Media-Markt: Box-Moving-Image ade

23.08.2001

Die deutsche Nummer eins der Consumer-Elektronic-Stores, Media-Markt, musste im laufenden Geschäftsjahr "Federn lassen", wie Klaus-Peter Voigt, Vorsitzender der Geschäftsführung in Ingolstadt, im Gespräch mit ComputerPartner einräumt (siehe Artikel auf Seite 12 dieser Ausgabe). Der PC-Absatzeinbruch an der Consumerfront macht den bisher erfolgsverwöhnten Ingolstädtern zu schaffen. Voigts persönliches Ziel, in diesem Jahr ein knapp zweistelliges Umsatzwachstum zu erreichen, können die Roten nicht realisieren. Steigerung ja, aber nur einstellig.

Voigt greift jetzt zum gängigen Mittel: Kursänderung. Der Manager will das Image der Metro-Tochter ändern. Dass heißt, Abschied vom reinen Box-Moving-Geschäft. Service und Beratung sollen für den Endkunden in den Media-Markt-Outlets forciert werden - nicht nur in der IT-Ecke, sondern auch in der Unterhaltungselektronik und beim vielzitierten Thema Konvergenz.

An dem gelebten Marketing-Motto "Wir können nur billig" soll sich durch die Neuausrichtung nichts ändern. Denn die Preisführerschaft will Voigt auf jeden Fall - gegen Wettbewerber wie Aldi und Konsorten - verteidigen. Und genau damit wird der Richtungswechsel für Media-Markt zur Gratwanderung: Das Forcieren von Beratung und Service - der PC-Fachhandel kann ein Lied davon singen - kostet Geld und muss am POS über das verkaufte Produkt wieder reingeholt werden. Gleichzeitig der billigste im Land zu bleiben, könnte den Media-Markt-Lenker vor ein Problem stellen. Denn den Auf- und Ausbau von Dienstleistungen, Service oder After-Sales-Support für den Konsumenten sowie die entsprechende Werbung an der Endkundenfront bezahlt auch Media-Markt nicht aus der Portokasse.

Voigt setzte bereits im vergangenen Jahr erste Akzente für den strategischen Wechsel: In Kooperation mit einer Fremdfirma, dem IT-Serviceunternehmen Homejumper, teste er - nach eigenen Angaben "erfolgreich" - das Servicegeschäft an der Retailfront. Was das Thema Serviceausbau angeht, "sind noch mehr Kooperationen angedacht", betont der Media-Markt-Chef jetzt. Daraus kann man ableiten, dass die Roten zwar die Themen Service und Beratung für Einsteiger forcieren, aber nicht als eine ihrer Kernkompetenzen definieren werden. Denn Kernkompetenzen wickelt kein Händler, der es ernst meint, über Fremdfirmen ab: Schließlich sollte der direkte Zugriff auf Qualitätskontrolle und Kosten nicht verloren gehen.

Dass es Media-Markt aber dennoch ernst ist, Beratung und Service für Endkunden zu verstärken, sieht man daran, dass das Management bereits interne Diskussionen zum Thema Kursänderung führte. Wer mit dem Wechsel nicht einverstanden war, hat das Unternehmen bereits verlassen. Allerdings werden sich die Roten nicht von heute auf morgen zum IT-Dienstleister für Erstkäufer mausern. Vielmehr werden sie auf eine Mischung - ähnlich wie in ihrer Kalkulation - setzen: Box-Moving plus hochwertige Produkte plus Service für Einsteiger, und mit der Zeit auch qualifizierte Beratung. Cornelia Hefer

chefer@computerpartner.de

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