Mehr Sicherheit kostet Ertrag

01.03.2001
Im vierten Teil unserer Serie "Private Altersvorsorge" wägen wir die Vor- und Nachteile von Renten- und Mischfonds ab.

Die Besitzer von Aktienfonds haben genau wie die Aktionäre ein schlechtes Jahr 2000 mit vielen Enttäuschungen hinter sich. Ruhiger schlafen kann, wer sein Geld in Rentenfonds oder gemischte Fonds investiert hat. Doch langfristig muss er mit erheblichen Ertragseinbußen rechnen: Die höhere Sicherheit lässt die Rendite schrumpfen.

Die finanzielle Vorsorge für das Alter und die Familie mit einem Fondsdepot zu betreiben, ist für Händler, die sich selbst wenig um die Kapitalanlage kümmern können, ein reizvoller Gedanke. Man zahlt eine größere Summe auf einen Schlag oder monatlich einen festen Betrag ein und muss sich um nichts mehr kümmern. Profis übernehmen es, das Geld anzulegen. Die Investment-Manager kochen zwar auch nur mit Wasser, sind aber aufgrund der großen Summe in der Lage, das Risiko besser zu streuen. Sie sind auch ständig am Ball, analysieren die Unternehmen, in die sie investieren, und setzen auf ausgefeilte Computerprogramme, die Trends frühzeitig erkennen.

Fondskäufer entscheidet über Höhe der Rendite

Was bei einer Fondsanlage unter dem Strich herauskommt, hängt aber nicht nur von den Fähigkeiten der Investment-Manager ab. Die Anleger entscheiden bei der Wahl der Fondsgattung wesentlich mit, wie die Rendite aussieht. Je nach Risikoneigung der Fondskäufer kommt über die Jahre hinweg mehr oder weniger Ertrag heraus. Und da die Altersvorsorge eine ausgesprochen langfristige Angelegenheit ist, summieren sich die Prozentpunkte, die fehlen oder die noch obendrauf kommen. Die Stiftung Warentest hat ausgerechnet, welche Rendite und welche zusätzliche Monatsrente sich ergäben, wenn vor 35 Jahren 100.000 Mark in Investmentfonds investiert worden wären. Da bringen es Aktienfonds mit internationaler Orientierung auf durchschnittlich 10,4 Prozent Ertrag pro Jahr. Die Besitzer haben seit den sechziger Jahren viele Höhen und Tiefen am Kapitalmarkt mitgemacht. Wer aber durchgehalten hat, kann sich über das gute Ergebnis freuen.

Euro-Rentenfonds für den vorsichtigen Anleger erreichten in der gleichen Zeit dagegen nur 7,1 Prozent Rendite. Gemessen an anderen Anlageformen wie Sparbriefen oder Bundesschatzbriefen ist das aber immer noch eine stattliche Verzinsung. Sie steigt deutlich, wenn man den festverzinslichen Werten im Investmentdepot eine gewisse Menge Aktien beimischt. Für diese so genannten Gemischten Fonds hat die Stiftung drei Alternativen berechnet. Wer seinen 75 Prozent Rentenwerten im Fonds nur 25 Prozent Aktien zugesellt hat, erzielte seit 1965 eine Rendite von bereits 7,9 Prozent. Dieser Satz steigt bei einer Quote von 50 zu 50 auf 8,7 Prozent. Wer schließlich kühn auf 75 Prozent Aktien setzte und diesem Bestand als "Airbag" nur 25 Prozent festverzinsliche Wertpapiere zugibt, kam auf eine Fondsrendite von 9,6 Prozent. Damit ist der Besitzer dieses Mischfonds dem Ertrag des reinen Aktienfonds schon sehr nahe.

Mittlerweile gibt es auch Mischfonds, die einen Teil des Geldes zur Risikominimierung in Immobilien investieren. Die Union Investment-Gesellschaft verfolgt dieses Konzept und hat mit den beiden Fonds Geno Euro Classic und Geno Euro Classic II zwei der drei größten deutschen Mischfonds im Angebot.

Rentenfonds bringt hohen Abschlag bei Monatsrente

Aus den unterschiedlichen Erträgen der verschiedenen Fondsgattungen ergeben sich erhebliche Unterschiede bei den monatlichen Renten aus dem Fondsdepot. Hier die Rechnung:

Der Besitzer eines reinen Rentenfonds hat also im Alter deutlich weniger Monatsrente als der Erwerber eines Mischfonds, der ein wenig mutiger war - von dem kühnen Käufer des reinen Aktienfonds ganz zu schweigen. Und die Unterschiede wachsen über die Jahre hinweg. Wer nach dem Ende des Berufslebens noch zehn Jahre lang Zahlungen aus dem Rentenfonds beziehen möchte, bekommt die Differenz nicht so stark zu spüren. Hier liegt zwischen dem reinen Rentenfonds und dem Mischfonds mit 75 Prozent Aktienanteil eine Spanne von 123 Mark monatlich oder rund zehn Prozent. Wenn jemand seine Investmentrente noch zwei Jahrzehnte lang erhält, wächst die Spanne zum Nachteil des Besitzers eines reinen Rentenfonds auf 145 Mark pro Monat oder 16 Prozent. Wer schließlich so optimistisch ist und eine Rentenzahlung für noch 30 Jahre vereinbart, hat beim Rentenfonds dann 163 Mark oder 20 Prozent weniger als bei dem Mischfonds mit nur 25 Prozent Rentenanteil.

