Messe-Manager Kick: "Die Systems ist ein Forum für den Computerfachhandel"

20.09.1996
MÜNCHEN: Mit einem noch stärkeren Fokus auf die Computerhändler öffnet die Messe München GmbH am 21. Oktober die Tore zur diesjährigen Systems. In dem neuen Bereich "Dealers only" sollen die Fachhändler ein exklusives Informations- und Kommunikationsforum finden. ComputerPartner-Chefredakteur Damian Sicking sprach mit Ernst Kick, für die Systems verantwortlicher Projektleiter der Münchener Messegesellschaft, über das neue Konzept, seine Erwartungen und die Zukunft der Systems.?Mit 210.000 Besuchern, davon nach offiziellen Angaben 6.000 Computerfachhändler, war die CeBIT Home für die Veranstalter ein voller Erfolg. Sind Sie neidisch?

MÜNCHEN: Mit einem noch stärkeren Fokus auf die Computerhändler öffnet die Messe München GmbH am 21. Oktober die Tore zur diesjährigen Systems. In dem neuen Bereich "Dealers only" sollen die Fachhändler ein exklusives Informations- und Kommunikationsforum finden. ComputerPartner-Chefredakteur Damian Sicking sprach mit Ernst Kick, für die Systems verantwortlicher Projektleiter der Münchener Messegesellschaft, über das neue Konzept, seine Erwartungen und die Zukunft der Systems.?Mit 210.000 Besuchern, davon nach offiziellen Angaben 6.000 Computerfachhändler, war die CeBIT Home für die Veranstalter ein voller Erfolg. Sind Sie neidisch?

KICK: Nein, auf keinen Fall. Wir können und wollen uns mit der CeBIT Home auf keinen Fall vergleichen. Wir haben von der Definition der Systems her einen ganz anderen Zielgruppenmarkt. Wir wenden uns an den informationstechnisch orientierten industriellen und kommerziellen Anwender, organisieren hier eine hochkarätige, professionelle Fachveranstaltung und sind mit der CeBIT Home auf keinen Fall vergleichbar.

? Dennoch gibt es Parallelen, denn wie die CeBIT Home will ja auch die Systems sowohl die Endanwender - wenn auch andere als die der CeBIT Home - als auch die Fachhändler erreichen. Gleicht das nicht dem Versuch, mit einem Ball gleichzeitig zwei Tore zu schießen?

KICK: Nun, daß die Fachhändlerschaft für die Systems '96 eine der wesentlichen Zielgruppen darstellt, ist unbestritten. Allerdings muß man die Funktion unserer Veranstaltung von der der CeBIT Home völlig unterscheiden. Während Hannover sich als Ordermesse definiert hat, sind wir mit der Systems in erster Linie konzentriert auf das Thema Information und Kommunikation zwischen Herstellern und dem Fachhandel. Und damit geben wir dem Fachhandel eine völlig andere Plattform, als es die Cebit Home kann.

? Eine reine Fachhandelsmesse, wie sie in anderen Wirtschaftszweigen üblich ist, gibt es in der IT-Branche ja bekanntlich nicht. Wäre eine solche Messe für die Systems nicht ein Modell, um sich in der Messelandschaft ein klares und unverwechselbares Profil zu geben?

KICK: Das klare und unverwechselbare Profil haben wir bereits durch die Definition als Fachmesse für die informations- und kommunikationstechnische Industrie. Und ein derartiger Aufwand, den die Industrie betreibt, um sich gegenüber einem breiten Publikum, in dem Fall den professionellen Fachbesuchern darzustellen, ist - glaube ich - für beide Zielgruppen sinnvoll, so daß wir sowohl die Industrie in ihrer Anwendung als auch den Fachhandel mit der Systems informieren können.

? Wollen Sie damit sagen, daß für eine reine Fachhandelsmesse in der IT-Branche kein Bedarf besteht?

KICK: Ich glaube, daß man die Dinge ergänzend sehen muß und nicht alleinig positioniert. Die Systems ist ja definiert als eine Veranstaltung der Messen in der Messe, und sicherlich werden wir mit der Etablierung des Dealers-only-Bereiches auch in Zukunft versuchen, einen eigenen Informationsbereich für den Fachhandel zu schaffen. Also mehr oder weniger eine eigene Messe für den Fachhandel. Wir wollen aber nicht auf der anderen Seite unterlassen, mit diesen Synergien, die die anderen Teilbereiche sowohl von den Produkten als auch den Technologiefeldern bieten, zu leben. Und mit dieser Zielsetzung - einerseits dem Fachhandel eine spezielle Information zu geben, andererseits aber mit dem Gesamtspektrum mehr als nur singuläre Informationen zu organisieren - treten wir als Systems an.

? Mit anderen Worten: Diese Konzeption der Systems wird auch in den nächsten Jahre Bestand haben.

KICK: Mit Sicherheit. Wir sind sehr optimistisch, allein aus der Tatsache heraus, wie sich die Umstellung des Zwei-Jahres-Rhythmusses in den Jahresrhythmus gezeigt hat, und der Erfolg gibt uns letzten Endes recht, mit diesem Konzept auch weiterhin im Markt und im Wettbewerb zu bestehen.

