Michael Dell: "Das Internet wird bald unsere wichtigste Vertriebsschiene sein"

20.06.1997
MÜNCHEN: Was PC-Direktanbieter Dell Computer in den USA seit gut einem halben Jahr mit Erfolg praktiziert, ist nun auch in Deutschland möglich: Der Kauf eines elektronisch konfigurierten PCs über das Internet.Firmengründer und -chef Michael Dell kann sich freuen. Seine Idee, PCs übers World Wide Web zu verkaufen, scheint zu funktionieren: Immerhin generiere Dell in den USA einen Umsatz übers Internet von einer Million Dollar täglich - mit monatlichen Zuwachsraten von 20 Prozent. Doch damit nicht genug. "Erstmals haben wir mehr Besucher unserer Internet-Seite in Amerika als Anrufer am Telefon", berichtet der Konzernchef stolz. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Mehr als 225.000 Kunden pro Woche besuchen laut Dell die WWW-Homepage des PC-Herstellers.

MÜNCHEN: Was PC-Direktanbieter Dell Computer in den USA seit gut einem halben Jahr mit Erfolg praktiziert, ist nun auch in Deutschland möglich: Der Kauf eines elektronisch konfigurierten PCs über das Internet.Firmengründer und -chef Michael Dell kann sich freuen. Seine Idee, PCs übers World Wide Web zu verkaufen, scheint zu funktionieren: Immerhin generiere Dell in den USA einen Umsatz übers Internet von einer Million Dollar täglich - mit monatlichen Zuwachsraten von 20 Prozent. Doch damit nicht genug. "Erstmals haben wir mehr Besucher unserer Internet-Seite in Amerika als Anrufer am Telefon", berichtet der Konzernchef stolz. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Mehr als 225.000 Kunden pro Woche besuchen laut Dell die WWW-Homepage des PC-Herstellers.

Diesen Erfolg hofft das texanische Unternehmen mit Sitz in Austin nun auch auf Deutschland übertragen zu können. Denn gerade hierzulande blieb Dell bislang einiges schuldig. So hat es der Direktanbieter nicht geschafft, in die Top ten des deutschen PC-Markts vorzustoßen (siehe Grafik). "In Deutschland gibt es viele lokale PC-Anbieter, die eine starke Stellung haben und kaum Konkurrenz zulassen", versucht Michael Dell die Schwierigkeiten seines Unternehmens zu begründen. Außerdem habe der deutsche Markt das von Dell praktizierte Direktmodell noch nicht voll akzeptiert.

Das soll sich nun durch die Nutzung des Internet ändern. Über die Homepage der deutschen Niederlassung ist es seit kurzem möglich, die Ausstattung eines PCs online selbst zu bestimmen. Auch Bestellung und Bezahlung der Geräte werden - wenn es der Kunde wünscht - über das Web abgewickelt.

Obwohl in Deutschland immer noch Skepsis und Unsicherheit im Umgang mit dem Internet herrschen, glaubt der deutsche Dell-Chef Hans-Jürgen Mammitzsch auf das richtige Pferd zu setzen. Seine Zuversicht begründet er mit der allgemeinen Entwicklung des World Wide Web: "1994 war noch kein einziges deutsches Großunternehmen im Web vertreten. Ein Jahr später waren es 200 und 1996 mehr als 400 Firmen", so Mammitzsch.

Neue Käuferschichten werden erreicht

Neben der Möglichkeit, einen PC übers Internet zu kaufen, bietet Dell jetzt auch Online-Support an. So finden sich auf den entsprechenden Web-Sites Informationen zu allen Dell-Produkten, Tools zur Selbstdiagnose und E-Mail-Adressen von Support-Mitarbeitern. Darüber hinaus hat Dell für seine Geschäftskunden in den USA speziell angepaßte Intranet-Seiten entwickelt, um die Beschaffung und Support-Vorgänge zu vereinfachen. Zusätzliche Dienstleistungen, wie Finanzierungs- und Leasingmöglichkeiten oder PC-Zubehör-Angebote sollen den Online-Service abrunden.

Für Dell ist die Nutzung des Internet die konsequente Weiterentwicklung des direkten Geschäftsmodells. Neben den enormen Wachstumschancen, die sich dadurch ergeben, dürfte der Direktanbieter aber auch noch an einem weiteren positiven Nebeneffekt interessiert sein: Die Erschließung neuer Käuferschichten. Bisher entfallen vom "normalen" Umsatz 90 Prozent auf Firmenkunden und nur zehn Prozent auf Privatanwender. Beim Internet-Geschäft jedoch beträgt das Verhältnis laut Dell 50 zu 50 - der Consumer-Markt rückt in greifbare Nähe. Doch wie auch immer. Für Unternehmenslenker Dell steht bereits heute fest: "In wenigen Jahren wird der Vertrieb über das Internet unsere wichtigste Schiene sein". (sn)

Zur Startseite