Mehrheit der Unternehmen denkt nicht an elektronischen Handel

22.10.1998

MÜNCHEN: Auf zwei überraschende Ergebnisse stieß das Beratungsunternehmen Meta Group in der derzeit wohl aktuellsten Studie zum Einsatz von E-commerce-Lösungen in deutschen Unternehmen: Internet-service-provider (ISP) machen den traditionellen IT-Dienstleistern beim Lösungsverkauf ernsthafte Konkurrenz, und mittelständische Unternehmen sind aufgeschlossener als Großunternehmen."Primäre Ansprechpartner der Unternehmen in Sachen Electronic commerce sind Internet-service-provider." Andreas Zilch, Direktor Consulting und Research bei der Meta Group Deutschland, zeigt anhand der im September fertiggestellten Studie zu Electronic commerce, von welcher Seite klassische Systemhäuser Konkurrenz beim Verkauf von Handelslösungen für das Internet erwarten müssen. Knapp die Hälfte (48 Prozent) der befragten Unternehmen suchen sich ihre Lösungspartner nämlich aus den Reihen der ISPs. Systemhäuser (34 Prozent) kommen erst an zweiter Stelle zum Zug, ganz dicht gefolgt von Multimedia-Agenturen (32 Prozent).

Insgesamt hat die Meta Group 980 repräsentativ ausgewählte deutsche Unternehmen telefonisch nach ihren Geschäftsstrategien für E-commerce befragt. Unter E-commerce versteht das Beratungsunternehmen "jede Art von geschäftlicher Transaktion, bei der die Beteiligten auf elektronischem Weg miteinander verkehren" - das, was gemeinhin unter "E-business" läuft.

Zurückhaltung bei den meisten

"Wir hatten Schwierigkeiten, Leute zu finden, die bereits konkrete Aussagen zum Thema machen können", erklärt Zilch. Die Mehrheit der Befragten (71 Prozent) denkt noch nicht an einen E-commerce-Einsatz in den nächsten Jahren. "Die Unternehmen verhalten sich noch sehr zurückhaltend", stellt Anke Hoffmann, Consultant der Meta Group, fest. Die Planung der restlichen 29 Prozent befindet sich in den unterschiedlichsten Stadien. Nur sieben Prozent haben sie zum Zeitpunkt der Befragung bereits abgeschlossen. Medien, Handel und Banken/Versichererungen haben dabei den höchsten Anteil. 21 Prozent der befragten Unternehmen arbeiten noch an einer Lösung oder denken erst darüber nach.

Die zweite Überraschung für die Analysten war die Offenheit mittelständischer Unternehmen mit 50 bis 200 Mitarbeitern gegenüber den neuen Techniken. Diese Gruppe erwirtschaftet nach eigenen Angaben derzeit 5,8 Prozent ihres Umsatzes über das WWW.

Eher Marketing - Denn Vertriebsinstrument

Der elektronische Geschäftsverkehr setzt sich in fünf Phasen durch, glaubt Meta Group. Derzeit entwickelt eine "frühe Minderheit" Pilotprojekte und baut E-commerce-Strukturen auf. Bis 2004 steigt die Zahl der Unternehmen, die elektronisch miteinander und mit ihren Kunden verkehren, aber so stark an, daß dann nur noch ein paar Nachzügler übrigbleiben, die sich dieser Technik verschließen.

Die Vorteile, die sich Anbieter von der elektronischen Geschäftsabwicklung versprechen, lauten in erster Linie "bessere Kommunikation mit den Kunden und besserer Service". Als Marketing- und nicht so sehr als Verkaufsinstrument wollen die Unternehmen die Technik nutzen. Die knapp 1.000 befragten Firmen denken dabei noch nicht europäisch: 70 Prozent wollen ihre Kunden in Deutschland besser erreichen. Nur die Hälfte davon macht sich auch über die europaweite Kundschaft Gedanken. (is)

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