Druck und Burnout

"Menschenverachtendes Bewertungssystem" bei Microsoft

30.08.2012
In einer ZDF-Sendung haben sich Mitarbeiter über das Bewertungssystem bei Microsoft Deutschland beschwert, welches auch zu einem deutlichen Anstieg der Krankheitstage geführt hat.
"Einige Mitarbeiter müssen mit der Note 5 bewertet werden", sagt Microsoft-Betriebsrat Thomas Radermacher.
"Einige Mitarbeiter müssen mit der Note 5 bewertet werden", sagt Microsoft-Betriebsrat Thomas Radermacher.
Foto: Christian Toepfer

Auf dem deutschen Arbeitsmarkt hat sich ein System permanenter Bewährung und Bewertung etabliert. Arbeitskräfte werden oft nicht mehr als Menschen, sondern nur noch als Ressourcen betrachtet. Hinzu kommt in vielen Jobs die Verpflichtung, ständig und überall erreichbar zu sein (siehe auch unsere aktuelle Umfrage).

Vor allem bei großen Unternehmen halten viele Mitarbeiter diese Situation nicht mehr aus. Immer häufiger hört man: "Der Job hat mich krank gemacht" oder "Ich bin kaputt". Ein Burnout ist die Folge, also ein Zustand emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit.

In einem Beitrag hat die ZDF-Sendung "Frontal 21" am 28. August 2012 berichtet, dass die IT-Branche besonders von Burnout betroffen sei. Als negatives Beispiel wurde die Microsoft Deutschland GmbH in Unterschleißheim aufgeführt, bei der sich die Zahl der Mitarbeiter, die sich krank gemeldet haben, seit 2008 verdoppelt hat.

Frontal 21 führt diese Situation unter anderem auf das harte Bewertungssystem zurück, das viele Microsoft-Mitarbeiter unglücklich mache. Zwar gebe es auch in vielen anderen Firmen fragwürdige Bewertungssysteme, aber bei Microsoft werde dies auf die Spitze getrieben, so die ZDF-Sendung.

Denn zum einen werde durch das Schulnotensystem dauernd Konkurrenzdruck erzeugt: Und zum anderen müssen schlechte Bewertungsnoten vergeben werden, wie Microsoft-Betriebsrat Thomas Radermacher in der Sendung bestätigt: "Auch wenn es eine Gruppe von 100 Leuten gibt, die alle eine super Leistung abgeliefert haben, muss es darunter fünf Personen geben, die die Note 5 bekommen, und zehn Personen, die die Note 4 bekommen." Dieses System sei menschenverachtend, sagt Radermacher.

Auch zwei betroffene Microsoft-Mitarbeiter kamen in Frontal 21 anonym zu Wort. Die Aussage des einen: "Ich bekomme schlechte Noten, obwohl ich gute Umsätze mache und meine Kunden zufrieden mit mir sind. Trotzdem werde ich abgemahnt oder man will mich schnell mit einem Aufhebungsvertrag loswerden. Das ist absurd." Die Aussage des anderen: "Microsoft ist ein Durchlauferhitzer. Es kann sich seine Mitarbeiter aussuchen. Und es tut dem Unternehmen nicht weh, wenn es einen gewissen Schwund gibt."

Den Beitrag können Sie noch mindestens bis zum 11. September 2012 in der ZDF-Mediathek abrufen. (tö)

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