Meiers Lebensplanung

27.03.2003

Der wesentliche Unterschied zwischen einem Unternehmer und einem angestellten Manager besteht in der persönlichen Beziehung zwischen den Personen und den Firmen. Der Unterschied besteht nicht darin, dass der eine mehr leistet als der andere. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass der angestellte Manager von einem Tag auf den anderen sagen kann: Ich steige aus.

Johannes Meier ist ein angestellter Manager, das Unternehmen, dem er vorsteht, gehört ihm nicht. Meier, der seit drei Jahren an der Spitze von Compunet steht, steigt aus. Er übergibt die Verantwortung an Kay Schwabedal, der seit 1998 in der Firma und seit drei Jahren im Vorstand ist (Artikel dazu auf Seite 10 dieser Ausgabe). Meier bleibt dem Unternehmen als Aufsichtsratsmitglied zwar weiterhin verbunden, in seiner weiteren Lebensplanung aber spielt die IT-Branche keine Rolle mehr. Das sagt er zumindest heute. Man wird sehen.

Mit der Übernahme durch Computacenter vor drei Monaten habe seine Entscheidung nichts zu tun, sagt Meier. Seine Entscheidung, das Unternehmen zu verlassen, habe bereits vorher festgestanden. Das mag so sein. Tatsache ist aber auch, dass die Übernahme durch Computacenter nicht dazu geführt hat, dass Meier seinen Entschluss noch einmal überdachte, indem er für sich neue Perspektiven möglicherweise auch auf internationaler Ebene entdeckte.

Ein Spaziergang waren die letzten drei Jahre für den Compunet-Chef nicht. Die permanenten Umstrukturierungen, der ständige Kampf um die Nulllinie und vor allem die Integration der Ende 2001 übernommenen Computacenter Deutschland GmbH brachten viel Unruhe und zusätzliche Arbeit. Auch die (Vorbereitung der) Kooperation mit Bechtle im Bereich E-Commerce und Assemblierung beanspruchten zusätzliche Kapazitäten. Ein Job, der zehrt und der an die Substanz geht.

Dennoch wirkt Meier nicht ausgebrannt. Im Gegenteil: Der Mann, der auch Interessen außerhalb des beruflichen Umfelds hat und pflegt, will seinem Leben noch einmal eine neue Richtung geben. Es wäre sicher falsch zu sagen: Meier strebe danach, etwas Sinnvolles zu tun, denn sinnvoll war seine bisherige Tätigkeit zweifelsfrei auch in hohem Maße.

Der 39-jährige promovierte Informatiker will seine Energie künftig mehr im gesellschaftspolitischen Bereich einsetzen. (Mit kleinem Zwischenhieb auf Compunet-Gründer Jost Stollmann könnte man einwenden: Es muss ja nicht gleich der Posten des Wirtschaftsministers sein.) Jetzt habe er noch Elan und Schwung, etwas zu bewegen, sagt Meier, wenn er erst einmal jenseits der 60 ist, vielleicht nicht mehr.

Die Entscheidung von Meier ist sehr zu begrüßen. Schon seit Jahren wird in der Öffentlichkeit immer wieder gefordert, dass sich mehr erfahrene Top-Manager aus der Wirtschaft politisch und gesellschaftlich engagieren. Es täte dem Lande und seiner Bevölkerung sicher gut. Aber es fehlt an Anreizen, finanziell, und im Bereich der Parteipolitik schrecken die verkrusteten Strukturen ab. Man sollte daher froh sein, wenn sich trotzdem Leute aus der Wirtschaft in das gesellschaftliche und politische Leben einbringen. Auch wenn sie dies nur für eine begrenzte Zeit tun und anschließend wieder in die Wirtschaft zurückkehren.

Meier ist kein Unternehmer, sondern ein angestellter Manager. Daher hat er auch kein "Lebenswerk", das er aufbauen, vollenden, bewahren muss. In einem tieferen Sinn ist er aber trotzdem irgendwie Unternehmer, wie wir alle dies sind, nämlich seiner eigenen "Ich AG". Und wie jeder Unternehmer wird Meier dann erfolgreich und zufrieden sein, wenn er das tut, was er am besten kann und er dies besser als andere kann. Dass ihm dies gelingt, dafür darf man ihm Glück wünschen.

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