Metrologie-Chef Kaczmarek: "Es muß ein Schlußstrich gezogen werden"

03.06.1998

MÜNCHEN: In Deutschland kränkelt die Metrologie GmbH bereits seit Jahren, jetzt meldet auch die französische Mutter Verluste. In der Branche ist es längst kein Geheimnis mehr, daß die deutsche Niederlassung zum Verkauf steht. Geschäftsführer Stefan Kaczmarek wartet ungeduldig auf die endgültige Entscheidung aus Frankreich, denn sonst müsse das Unternehmen "in Schönheit sterben". Das Interview führte CP-Redakteurin Ute Dorau.

? Die Verkaufspläne von Metrologie Deutschland sind branchenweit bekannt. Allerdings haben beispielsweise Computer 2000 und Ingram jedes Interesse weit von sich gewiesen. Wer käme als Käufer denn überhaupt in Frage?

KACZMAREK: Das ist eine gute Frage - aber da müssen wir erstmal betrachten, ob wir nur über die deutsche Gesellschaft sprechen oder über die ganze Gruppe. Für unsere Niederlassung hier gibt es schon noch einige, die Interesse haben. Natürlich sind da die Konditionen maßgeblich, zu denen sich unsere französischen Kollegen herablassen werden.

? Wissen Sie da schon Genaueres?

KACZMAREK: Nein, ich bin auch auf das angewiesen, was ich aus Frankreich höre. Ich selbst habe keine Gespräche mit Interessenten geführt, hier hat sich auch noch niemand gemeldet. Also nehme ich an, daß die ganze Sache nicht so akut ist.

? Drängt denn der Verkauf nicht? Wie lange können Sie sich ohne finanzstarken Partner im deutschen Markt noch halten?

KACZMAREK: Da ist die Frage, ob man unsere französische Muttergesellschaft als finanzstarken Partner bezeichnet oder nicht.

? Im letzten Jahr wohl eher nicht, da sahen die Zahlen nicht gut aus. Wie wird es also weitergehen?

KACZMAREK: Es gibt drei mögliche Varianten: 1. Wir können verkauft werden. 2. Wir können das Geschäft weiterführen, wie wir das bisher gemacht haben. 3. Die französischen Kollegen beschließen, die deutsche Niederlassung zu schließen. Letzteres ist eher unwahrscheinlich, denn dann müßten sie die ganzen Verbindlichkeiten der deutschen Gesellschaft einlösen. Und da ist die große Frage, ob sie das unbedingt möchten. Denn das würde noch mal richtig teuer. Ich glaube, daß die beiden anderen Möglichkeiten wahrscheinlicher sind, allerdings fehlt uns derzeit das Commitment, was davon wir nun tun werden. Dabei ist das doch ganz wichtig - auch für unsere Partner und Kunden - damit man entsprechend das Jahr ausrichten kann.

? Das klingt schon recht ungeduldig. Wie geht es Ihnen denn persönlich bei der ganzen Geschichte?

KACZMAREK: Ich fühle mich gerade wie eine Milchkuh, der man den Euter amputieren will. Denn je länger diese Situation der Ungewißheit dauert, desto unwahrscheinlicher wird es doch auch, daß ein möglicher Interessent noch das vorfindet, was er zu kaufen hofft.

? Wieso kann Metrologie in Deutschland einfach nicht Fuß fassen?

KACZMAREK: Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es relativ schwierig ist, mit der deutschen Mentalität in Frankreich Fuß zu fassen - und umgekehrt besteht das gleiche Problem. Man hat einfach versucht, das Geschäft von Frankreich in Deutschland eins zu eins zu adaptieren.

Das hat nicht geklappt, und die Lektion hat man auch verstanden - die Bereitschaft ist auch da, da entsprechend was zu tun. Vor dem neuen Hintergrund ist es aber ziemlich ungewiß, inwieweit wir die Maßnahmen, die wir zur Rettung ergriffen haben, jetzt auch umsetzen können.

? Sie als ehemaliger J&Wler haben ja Erfahrung mit dem deutschen Markt. Hat man Ihnen von Frankreich aus denn genug Leine gelassen, um Änderungen durchzuführen, und was waren das für Maßnahmen?

KACZMAREK: Man hat mir genug Leine gelassen. Wir haben auch schon einiges umgesetzt, beispielsweise die Mannschaft von über 90 auf 64 Mitarbeiter reduziert, wir haben uns von drei Stockwerken auf eine Etage zusammenkonsolidiert, sage ich mal; wir wollten das Geschäft anders aufstellen. Aber Faktum ist, es steht und fällt alles mit dem finanziellen Hintergrund. Wir können so schön sein, wie wir wollen: Wenn da nichts im Kreuz ist, sterben wir in Schönheit. So sieht es aus.

Die ganze Diskussion schadet uns natürlich ganz immens. Die Motivation der Mitarbeiter und die Bereitschaft der Partner, sich für uns aus dem Fenster zu lehnen - all das schwindet natürlich zusehends, je länger sie dauert. Es muß eine Entscheidung gefällt, ein Schlußstrich gezogen werden: Wenn es heißt, wir machen weiter, muß die französische Muttergesellschaft natürlich entsprechend Kapital zur Verfügung stellen. Oder man sagt: Man verkauft, aber dann muß man das zügig tun. Ansonsten...

? Gibt es unter den eingangs erwähnten Interessenten denn den einen oder anderen Kandidaten, dessen finanzieller und strategischer Hintergrund so gelagert ist, daß er es Ihnen in Deutschland ermöglichen kann, sich gegen den stark konsolidierten Wettbewerb zu positionieren?

KACZMAREK: Ich glaube schon. Denn wir haben ja sehr gute Verträge, beispielsweise mit Adaptec und Digital. Unser Kerngeschäft ist ja der VAR-Bereich. Mit der Distribution hat sich die Metrologie bekanntlich nicht so leicht getan. Wenn man das entsprechend ausrichtet, ist da sicher der eine oder andere, mit dem man wettbewerbsfähig wäre.

Die Frage ist natürlich immer, was man erreichen möchte; wir sagen sicher nicht, daß wir in Deutschland die Nummer eins werden wollen, das wäre doch eher unwahrscheinlich. Aber wir haben hier eine gute Mannschaft, von der jeder will, daß es mit der Metrologie irgendwie

weitergeht...

Man hat einfach versucht, das Geschäft von Frankreich in

Deutschland eins zu eins zu adaptieren.

Stefan Kaczmarek, Geschäftsführer der Metrologie Deutschland GmbH, drängt die französische Konzernleitung auf eine schnelle Entscheidung.

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