Metrologie gekauft: Datura landet Überraschungs-Coup

04.03.1998

FRECHEN/MÜNCHEN: Damit hatte wohl kaum jemand gerechnet: Die Fachhandelskooperation Datura Marketing GmbH hat den angeschlagenen Distributor Metrologie Deutschland übernommen. Nur das Digital-Geschäft verbleibt beim französischen Mutterkonzern.Kaufanwärter für die Metrologie Deutschland GmbH gab es in den vergangenen Wochen hinter vorgehaltener Hand einige: Neben Computer 2000 wurde lange Zeit Ingram Micro als heißer Kandidat gehandelt. Doch dann kam es ganz anders: Kurz vor der CeBIT übernahm die Datura Marketing GmbH eine mehrheitliche Beteiligung an der deutschen Tochter des französischen Distributors - und überraschte damit so machen Branchenkenner. Für Thilo Hildebrandt indes, der als Geschäftsführer die Geschicke der Fachhandelskooperation leitet, ist dieser Schritt logisch: "Durch die Zusammenlegung der beiden Unternehmen entstehen echte Synergien: Metrologie als Distributor übernimmt die Aufgabe des Warengeschäfts, die Datura ist als Kooperation für die Händlerbindung zuständig", erläutert er sein Modell. Zudem habe er schon seit einiger Zeit vorgehabt, den Bereich Zentraleinkauf, der für ein Umsatzvolumen von 120 Millionen Mark steht, in eine eigenständige Tochtergesellschaft auszulagern. Der Zukauf des Distributors passe von daher sehr gut in sein Konzept.

Auch für die deutsche Metrologie brechen damit neue Zeiten an. Nach den Worten Hildebrandts soll das Unternehmen in München zu einem Distributor speziell für Systemhäuser umstrukturiert werden. Für den neuen Metrologie-Geschäftsführer Bernd Kempf, der gemeinsam mit Hildebrandt bei Datura das Zepter schwingt, gibt es daher viel zu tun. "Wir werden nicht bei Tausenden von Händlern Abertausende von Produkte in die Läger drücken, sondern uns auf unsere guten Partner konzentrieren", meint Kempf. Und Hildebrandt fügt hinzu: "Aus diesem Grund suchen wir für unsere Neuerwerbung noch einige Hersteller, um am Ende etwa 2.000 bis 3.000 Produkte anbieten zu können." Außerdem habe künftig Qualität vor Quantität Vorrang. Das bedeute der Abschied von Telesales zugunsten einer persönlichen Betreuung der Kunden.

Die Umstrukturierung der deutschen Metrologie-Tochter soll nach den Worten von Hildebrandt keinerlei Auswirkungen auf die Zahl der Mitarbeiter und des Standorts haben. Vielmehr wolle er "die positive Stimmung der Datura in die Metrologie einbringen". Die Belegschaft der hiesigen Dependance würde die Übernahme positiv aufnehmen, erklärt der Datura-Geschäftsführer. Ein Mitarbeiter bestätigt ihn: "Deutschland wird nun endlich von Deutschland aus geleitet, was in der Vergangenheit nicht der Fall gewesen ist." Daher hoffe er, daß die Entscheidungsdynamik künftig zunimmt.

Glücklich über den Verkauf dürfte aber auch die Muttergesellschaft in Frankreich sein, die nun endlich ihr ungeliebtes Tochterunternehmen an den Mann bringen konnte. Erzählt Hildebrandt: "Die Venture-Capital-Firma Apax Partners, die an der

Metrologie International beteiligt ist, hat den Franzosen klipp und klar gesagt: Wenn der Verlustträger Deutschland wegkommt, steigen die Aktien wieder." Ob dieser Fall danach allerdings wirklich eingetreten ist, vermochte Hildebrandt nicht zu sagen. (sn)

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