IT-Messegipfel

Messemacher diskutieren Perspektiven von CeBIT & Co.

01.02.2010
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Mit Social Media effizienter werden

CW: Anderes Thema: Wie nutzen Sie Social Media, um Ihre Veranstaltungen zu unterstützen?

Degen: Die IT-Branche ist auf Grund ihrer Erfahrung im Vorteil: Seit Jahrzehnten nehmen wir die Anregungen unserer Kunden durch die Fachbeiräte etc. auf, um die Messen am Puls der Zeit zu halten - dieser Prozess wird jetzt auf die neuen Medien übertragen, natürlich mit einer viel größeren Breitenwirkung. Die Messe Düsseldorf betreibt die digitale Interaktion mit dem Besucher beispielsweise auf ihren Großmessen ziemlich intensiv. Aber auch bei den anderen Messen setzen wir uns natürlich damit auseinander. Für die Medizinmesse Medica haben wir in diesem Jahr erstmals ein Blog- und Twitter-Angebot gestartet - die Beitrags- und Qualitätskontrolle in Foren oder Tweets ist aber schon eine Herausforderung für uns. Verdeckte und offene PR anderer Firmen auf diesen Plattformen kann sich kontraproduktiv auswirken. Die weitere Entwicklung von Social-Media-Anwendungen beobachten wir sehr genau. Das Web 2.0 eröffnet zwar viele zusätzliche Möglichkeiten der Zielgruppen-Ansprache. Diese müssen aber nicht zwingend effektiver sein als herkömmliche Kommunikationskanäle.

Kromer: Unternehmensstrategisch nutzt die Messe Stuttgart Social Networks noch nicht, aber einzelthematisch durchaus. Beispiele sind die CMT als Publikums-Touristik-Messe, aber auch die IT & Business, für die wir uns themenspezifisch damit beschäftigt haben. Eine übergreifende Strategie steht aber noch aus.

Raue: Bei uns steht das Ganze seit einiger Zeit stark im Fokus. Es ist nicht immer einfach, die klassische Messedenke dabei hinter sich zu lassen, aber ich meine, wir sind schon ganz gut. Mit der CeBIT sind wir in den relevanten Social Communities präsent, die CeBIT twittert unter verschiedenen Accounts, zahlreiche Mitarbeiter tun es auch. Und seit einigen Jahren haben wir einen eigenen Blog. Wir haben gezielt nach neuen Mitarbeitern gesucht, die das Thema nach vorn treiben - ob es nun Social Networks, Blogs, Twitter oder Ähnliches ist. Der Vorstand steht voll dahinter. Die Resonanz ist schon jetzt sehr gut - die CeBIT ist Vorreiter und damit der Benchmark für alle anderen unserer Messen. Ein anderes Beispiel ist die Biotechnica: Die dort angesprochenen Zielgruppen organisieren sich schon lange in sehr internationalen Web-Communitys - auf einem anderen Weg könnte man viele Messebesucher dort gar nicht erreichen.

CW: Messen wie die IT & Business sprechen gezielt den Mittelstand an. Ist es nicht unheimlich schwer, kleinere Unternehmen für die Nutzung von Social Media zu gewinnen?

Kromer: Das ist sicherlich keine Frage der Betriebsgröße, sondern des Geistes eines Unternehmens. Vielfach müssen wir für die Messeklientel außerhalb der IT nur ein wenig vordenken. Durch neue Angebote im Netz sind wir als Messegesellschaft viel intensiver gefordert, uns mit einer Branche auseinander zu setzen, als wir es vormals als Dienstleister gewohnt waren.

Raue: Die CeBIT richtet ihre Strategie immer stärker an den neuen Medien aus. Das Marketingbudget der CeBIT 2010 ist auf diese Kanäle ausgerichtet. Wir setzen ein neues Marketing-Tool ein, das kurzfristig auf Entwicklungen im Markt reagieren und durch seine Kommunikationsfähigkeiten auch die meisten unserer Pressekonferenzen in der ganzen Welt im Vorfeld der Messe ersetzen kann. Bisher ist das ein Experimentierfeld, ich bin nach anfänglicher Skepsis aber sehr zuversichtlich. Da die Entscheidungszyklen immer kürzer werden, sich viele Aussteller erst in letzter Minute anmelden und erst spät über ihre Budgets entscheiden, müssen wir alle viel beweglicher werden. Social Media kann uns dabei unterstützen. Und alle Messegesellschaften müssen noch enger zusammenarbeiten.

Kromer: Hinzu kommt, dass unsere Hauptaufgabe als Messegesellschaften darin besteht, die Bedürfnisse der Anwender und Hersteller zusammenzubringen. Egal, welche technischen Strömungen und Trends in den vergangenen zwanzig Jahren aufkamen - Messen waren immer die Nummer eins.

Ulrich Kromer von Baerle: "Messen waren schon immer anpassungsfähig."
Ulrich Kromer von Baerle: "Messen waren schon immer anpassungsfähig."
Foto: Messe Stuttgart

Natürlich werden sich die Messen anpassen müssen, das haben sie aber schon immer getan. Wir haben deshalb überhaupt keine Angst vor der medialen Entwicklung.

Raue: Messen sind immer nur Spiegel der Märkte. Sie helfen den Branchen, bestimmte Themen in einen wirtschaftspolitischen Rahmen zu stellen. Letztlich werden wir uns immer den Bedürfnissen der Kunden anpassen.

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