Erneute Entlassungen

McAfee-Mitarbeiter: "Hier geht´s brutal zu!"

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Der IT-Security-Anbieter hat Berichten zufolge im Januar über 200 Mitarbeiter entlassen. Zudem seien hunderte bislang offene Stellen gestrichen worden. Bill McAlister, Vertriebsleiter für Amerika, hat das Unternehmen verlassen.

McAfee kommt nicht zur Ruhe. Wie die gewöhnlich gut unterrichtete US-Website "The Information" berichtet, wurden in den vergangenen Wochen über 200 Mitarbeiter (etwa vier Prozent der Belegschaft) entlassen und hunderte unbesetzte Stellen gestrichen. Die Entlassungen betreffen alle Bereiche. Außerdem sollen mehrere hochrangige Manager dem Unternehmen den Rücken gekehrt haben, darunter mit Bill McAlister auch der Vertriebsleiter für Amerika. Die Entlassungswelle sei auf den Wunsch des Investors TPG zurückzuführen, der McAfees Umsatzrendite erhöhen möchte.

McAfee hat neben seinem Virenscanner inzwischen zahlreiche Enterprise-Security-Produkte im Angebot, kämpft aber offenbar immer noch mit den Altlasten der sieben verflixten Jahre als Teil von Intel, in denen das Unternehmen in vielen Teilen des Marktes den Anschluß verloren hat.
McAfee hat neben seinem Virenscanner inzwischen zahlreiche Enterprise-Security-Produkte im Angebot, kämpft aber offenbar immer noch mit den Altlasten der sieben verflixten Jahre als Teil von Intel, in denen das Unternehmen in vielen Teilen des Marktes den Anschluß verloren hat.
Foto: McAfee

Dem Bericht zufolge konnte McAfee den Umsatz 2018 lediglich um einen mittleren, einstelligen Prozentwert steigern. Der IT-Security-Markt insgesamt wuchs laut Gartner mit rund zwölf Prozent etwa doppelt so stark. In der Situation greift das Management mit Entlassungen und Stellenstreichungen zu einer kurzfristig ebenso einfachen und effektiven wie langfristig schädlichen Maßnahme. Laut "The Information" geht es dabei ans Eingemachte. Ein Mitarbeiter habe berichtet, dass es bei den Personalkürzungen "brutal" zugehe.

Neu ist der Versuch, durch Stellenstreichungen Kosten zu senken und die Margen zu verbessern, bei McAfee nicht. Bereits kurz nach der Loslösung von Intel im Frühjahr 2017 gab es einige Entlassungen. Im Sommer 2018 wurden erneut Stellen gestrichen. Damals berichteten US-Medien, dass neben zahlreichen weiteren, hochrangigen Managern auch Richard Steranka, der bei McAfee weltweit für den Channel verantwortlich war, das Unternehmen verlassen habe. Ein umfangreicherer Abbau von Arbeitsplätzen stehe unmittelbar bevor.

Mit diesem Tweet lobte Richard Steranka im Oktober 2017 das Partner-Ökosystem von McAfee, danach herrschte bis zu seinem Abgang im Sommer 2018 Funkstille.
Mit diesem Tweet lobte Richard Steranka im Oktober 2017 das Partner-Ökosystem von McAfee, danach herrschte bis zu seinem Abgang im Sommer 2018 Funkstille.

Auf Anfrage von ChannelPartner wollte sich McAfee damals zu den Berichten zunächst nicht äußern. Deutschland schien zumindest von den Aktivitäten nicht betroffen zu sein. Später reichte das Unternehmen dann eine schriftliche Stellungnahme nach. Darin erklärte es, man könne zur derzeit laufenden Reorganisation keine Einzelheiten preisgeben - und bestätigte sie damit immerhin indirekt.

Lesetipp: Anhaltende Aufbruchsstimmung bei McAfee

Damals wurden B2B-Sales, -Marketing und -Kundenbetreeung unter dem Dach des Chief Revenue Office zusammengefasst. Den Posten übernahm - neben dem als Präsident der Firma - John Giamatteo. Er hatte zuvor das Consumer-Business bei McAfee geleitet. Offenbar standen die Umstrukturierungen im Zusammenhang mit der Integration von Skyhigh Networks.

Nachdem sich der IT-Sicherheitsanbieter mit Hilfe eines Finanzinvestors im Frühjahr 2017 wieder von Intel gelöst hat, waren die Verantwortlichen zunächst zuversichtlich, sich als unabhängiges Unternehmen wieder voll auf die Positionierung im Markt für IT-Sicherheit positionieren zu können. Mit der Übernahme des Cloud-Security-Spezialisten Skyhigh Networks katapultierte McAfee sich im zukunftsträchtigen Marktsegment "Cloud Acceess Security Broker" (CASB) auf eine Spitzenposition. Der Preis dafür wurde nicht genannt. Da Skyhigh nach der letzten Finanzierungsrunde mit etwa 400 Millionen Dollar bewertet wurde, dürfte der Kaufpreis aber nicht unter 800 Millionen Dollar gelegen haben.

Zur Startseite