslösung, man habe sie aber noch nicht an den Mann bringen können. Nun hoffen die Essener, einen neuen, finanzstarken Partner zu finden, mit dem vielleicht doch noch der Traum vom ASP-Mittelstandsprojekt verwirklicht werden könnte. Und wovon träumt Maxdata? Dass das vierte Standbein - E-Business - auch ohne CRM und ASP und Ertragsansprüche endlich an Festigkeit gewinnt. (Siehe dazu auch den Kommentar auf Seite 8). (go)

www.maxdata.de

www.pansite.de

www.panvision.de

Maxdata-Ergebnis 2000

Jahreszahlen schön geschrieben

Die Maxdata AG zeigte sich Ende letzter Woche bei der Bekanntgabe der Jahreszahlen 2000 eigentlich zufrieden. Immerhin habe man bei Umsatz und Gewinn die eigenen Prognosen übertroffen. Der Gesamtumsatz liege bei 1,86 Milliarden Mark, wovon 1,73 Milliarden Mark auf das Kerngeschäft entfielen, und es sei ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 15 Millionen Mark erwirtschaftet worden. Im Oktober war noch ein Umsatz im Kerngeschäft von 1,68 Milliarden Mark und ein Ebit von 13 Millionen Mark vorausgesagt worden. Das ist richtig. Doch eigentlich muss man das Ganze im größeren Zeitrahmen betrachten. Richtig ist nämlich auch, dass Maxdata vor besagtem Oktobertag die Erwartungen drastisch von zwei Milliarden Mark Umsatz und 100 (!!) Millionen Mark Gewinn reduzierte.

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