Channel-Trends 2020 im Schatten der Corona-Krise

Mehr als Digitale Transformation

Joachim Fischer ist Sales Director EMEA bei Vertiv.
Steigende Erträge aus Services, aus Digitalisierungs- und IT-Security-Projekten sowie aus dem wachsenden Business mit Edge Computing – das sind die Wachstumstreiber 2020 im Channel.
Ein Trend treibt den Channel derzeit besonders stark an: Edge-Computing.
Ein Trend treibt den Channel derzeit besonders stark an: Edge-Computing.
Foto: Wright Studio - shutterstock.com

Margen und Wettbewerbsdruck waren jahrelang die bestimmenden Themen im Channel. Das hat sich geändert. Jetzt geht es dem Channel sehr gut und die Zeichen sind auf Wachstum gestellt.

Fachkräftemangel bleibt Herausforderung Nummer 1

Vor allem das Service-Geschäft bringt Geld in die Kassen der Reseller. Daher war es richtig und gut, dass einige Hersteller dazu übergegangen sind, Reseller sowohl hinsichtlich der Produkte als auch beim Service-Geschäft stärker zu unterstützen:

  • mit verbesserten und flexibleren Schulungs- und Weiterbildungsangeboten, etwa mit einer Online-Trainingsplattform

  • mit speziellen Produkten für den Channel,

  • mit Online-Produkt-Konfiguratoren zum leichteren Erstellen von Angeboten für die Kunden

  • aber auch mit direkter Unterstützung der Wiederverkäufers bei ihren Kunden in der Projektphase

So haben auch kleinere Channel-Partner die Möglichkeit, Aufträge zu übernehmen, die sie allein nicht stemmen könnten. Denn im Channel braucht es Qualität und Quantität gleichermaßen.

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Außerdem ist die hohe Nachfrage - vor allem der mittelständischen Kunden - nach Unterstützung in den Bereichen Digitalisierung und IT-Sicherheit ungebrochen - ein weiterer wichtiger Wachstumstreiber für den Channel. Und noch ein weiterer Trend treibt den Channel derzeit stark an: Edge-Computing.

Edge-Computing: Chance für den Channel

Um Latenzzeiten zu verringern und Bandbreitenengpässe in zentralen Rechenzentren zu vermeiden, verlagern insbesondere Unternehmen und Organisationen mit vielen, oftmals auch kleinen Niederlassungen ihre Rechenkapazitäten zunehmend näher an die Anwender. So können die Daten direkt dort verarbeitet werden, wo sie anfallen - am Rand ihres Netzwerks ("Edge") in den Filialen.

Weil eigene IT-Mitarbeiter dort in der Regel nicht vor Ort sind, übernehmen kleine und mittelständische IT-Dienstleister die Installation und Betreuung der Edge-Sites. Wie die Umfrage "Data Center 2025: Closer to the Edge" aufzeigt, geht der Edge Computing-Trend rasant weiter: Von den Umfrageteilnehmern, die heute bereits Edge-Sites betreiben oder diese bis 2025 weiter nutzen wollen, rechnen mehr als 53 Prozent damit, dass die Anzahl der von ihnen unterstützten Edge-Sites um mindestens 100 Prozent wachsen wird. 20 Prozent prognostizieren sogar einen Anstieg von 400 Prozent oder mehr.

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Insgesamt erwarten die Umfrageteilnehmer, dass die Gesamtzahl ihrer Edge-Computing-Standorte bis 2025 um 226 Prozent zunehmen wird. Die Chancen, die sich hier für Reseller ergeben, sollten genutzt werden und bergen sehr gutes Potenzial für weiteren Umsatzzuwachs.

Fachkräftemangel bremst Wachstum aus

Doch bei all den guten Entwicklungen und Aussichten gibt es doch ein drängendes Problem für den Channel: Den Fachkräftemangel. Denn rund 124.000 Stellen waren laut Bitkom in 2019 in der IT-Branche unbesetzt. Jeder dritte Mittelständler klagt laut einer Umfrage von Lünendonk aus dem Jahr 2019 über den Fachkräftemangel im IT-Bereich.

Diese Knappheit ist also Chance und Risiko zugleich für die Partner: Einerseits leiden die Kunden unter dem Fachkräftemangel und kaufen sich deswegen gerne Unterstützung ein. Denn aufgrund der fehlenden Mitarbeiter mit entsprechender Digitalkompetenz sind immer mehr Unternehmen auf externe Dienstleister angewiesen. Für 2020 erwarten die Anbieter von IT-Beratungs- und Umsetzungsleistungen deshalb ein Umsatzwachstum von etwa zehn Prozent. Andererseits ist es auch für die Channel-Partner schwierig, selbst ausreichend Fachkräfte zu finden.

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Doch der Fachkräftemangel hierzulande ist nicht nur für die Unternehmen und den IT-Channel ein Problem, sondern wird inzwischen als eine der größten Risiken in Bezug auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gesehen. Deswegen will die Bundesregierung im Rahmen einer Recruiting-Offensive verstärkt IT-Fachkräfte aus dem Ausland anwerben.

Nun hat uns die Corona-Krise mehr oder weniger unvorbereitet getroffen. Unternehmen, deren Mitarbeiter im Homeoffice und flexibel arbeiten können und die bereits die notwendigen Voraussetzungen dafür geschaffen haben sowie über einen hohen Digitalisierungsgrad verfügen, sind klar im Vorteil. Sie können den Betrieb aufrechterhalten. Die wirtschaftlichen Folgen dieser Krise sind noch nicht absehbar, aber die Nachfrage nach IT-Lösungen und -Dienstleistungen dürfte sich schon bald noch weiter erhöhen.

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