Mein Windows ist "sexy"

20.07.2000

Microsoft, seines Zeichens eifriger Betriebssystem-Hersteller, ist anscheinend auf der Suche nach neuen Definitionen für seine Produkte. In letzter Zeit fiel ohnehin schon auf, dass viele Pressemitteilungen aus Unterschleißheim mit dem Wort "sexy" versehen waren. Und nur diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sich die Verwirrung der Zuhörer während der Präsentation von Windows ME Prefinal einigermaßen in Grenzen hielt. "Im Gegensatz zu Windows 98 macht Windows ME Spaß. Und das schönste daran ist, die Oberfläche ist so sexy", verkündete Produkt-Manager Alfons Stärk strahlend. Es ist naheliegend, dass dieses Adjektiv Anlass für Nachfragen war. Die Antwort des Produkt-Managers war nicht einfach zu verstehen. In Kurzfassung: "Das ist relativ - aber zum Beispiel der Papierkorb ist rund." Aha! Liebe Fachhändler, bitte merken Sie sich dieses Verkaufsargument. Das ist wichtig, denn, wie es scheint, sollen von Seiten Microsofts nicht viele Schulungen geplant sein - zumindest nicht für den gemeinen Fachhandel.

Überhaupt scheint Microsoft mit dieser neuen Privatversion des Betriebssystems nicht so recht in die Gänge zu kommen. Der Preis steht zwei Monate vor Markteinführung immer noch nicht offiziell fest - auch wenn eigentlich jeder weiß, was es kosten wird. Wichtige Einzelheiten wie die Technologie-Garantie sind bislang noch nicht festgelegt. Bezeichnend ist auch die relativ klein erscheinende Anzahl von 3.000 Betatestern. Da ist es kein Wunder, wenn man aus den Reihen der Partner zu hören bekommt: "Die machen das wie bei Windows 2000. Die lassen das wieder mal die Endkunden testen." Und auch wenn Stärk mehrmals betont, dies sei "für eine Version wie diese eine enorm große Zahl an Betatestern", nimmt man Microsoft nicht mehr ab, dass der Hersteller sein "sexy" Betriebssystem wirklich ernst nimmt.

Gabriele Nehls

gnehls@computerpartner.de

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