McAfee will breiter werden

20.09.2007
McAfee hat im deutschen Antiviren-Markt an Boden verloren. Mit neu angebotenen Lösungsszenarien möchte der Hersteller das zügig kompensieren.

Während McAfee weltweit den Umsatz mit reinen Antivirenlösungen kontinuierlich steigert, verliert der Hersteller hierzulande im Vergleich zur Konkurrenz an Boden. So meldete der Konzern für das vergangene Fiskaljahr erstmals einen Umsatz von über einer Milliarde Dollar bei einem Anteil des Geschäfts mit Antivirenlösungen von erstmals über 50 Prozent.

In Deutschland zieht McAfee aber zumindest in den Retailmärkten seit einiger Zeit gegenüber anderen Herstellern wie G Data und Kaspersky den Kürzeren, wie Channel-Managerin Sylke Baumann zugibt. Zwar nennt sie keine konkreten Zahlen, doch indirekt gibt die Managerin Versäumnisse zu: "Unser Retailgeschäft ist vergangenen Jahr nicht so gelaufen, wie uns das vorstellen. Wir überlegen uns, die Einzelhandelstrategie zu überarbeiten, doch in den vergangenen Monaten waren wir einfach überwiegend mit dem Aufbau neuer Geschäftsfelder beschäftigt."

Zwei neue Standbeine im Visier

Konkret bezieht sich Baumann auf Neurungen im B2B-Geschäft: So bietet McAfee seit Juni dieses Jahres mit der "Secure Internet Gateway 3000"-Appliance eine Weblösung speziell für kleinere und mittlere Unternehmen von 25 bis 250 Rechnern an. Das Gerät, das Spam, Spyware, Würmer, Viren und Phishing-Attacken von Netzwerken fernhalten soll, ist die erste Hardware, mit der sich der Hersteller gezielt an kleinere Unternehmen wendet. Eine Firewall enthält das Gerät allerdings nicht.

Auch vertrieblich gibt es eine Umstellung: Baumann betont, dass die Vertriebspartner von McAfee, die kleinere Kunden mit Antiviren-Lösungen beliefern, ab sofort die Verlängerungen der Serviceverträge nicht mehr selbst durchführen müssen. Der Kunde könne nun direkt über die Software selbst den Servicevertrag verlängern: "Unsere bestehenden Partner haben diese Meldung sehr erfreut aufgenommen, denn die jede Vertragsverlängerung bedeutete für die Reseller einen administrativen Mehraufwand. Jetzt erhalten unsere Partner von uns einfach eine Rückvergütung von 15 Prozent, ohne das sie an der Verlängerung direkt beteiligt sind."

Baumann kündigt im Gespräch mit ChannelPartner an, dass sich McAfee künftig verstärkt auf zwei neue Lösungsbereiche konzentrieren will: So hat der Hersteller im aktuellen Partnerprogramm das Spezialgebiet "Data Loss Prevention (DLP)" eingeführt:

So hatte McAfee im vergangenen Jahr den israelischen Datenschutz-Spezialisten Onigma übernommen. Die Technik ist bereits integriert: Alle hauseigenen B2B-Lösungen ließen sich mittlerweile um die DLP-Funktionen erweitern, so Baumann: Dieses Konzept sieht vor, Datenverlust in einem Netzwerk zu verhindern, der durch Mitarbeiter entstehen kann: Dabei werden alle zentral abgespeicherten Dateien eines Netzwerks, die der Administrator für unternehmenskritisch einschätzt, gekennzeichnet. Anschließend verhindert ein Filter nun, dass der Inhalt dieser Dateien über das Gateway oder andere Schnittstellen das Unternehmen verlässt. Auch Copy&Paste, Screenshots oder Ausdrucke sind nicht möglich.

Sylke Baumann sieht im diesem Ansatz enormes Potential für Reseller: "Wiederverkäufern winkt dankt DLP Zusatzgeschäft, etwa durch Beratung, Administration oder eben der Implementierung selbst." Interessierte Wiederverkäufer können aufhorchen: Baumann betont, dass McAfee Anfang in München kostenlosen Partnerworkshops mit anschließender Zertifizierung abhalten werde.

Der zweite Lösungsbereich, den der Hersteller künftig verstärkt anvisiert, ist Schwachstellen/Patch-Management: McAfee biete entsprechende Erweiterungen für seine bestehenden Lösungen an, so Baumann: Beispielsweise könne der "McAfee Policy Enforcer" Systeme im Netz erkennen, die nicht vorher festegelegten Sicherheitsrichtlinien entsprechen, und diesen dann den Zugang zum Netz verwehren.

Baumann betont, dass DLP und Patch-Management vor allem für Reseller interessant sei, die Mittelstandkunden ab 250 Netzwerkanwendern bedienen. So habe der sie eigens sieben neue Mitarbeiter eingestellt, die gezielt Vertriebspartner mit dieser Klientel unterstützen. (aro)

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