Meinung

11.12.1998

Die Zahl "2000" beschäftigt seit geraumer Zeit die Gemüter. Während die einen mit der Planung ihres übernächsten Sylvesterabends beschäftigt sind, zerbricht sich die gesamte IT-Branche den Kopf darüber, wie sie der nahenden Jahrtausendwende wirtschaftlich Rechnung tragen kann. Dementsprechend viele sind zu dem Schluß gekommen, daß ein lockeres "2000" - egal ob am Ende des Firmennamens oder als Zusatz zur Produktbezeichnung - Innovation, Weitsicht und fortschrittliches Denken signalisiert.Inzwischen ist der Einfall mit dem 2000er-Zusatz aber nicht mehr ganz neu. Tummeln sich mit Computer 2000, Access 2000, Synergy 2000, Future Link 2000 oder Genius 2000 und und und ... doch bereits genügend "2000er" in der Branche. Und aufgrund des allgemeinen Trends kann das Zahlenspiel dann eben auch mal in die Hose gehen. Jüngstes Beispiel: Microsoft. Voller Gottvertrauen kündigte der Software-Magnat den neuen Namen von Windows NT an. "Windows 2000" - eine gute Idee. Eine Kleinigkeit hat der Konzern dabei jedoch übersehen: Bereits seit Februar dieses Jahres hat Bob Kerstein, Chef eines amerikanischen Webcam-Dienstes, die Rechte an diesem Namen. Hier war die Rechtsabteilung des größten Softwareherstellers ein wenig blauäugig: Zwar verteidigen die MS-Anwälte ihren Fauxpas damit, daß Microsoft den Namen Windows in allen Varianten geschützt habe. Das mag stimmen, Domainnamen jedoch fallen nicht in jedem Fall unter diese Bestimmung, und den hat sich Kerstein ebenfalls unter den Nagel gerissen. Auch wenn Microsoft-Präsident Steve Ballmer den Zusatz "2000" für einen guten Marketing-Gag hält - unter Umständen wird der Konzern für die originelle Idee teuer bezahlen müssen. So hat Compaq beispielsweise erst im Juli 3,3 Millionen Dollar für den Domainnamen "Altavista" an den kalifornischen Geschäftsmann Jack Marshall löhnen müssen. Bob Kerstein hat von Microsoft übrigens noch nichts gehört, und allem Anschein nach sieht er die Sache auch noch relativ gelassen.

P.S. Das Jahr "2000" hat übrigens ein Verfallsdatum: Alle Firmen, die sich mit dieser Jahreszahl geschmückt haben, werden nicht mehr lange Freude daran haben. In gut einem Jahr ist es mit dem Spaß vorbei.

Gabriele Nehls

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