Mehr Arbeit, weniger Urlaub: So will Maxdata den Standort Deutschland retten

20.11.2003
Kostensparen ja, aber keine Massenentlassungen. Als eines der ersten deutschen IT-Unternehmen hat Maxdata die Arbeitszeit bei gleichem Gehalt für seine 1.000 Mitarbeiter erhöht. Mit Zustimmung des Betriebsrates. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goreßen

Mitte November haben die Konzernleitung und der Betriebsrat von Maxdata folgenden Beschäftigungspakt geschlossen: Ab dem 1. Januar erhöht sich für zwei Jahre ohne Gehaltsausgleich die Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 41 Stunden. Zusätzlich wird die Zahl der Urlaubstage von 30 auf 28 Tage reduziert.

Laut Aussage des Maxdata-Gründers und Vorstandsvorsitzenden Holger Lampatz hätten die rund 1.000 Mitarbeiter in Deutschland "weitsichtig gehandelt und einen wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg und zum Erhalt wettbewerbsfähiger Arbeitsplätze geleistet". Eine mögliche Alternative wäre nämlich die Verlagerung der Produktion und des Services in andere Länder gewesen. Doch man habe sich bei Maxdata "für den mühsameren, aber auch sozialverträglicheren Weg entschieden", wie Lampatz erklärt.

Mehr als 50 Prozent der operativen Kosten entstehen laut seiner Aussage durch Lohn- und Lohnnebenkosten. "Die Lohnnebenkosten können wir Unternehmer nicht verändern, das ist Sache der Politiker", so Lampatz im Gespräch mit ComputerPartner. "Aber an den Lohnkosten können wir was tun." Nur wenn man hier ansetze, könne man international konkurrenzfähig bleiben.

Denn genau dieser ständige internationale Vergleich macht es deutschen Unternehmen immer schwieriger, konkurrenzfähig zu bleiben. Dabei spielen die Löhne nebst Nebenkosten, etwa für Rentenversicherung, Pflichtkrankenkasse oder Solidaritätsbeitrag, nicht einmal die alles entscheidende Rolle.

Die Produktionskosten seien vielmehr allein schon durch 30 Tage Jahresurlaub und die zahlreichen gesetzlichen Feiertage international nicht konkurrenzfähig. Und der ungünstige Wechselkurs von Euro und Dollar, der drastische Preisverfall sowie die Investitionszurückhaltung der Großunternehmen täten ihr Übriges.

Deutschland ist seiner Ansicht nach in eine "Komfort-Falle" geraten. Und nur, wenn man dieses "Gewohnheitsrecht" hinterfrage, schaffe Deutschland den Schritt aus der Krise. Er ist sich sicher: "Wir müssen uns alle auf eine harte Zukunft einstellen."

Theoretisch hätte er die Lohnkosten auch durch Lohn- und Arbeitszeitkürzungen senken können. "Aber das war für uns kein gangbarer Weg. Jeder Mitarbeiter macht seine Lebensplanung auf der Basis seines Nettoeinkommens. Das kann man doch nicht so einfach reduzieren", stellt der Maxdata-Chef klar. "Wir befinden uns auch in einer ganz anderen Situation als beispielsweise die Automobilbranche. Bei deren sinkenden Aufträgen macht es Sinn, die Arbeitszeit zu verkürzen, um Massenentlassungen zu vermeiden. Bei uns hingegen sind die Aufträge gestiegen." Kumuliert bis Oktober 2003 stieg die Notebook-Nachfrage bei Maxdata um 90 Prozent. Allein in Deutschland war das ein Plus von 50 Prozent. Auch im Server-Geschäft verbuchten die Marler ein Wachstum von 30 Prozent.

Dennoch sanken Maxdatas Umsätze und Profite. So schloss das Unternehmen das dritte Quartal 2003 mit einem Verlust vor Zinsen und Steuern von rund 18 Millionen Euro ab. Der operative Verlust lag bei fünf Millionen Euro, einmalige Sonderaufwendungen schlugen mit 13 Millionen Euro zu Buche.

Das ist für Lampatz aber kein Grund für "operative Hektik". Mit einer Eigenkapitalquote von 66 Prozent stehe Maxdata absolut gesund da. Nur müsse man eben die Prozesse noch weiter verschlanken. Aus diesem Grund habe das Unternehmen bereits beträchtliche Summen in die Hand genommen, etwa für die SAP-Umstellung. Weitere Schritte seien auch schon in Angriff genommen oder in Planung. Das sei ja auch die grundlegende Aufgabe eines Unternehmers, "etwas zu unternehmen, zu bewegen". Doch Prozessoptimierungen trügen oftmals erst nach Jahren Früchte. Die aktuelle Situation erfordere jedoch kurzfristigere Ergebnisse. Deshalb seien auch die Mitarbeiter dazu aufgerufen, schnell und flexibel auf veränderte Situationen zu reagieren. "Es ist eine unserer Grundregeln, intern immer offen und sauber zu kommunizieren, auch bei unangenehmen Themen", stellt Lampatz klar.

Und genau das fruchtet nicht erst seit dem aktuell beschlossenen Beschäftigungspakt. Schon seit längerem gibt es bei Maxdata eine flexible Arbeitszeitregelung. Je nach Arbeitsvolumen arbeiten die Mitarbeiter mal mehr, mal weniger. Und wenn es die Auftragssituation verlangt, kommen sie auch am Samstag zur Arbeit - ohne irgendwelche Wochenendzuschläge.

Meinung der Redakteurin

Ein Unternehmer heißt Unternehmer, weil er etwas unternimmt. Hinter diesem Satz steckt eine wichtige Grundregel für eine funktionierende Wirtschaft. Anders als Politiker, die akute Probleme bis zur nächsten Wahl aussitzen können, muss ein guter Unternehmer sofort auf Marktveränderungen reagieren und sein Angebot anpassen. Der Erfolg hängt aber auch von der Bereitschaft seiner Mitarbeiter ab, gemeinsam mit ihm für diese Unternehmensziele zu kämpfen. Die gesamte Maxdata-Belegschaft zeigt, wie es gehen kann.

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