Metabox in Turbulenzen: "Selbstbedienungsladen für Eingeweihte"

08.03.2001
Wieder steckt ein Unternehmen des Neuen Marktes in Turbulenzen: Schuld ist diesmal aber nicht der Nemax, sondern der "Spiegel". Der berichtet von einem angeblichen Ermittlungsverfahren gegen die Metabox AG.

Gegen die Vorstände der Hildersheimer Metabox AG wird wegen des Verdachts auf Insider-Handel, Kursmanipulation und Anlegerbetrugs ermittelt, dies berichtet das Nachrichtenmagazin "Spiegel" in seiner neuesten Ausgabe. Der Multimedia-Lösungsanbieter Metabox sei ein "Selbstbedienungsladen für Eingeweihte": Immer wieder hätten sich Vorstände, Aufsichtsräte und befreundete Firmen bei der AG zu Vorzugspreisen mit neuen Aktien eingedeckt, heißt es in dem Artikel.

So hätten die Insider beispielsweise bei der Kapitalerhöhung im April des vergangenen Jahres kräftig zugelangt. Damals seien 100.000 neue Aktien herausgegeben worden, die nach einem Aktiensplit im September heute 500.000 Stück entsprechen würden. Unter anderem habe der damalige Vertriebsvorstand Rainer Kochan nach heutigem Stand 300.000 Stück zum Vorzugspreis von 0,20 Euro erhalten, die Manager der Konzerntochter Amstrad, Hans Ullrich Sinner und Franz Jakob Simais, 5.000 beziehungsweise 95.000 Exemplare zum Niedrigpreis. Auch Vorstandschef Stefan Domeyer und Aufsichtsrat Geerd-Ulrich Ebeling sollen dem Bericht zufolge bei anderen Gelegenheiten Aktienpakete erhalten haben.

"Gute Nachrichten" hätten den Kurs in die Höhe getrieben: In einer Adhoc-Mitteilung im April sei von einer strategischen Allianz mit einem ausländischen Unternehmen und dem Verkauf von 500.000 Metaboxen (TV-Zusatzgerät) die Rede gewesen. Im Juni habe das Unternehmen von einem Verkaufsvertrag über 1,8 Millionen Boxen berichtet, der vor dem Abschluss stehe. Wie das Nachrichtenmagazin weiter berichtet, sei aber bislang keiner der Deals vollzogen worden. Weshalb die Justiz nun reges Interesse an der Firma entwickelt habe. Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel soll bereits nach Indizien suchen.

Indessen weist das Unternehmen "sämtliche Unterstellungen entschieden zurück". Alle genannten Kapitalerhöhungen seien ausschließlich dazu genutzt worden, dem Unternehmen frische Mittel zu "Markt-nahen Kursen" zufließen zu lassen. "Offenkundig verwechselte der Spiegel mehrfach den Nennwert von Aktien, zu dem sie im Handelsregister eingetragen werden, mit den tatsächlichen Ausgabekursen", heißt es in einer Erklärung. Dem Nachrichtenmagazin habe man deshalb eine einstweilige Verfügung ins Haus geschickt, behalte sich weitere rechtliche Schritte vor. Dem Magazin sei "die Tatsache" entgangen, dass die Aktionäre zunächst ein Wertpapierdarlehen gegeben hätten, um die Kapitalerhöhung durchzuführen: "Dies ist ein übliches Verfahren, um den neuen Investoren umgehend handelbare Aktien zur Verfügung zu stellen."

So habe der CEO Stefan Domeyer der Gesellschaft im Mai des vergangenen Jahres 100.000 Aktien leihweise aus seinem Bestand zur Verfügung gestellt und diese nach Eintrag der Kapitalerhöhung ins Handelsregister zurück erhalten. Metabox pocht auf Seriosität und beruft sich auf das Gutachten einer auf Aktienrecht spezialisierten Kanzlei. Darin sei festgestellt worden, dass die Aktionäre nach Durchführung der Transaktionen nicht besser gestellt waren als vorher. Ihre Position habe sich sogar verschlechtert, da ihr Aktienbesitz "formal verwässert worden ist".

Besonders gut steht das Unternehmen nicht da: 2000 setzte Metabox statt der erhofften 200 Millionen nur 50 Millionen Mark um, verbuchte unter dem Strich einen Verlust von 19 Millionen Mark. Angebliche Investoren, die 40 Millionen Mark zugesagt haben sollen, werden namentlich nicht genannt. Auch Neukunden möchten laut Spiegel "wegen des schlechten Ruf des Unternehmens" darauf lieber verzichten. (mf)

www.metabox.de

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