? Von welchem Erfolg sprechen Sie?

KICK: Wir halten die Systems in diesem Jahr flächendeckend auf dem gesamten Gelände ab, und mit rund 1.600 bis 1.700 Ausstellern sehen wir mit einer sehr guten Basis in die Zukunft.

? Fast zeitgleich mit der Systems in München findet in Köln die Orgatec beziehungsweise die Ifcom statt. Die eine Messe für den süddeutschen und die andere für den norddeutschen Raum?

KICK: Wenn man alleine die regionale Positionierung sieht, auf jeden Fall. Ich glaube, es geht aber mehr um die inhaltlichen Komponenten dieser beiden Veranstaltungen. Die Orgatec hat sich als internationale Fachmesse für Büromöbel und Büroausstattung durchgesetzt und hat dort mit Sicherheit auch ihre Berechtigung. Inwieweit durch das Additiv der Ifcom die informations- und kommunikationstechnische Branche komplett für diese Region abgebildet wird, kann ich momentan nicht sagen. Ich kenne die letzten Beteiligungszahlen nicht, weiß aber von der Strategie, daß sich die Ifcom auch an den privaten Endverbraucher wendet und damit wahrscheinlich sowohl vom Volumen als auch von den Inhalten keine Vergleichbarkeiten hat.

? Nachdem das im letzten Jahr gemeinsam mit Computer 2000 konzipierte Fachhandelszentrum nicht der große Erfolg war, haben Sie für die Systems '96 ein von der Idee her vergleichbares Konzept in Eigenregie entwickelt. Sie sprachen es vorhin schon an: den Dealers-only-Bereich. Schildern Sie doch bitte einmal kurz, was sich hinter diesem Konzept verbirgt.

KICK: Der Dealers-only-Bereich 1996 ist nicht mehr vergleichbar mit 1995, denn sowohl die Inhalte als auch die Organisationsform haben sich völlig verändert. Inhaltlich gesehen legen wir mit dem Dealers only 1996 den Schwerpunkt auf zusätzliche Informationsaufgaben, die über die reinen Produktinformationen, die die Hersteller bieten, hinausgehen. So werden beispielsweise im Dealers only vor allem Informationen zu bekommen sein über Finanzierung, über Personalentwicklung, über Logistik und Marketing, die Händler natürlich in erster Linie interessieren. Und wir werden ein umfangreiches Informationsprogramm in diesem Dealers-only, das exklusiv für den Fachhandel errichtet wurde, zur Verfügung stellen.

? Von seiten der Aussteller haben sich nur 22 Unternehmen für einen Stand im Händlerbereich Dealers only interessiert. Große Firmen fehlen fast vollzählig. Damit können Sie doch eigentlich nicht zufrieden sein.

KICK: Die Konzeption des Dealers-only war ja nicht, große Aussteller jetzt noch zusätzlich zu einer Präsentation anzuziehen, sondern uns ging es, wie bereits gesagt, um eine inhaltliche Veränderung im Dealers only in Richtung Zusatzinformationen. Und wir sind von unserer Seite mit diesen 22 Ausstellern sehr zufrieden. Der Beginn ist für uns vielversprechend, und dieses Thema wollen wir für die Zukunft weiter ausbauen.

? Was kann man sich unter diesem Ausbau genauer vorstellen. Wie sieht der Dealers-only-Bereich auf der Systems in drei, vier, fünf Jahren aus?

KICK: Man muß natürlich den jetzigen Stand sehen und erst einmal die Wertigkeit dieser Veranstaltung beurteilen. Allein die Tatsache, daß auch ComputerPartner sich bereits an der ersten Veranstaltung sehr intensiv beteiligt, zeigt ja, daß wir mit dem Thema und den Inhalten den richtigen Weg einschlagen. Die Zukunft in zwei, drei Jahren könnte durchaus sein, daß wir eine eigene Halle nur für den Fachhandel zur Verfügung stellen, in der exklusive Informationen auch aus der Produktebene, aber vor allem aus den Geschäftsbereichen organisiert werden, daß wir dort hochkarätige Meetings veranstalten, exklusive Informationen weitergeben und damit eine internationale Plattform speziell für den Fachhandel organisieren.

? Ihr Ziel besteht also nicht darin, etwa die Distributoren mit ihren Hauptständen im Dealers-only-Bereich anzusiedeln?

KICK: Wir werden uns sicherlich nicht dagegen wehren, wenn zukünftig Distributoren mit uns noch enger im Dealers only zusammenarbeiten wollen, um dort für eine spezielle Zielgruppe ganz dedizierte Informationen zu geben. Nur letzten Endes muß es das Ziel als Messe München sein, die Organisation dieses Veranstaltungsbereichs in den Händen der Messe München zu lassen.

? Bestünde nicht das Ideal dieses Dealers-only-Konzeptes darin, daß der Händler alle seine wichtigen Ansprechpartner auf einem sehr begrenzten Raum - meinetwegen in einer Halle - findet, und sich damit den Streß in den anderen Hallen sparen kann?