Es sind erst wenige Jahre vergangen, seit die Manager fast aller großen Investmentgesellschaften einhellig beklagten, dass die übervorsichtigen Anleger zu sehr auf Rentenfonds setzen und die chancenreicheren Aktienfonds vernachlässigen. Noch Anfang der neunziger Jahre waren fast 90 Prozent aller Gelder, welche die Deutschen überhaupt für Fonds ausgegeben hatten, in Rentenfonds geflossen. Heute beträgt diese Quote gerade mal knapp 39 Prozent. Die Entwicklung hat sich umgekehrt: Mit dem Börsengang der Deutschen Telekom und den ers-ten Kursexplosionen am Neuen Markt traten plötzlich die Aktienfonds in den Vordergrund. Ihre Anziehungskraft wurde noch verstärkt durch die Konzentration auf europäische Werte.

Euro-Einführung erweitert Anlagespektrum

Eine solche Entwicklung könnte - einer Renaissance gleich - mit der Einführung des Euro Anfang nächs- ten Jahres auch für die Rentenfonds einsetzen. Denn für sie erweitert sich das Anlagespektrum ebenfalls, und es werden neue Euroland-Rentenfonds aufgelegt. Die Palette der Rentenfonds wird größer, und es gibt mehr Alternativen für die Anleger. Neben den Fonds, die in deutsche festverzinsliche Werte investieren, wächst die Zahl der international anlegenden Rentenfonds. Sie nutzen die Veränderungen von Wechselkursen und reduzieren Währungsrisiken. So genannte Hochzinsfonds nutzen das Renditepotenzial von Unternehmensanleihen, was für die Käufer mit einem höheren Risiko verbunden ist. Es gibt Rentenfonds, die das Geld nur in bestimmten Regionen, beispielsweise in Schwellenländern, anlegen. Und es gibt Rentenfonds, die ausschließlich Euro- Anleihen kaufen, wobei es auch verschiedene Risikoklassen gibt. Die Fonds, die nur auf D-Mark-Anleihen bauen, wird es nicht mehr lange geben. Denn diese Anleihen werden von den Kurszetteln der Börse verschwinden und durch Euro-Werte ersetzt werden.

Bei aller Vielfalt bleiben aber für Rentenfonds jeder Art bestimmte grundsätzliche Vorteile. Das sind:

- Rentenfonds sind gegenüber der Direktanlage in festverzinslichen Wertpapieren nationaler und internationaler Emittenten kostengünstiger.

- Der Renditegewinn durch die automatische Wiederanlage der Erträge bringt eine optimale Nutzung des Zinseszinseffektes.

- Das Anlagekapital kann ohne Zusatzkosten und Mindestanlagesummen international gestreut werden.

- Derivate Instrumente können effizient zur Absicherung von Zins- und Währungsrisiken eingesetzt werden.

- Ganz nach Wunsch der Anleger lassen sich die Laufzeiten und die Bonität der Anleihen auswählen.

- Rentenfonds entsprechen dem in Deutschland sehr stark ausgeprägten Bedürfnis nach wertstabilen Geldanlagen.

- Der Anleger kann sein inves-tiertes Kapital an jedem Börsentag uneingeschränkt zurückhaben.

Der Anleger kann bei der Rendite seiner Fonds viel selbst steuern, nicht zuletzt auch durch die Wahl des einzelnen Produkts. Wenn er sich gut informiert und sich von seiner Bank nicht den erstbesten hauseigenen Renten- oder Mischfonds andrehen lässt, kann die Rendite nur sieben oder acht Prozent, aber auch die doppelte Höhe erreichen und im Einzelfall sogar mehr als 20 Prozent pro Jahr betragen.

And the winner is: Metzler Investment

Den Renditerekord im Zehn-Jahres-Vergleich bis zum 30. Dezember 2000 bei Rentenfonds hält der "Privatfonds" von Metzler Investment, der inzwischen - wesentlich komplizierter - "DGM/Lippe Dynamik Portfolio MI" heißt, mit einem Wertgewinn von 229,9 Prozent. Das ist ein frei käuflicher Rentenfonds mit dem Anlageschwerpunkt europäische Währungen. Aber auch die Vorliebe zur amerikanischen Währung lohnt sich. Der Fonds "Dollarrenta" der DWS, auschließlich im Dollarraum tätig, hat eine Wertsteigerung von 177 Prozent erzielt. Der "Condor Fonds" der Union, der in Euroland investiert, kam in den zehn Jahren auf 153 Prozent, der "Thesaurent" des Deutschen Investment-Trust, der international anlegt, auf eine Performance von 152 Prozent. Der "FT Accuzins" des Frankfurt Trust erreichte 146 Prozent. Das sind Jahresrenditen von 15, 16, 17 und fast 23 Prozent, die sich sehen lassen können. Bei den Spitzenreitern unter den Mischfonds sieht die Bilanz noch besser aus. In der Zeit zwischen dem 30. Dezember 1990 und dem 30. Dezember 2000 erzielte der in Deutschland investierende "GKD-Fonds" der DWS einen Wertgewinn von 330 Prozent. Es folgt der ebenfalls nur im Heimatland tätige "Plusfonds" der Adig mit einem Zuwachs von 254 Prozent. Auf den weiteren Plätzen rangieren der europäische Mischfonds "MMWI-Select-Fonds" von Warburg Investment (244), der international anlegende "Ring International" von DWS (238 Prozent) sowie der "Fiduka-Universal-Fonds 1" der Universal Investment-Gesellschaft (219), der sich wiederum auf dem internationalen Parkett tummelt. (pw)

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