IoT eröffnet neue IT-Dimension

McKinsey über das Internet of Things

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Internet of Things im Handel

Händler sahen sich in den vergangenen Jahren vor allem durch den Online-Handel mit massiven Veränderungen ihres Geschäfts konfrontiert. Gerade das Internet of Things könnte nun dazu beitragen, den klassischen Laden wieder attraktiver zu machen. So kann IoT-Technik helfen, das Einkaufserlebnis zu verbessern: Die Systeme können Kunden beispielsweise über deren Mobilfunkanbindung identifizieren, wenn diese den Laden betreten, und via Indoor-Navigation zu Produkten leiten, für die sie sich bereits im Vorfeld online interessiert haben.

Auf Basis der Kaufhistorie können die Händler zudem Rabattangebote via Mobilfunk unmittelbar an die Kunden im Geschäft schicken, beziehungsweise - wie es ein Schuhhändler in Mittelamerika macht - wenn ein registrierter Kunde das Geschäft eines Konkurrenten in der Nähe betritt. Dann startet auf dessen Smartphone ein "Rabatt-Countdown" bei 100 Prozent: Für jede Sekunde, die der Kunde für den Sprint in den Laden des Rabattgebers braucht, reduziert sich der Nachlass um einen Prozentpunkt.

Mehr Effizienz und Komfort verspricht das IoT auch bei der Kaufabwicklung. Verlässt der Kunde mit dem Einkauf den Laden, könnten Sensoren auf den Produkten automatisch die Preise an das Kassensystem melden, die fällige Summe wird dann abgebucht. Self-Checkout-Systeme und kontaktloses Bezahlen via Smartphone und Near Field Communication (NFC) könnten also lästige Wartezeiten reduzieren. Außerdem benötigen die Ladenbetreiber weniger Personal.

McKinsey schätzt, dass sich durch die neuen Techniken bis zu drei Viertel der Kassenkräfte einsparen ließen. Der IoT-Einsatz hilft außerdem, Läden kundenfreundlicher zu gestalten und das Inventar besser zu platzieren. So können die Inhaber durch Beobachtung der Kundenbewegungen im Geschäft die Positionierung einzelner Produkte genauer planen. Außerdem lässt sich durch eine exaktere Auswertung des Kaufverhaltens der künftig erforderliche Produktbestand besser kalkulieren. Ein Realtime-Monitoring des Warenbestands mit automatischen Nachbestellungen spart Aufwand für ansonsten notwendige Lagerflächen. Gleiches gilt für den Einsatz von Verkaufspersonal.

Die Adaption von Internet of Things-Techniken im Handel wird McKinsey zufolge unterschiedlich verlaufen. Die notwendigen Investitionen in neue Systeme und IT werden sich gerade die vielen kleinen Läden in den aufstrebenden Märkten in Regionen wie Indien oder Lateinamerika nicht leisten können. Außerdem finden dort gerade in diesem Bereich Millionen Menschen Arbeit, so dass viele Regierungen diese Marktsegmente gegen international agierende Ketten regulatorisch geschützt haben. Grundsätzlich werden sich im Zuge von IoT auch die Anforderungen an das Personal verändern. Verkäufer, die Waren suchen und hin- und hertragen, werden künftig weniger gefragt sein. Künftig gilt es, anhand von smarten CRM-Systemen genauer auf die Wünsche und Anforderungen der Kunden einzugehen.

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