KICK: Diesem Ideal sind wir eigentlich durch die Positionierung des Dealers only in Halle 24 sehr nahe gekommen. Denn die Konzentration auch der großen Distributoren von der Positionierung in den Hallen ist auf die Hallen 24/25 konzentriert. Und damit findet der Fachhändler letzten Endes seine Key-Kontakte genau in diesem Ausstellungsbereich 24/25.

? Eines Ihrer Ziele besteht ja auch darin, den internationalen Charakter der Systems - vor allen Dingen unter Berücksichtigung des Fachhandels - darzustellen und auszubauen. Worauf begründet sich diese Erwartung oder diese Hoffnung?

KICK: Sie begründet sich erstens in dem Wunsch der Aussteller, eine größere Internationalisierung der Besucher auf der Systems zu bekommen, und zum zweiten aus den Aktivitäten der Messe München für die Organisation der Systems '96. Wir haben flächendeckend Informationsveranstaltungen in ganz Europa durchgeführt. Wir machen ein flächendeckendes europäisches Marketingprogramm mit verschiedensten Aktionen und gehen natürlich davon aus, daß unsere Maßnahmen auch zu einer weiteren Internationalisierung der Veranstaltung führen.

? Gibt es eigentlich internationale Fachhandelsmessen im IT-Bereich?

KICK: Momentan ist die Systems die einzige, die den Anspruch erhebt, den Fachhandel international, zumindest auf europäischer Ebene, zu betreuen. Und mit diesem Anspruch werden wir auch in Zukunft antreten.

? Nachdem nach Ihren Angaben im letzten Jahr 10.000 Fachhändler die Systems besucht haben, rechnen Sie in diesem Jahr mit einer Teilnahme in einer vergleichbaren Größenordnung. Wie viele Besucher erwarten Sie denn insgesamt?

KICK: Zuerst einmal sind wir stolz auf diese 10.000 Besucher von 1995. Denn das ist eine erstaunliche Zahl. Für uns ist das Ziel 1996, diese Zahl zu stabilisieren. Wie man überhaupt über diesen veränderten Zyklus der Systems in den Jahresrhythmus davon ausgehen muß, daß wir ein Ziel haben, die Besucherzahlen von 1995 zu erreichen.

? Also rund 116.000. Sind Sie damit zufrieden? Und: Ist diese Zahl von zirka 120.000 Besuchern eine Größenordnung, mit der Sie auch in den kommenden Jahren rechnen?

KICK: In erster Linie sind wir nur dann zufrieden, wenn es die Aussteller sind. Und die haben uns signalisiert, daß das Ergebnis der Veranstaltung 1995 durchaus zufriedenstellend verlaufen ist. So daß wir sagen, das ist eine Zielmarke, die wir auf jeden Fall 1996 erreichen sollten. Wie es sich in Zukunft mit den Besucher- und Ausstellerzahlen entwickeln wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Erstens von dem Ausbau jetzt noch nicht bestehender Themen und deren Integration in eine zukünftige Systems, zum anderen von der Ausdehnung des Einzugsgebietes der Systems und natürlich von dem Faktor, daß wir ab 1998 mit dem neuen Messegelände eine hochfunktionale Infrastruktur gerade für die Informationstechnische Branche zur Verfügung stellen können. Natürlich planen wir ein kontinuierliches, langsames, aber sicheres Wachstum.

? Stichwort 1998: Die Systems im Herbst 1998 findet erstmalig auf dem neuen Messegelände in München-Riem statt. Ist mit der räumlichen Verlagerung der Messe auch eine konzeptionelle Verlagerung, eine Erweiterung oder eine Veränderung verbunden?

KICK: Man muß davon ausgehen, daß es zum Grundsatzkonzept der Systems gehört, sich ständig zu verändern, und damit ist mit Sicherheit auch verbunden, 1998 eine andere Veranstaltung zu organisieren, als sie es vielleicht 1996 ist. Sie müssen davon ausgehen, daß wir ja gerade mit der Systems sehr aktuelle, hochkarätige Themen organisieren, beispielsweise 1995 das Thema "Multimedia", in diesem Jahr als besonderes Ausstellungshighlight das Thema "Online New Media". Eine ständige Veränderung des Systems-Konzeptes ist unabdinglich, und wenn Sie davon ausgehen, daß beispielsweise jedes Jahr 40 Prozent Neuaussteller die Systems besuchen oder bestücken, dann ist alleine inhaltlich gesehen eine ständige Veränderung in der Systems erforderlich.

? Sie gehen also davon aus, daß es die Systems 1998, 1999 und auch im nächsten Jahrtausend noch geben wird.

KICK: Ich bin davon überzeugt! Wir sind mit der Systems auf dem richtigen Weg. Wir definieren uns als eine

hochkarätige Veranstaltung. Wir konzentrieren uns auf die wesentlichen Inhalte dieser Branche, und die Systems wird es nicht nur im Jahr 2000 geben, sondern noch weit darüber hinaus.

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