Mein Traum von einer perfekten Welt

24.04.1998

Das ist das erste Mal, daß unserer Branche nachgesagt wird, sie laufe der Zeit hinterher. Richtig, das stimmt in bezug auf Kooperationen. Beispiel Buchhandel: Abends bestellt, morgens an der Tür. Zentraler Einkauf, keine Mindestmenge, akzeptable Transportkosten und dazu der Preisbindungsbonus.Ein Traum für uns, oder? Seit kurzem gibt es die Möglichkeit, daß Endkunden beim Buchladen via Internet und Warenkorb einkaufen und am Werktag darauf liegt das Buch abholbereit im Laden um die Ecke. Rund um die Uhr, die komplette Auswahl und vor allem keine horrend teuren Mietpreissysteme für die Händler. Das ist E-business par excellence, Händlerschutz, Kundenbindung, Konkurrenzfähigkeit.

Hätten wir ein oder zwei richtige Einkaufsorganisationen statt acht Möchtegern-Franchisern, mit entsprechendem System, der komplette IT-Handel wäre wettbewerbsfähig, die Stärken der einzelnen Betriebe in bezug auf Service und Kundenfreundlichkeit kämen zum Tragen. Statt dessen wird uns von selbsternannten IT-Wirtschaftsprofessoren und Wachstumspropheten immer wieder das Gegenteil gelehrt. Dabei machen es uns die Großen richtig vor. Zentraleinkauf (gleicher EK für alle, keine Mengenstaffel), Zentralreparatur (keine Meisterdiskussion mehr), Zentralbuchhaltung (eine statt 2.000, das wären etwa 80 DM im Monat für die komplette Buchhaltung pro Betrieb!), Zentralsupport (FAQ at its best).

Zusätzlich könnten wir zu unserer Individualitätserhaltung wie bisher unsere eigenen Süppchen weiterkochen. Wir hätten unsere Corporate Identidy, unsere Prospekte, unsere Werbespots und den Charme des Ladens um die Ecke mit persönlicher, erstklassiger Beratung.

Mein Fazit:

- Die UE-Branche ist uns ein paar Schritte voraus, aber nicht uneinholbar.

- Eine Kooperation aus Herstellern, Distis und Fachhändlern generiert die Einkaufsgenossenschaft als "eG".

- Der Vorstand wird alle zwei Jahre von den Mitgliedern gewählt.

- Die Werbung in Funk, TV und Presse wird überregional von den Mitgliedsbeiträgen, und/oder einer einprozentigen Umsatzabgabe finanziert.

- Bei regionaler Werbung hilft die Genossenschaft mit vorgefertigten Layouts und der Vermittlung von Sponsoren (WKZ etc.)

- Beim Einkauf im Web wählt der Kunde einen Händler seines Vertrauens aus, bei dem die Ware abgeholt wird.

- Wir wären die Kooperation, nicht ein Manager, der nur seinen eigenen Laden profilieren will.

- Wenn wir jetzt nicht endlich ernst machen, müssen wir uns den Gegebenheiten beugen.

Obwohl ich schon mit dem Gedanken geliebäugelt habe, mich der Ruefach oder Elektronik-Partner anzuschließen gebe ich der IT-Kooperation noch eine letzte Chance. Wer macht mit?

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der neue ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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