Mehrheit der Passauer Batavia Multimedia GmbH übernommen

21.01.1999

TAUCHA/PASSAU: Jetzt fangen auch die vermeintlich "Kleinen" an, den deutschen Disti-Markt aufzumischen. Den Anfang machte noch kurz vor Jahreswechsel die Lintec Computer AG, die 51 Prozent des Multimedia-Distributors Batavia übernommen hat - bei einer Option von 100 Prozent in den nächsten drei Jahren.Für Einheitskanzler Helmut Kohl dürfte der Batavia-Kauf durch Lintec Wasser auf den Mühlen sein. Denn hier hat funktioniert, was derzeit in vielen anderen Bereichen noch Utopie ist: das Zusammenwachsen von Ost und West. Oder: Ost übernimmt West - und beide finden's gut. "Wir sind froh, daß wir mit Lintec zusammengehen. Bei einem großen Distributor wären wir nur ein Anhängsel, bei Lintec fühlen wir uns gleichberechtigt", meint Batavia-Gründer und Geschäftsführer Matthias Sawatzky. Und für den Distributor und PC-Hersteller aus Taucha bei Leipzig bedeutet die Übernahme die "endgültige Etablierung unter den führenden europäischen Unternehmen der Branche", wie es die Sachsen ausdrücken.

Tatsächlich konnte die Lintec AG, die seit September vergangenen Jahres am Frankfurt Neuen Markt gelistet ist, mit der Übernahme ihren Umsatz mehr als verdreifachen: Im abgelaufenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz von 119,1 auf 371 Millionen Mark. 222 Millionen Mark steuerte die Batavia Multimedia GmbH & Co. Vertriebs KG bei. Daneben ergeben sich aber auch noch weitere Vorteile für beide Unternehmen, wie Sawatzky betont: "Die beiden Firmen ergänzen sich untereinander prima. Während Batavia vor allem den Zugang zu Großvertriebsformen mitbringt, kann Lintec mit einem starken Fachhandelsprogramm glänzen." Dadurch käme man sich auch bei den Kunden nicht in die Quere. Denkbar wäre auch, das Konzept des ostdeutschen Distis auf Batavia zu übertragen. "Die Erfolgsfaktoren von Lintec sind lokale Präsenz verbunden mit einer intensiven persönlichen Betreuung der Kunden bei voller Warenverfügbarkeit. Warum sollte man dieses Konzept nicht auch auf uns ausweiten?", überlegt Sawatzky.

Synergien in der PC-Fertigung

Synergien verspricht sich das Duo auch in der PC-Fertigung. "Wir können heute gemeinsam über 100.000 PCs herstellen. Bei dieser Größenordnung haben wir in den Verhandlungen mit Microsoft oder Intel eine ganz andere Ausgangsposition als vorher", erklärt der Batavia-Chef. Künftig werden die PCs der Passauer in der unlängst fertiggestellten Produktionsanlage in der Lintec-Europazentrale assembliert.

Interessant für den sächsischen Disti ist nach eigenem Bekunden auch der Bereich der digitalen Fotografie, den Batavia mit der 1997 gegründeten Tochter Batavia Digital Imaging Systems GmbH (DIS) einbringt. Immerhin trägt dieser Bereich mit einem Umsatz von 23,4 Millionen Mark mehr als zehn Prozent zum Batavia-Umsatz bei. In den nächsten zwei Jahren, so das ehrgeizige Ziel, soll die Börsenreife für die DIS GmbH hergestellt werden. (sn)

Wurden sich noch vor Weihnachten einig: Matthias Sawatzky (links), Batavia-Gründer und -Geschäftsführer, hat die Mehrheit seines Unternehmens an Lintec-Gründer Hans-Dieter Lindemeyer verkauft.

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