Microdrive: 1-GB-Festplatte im Miniaturformat

25.05.2001
Etwas größer als ein Fünfmarkstück, passt sie in Fotokameras, Handhelds und Notebooks. Das Microdrive, laut IBM die kleinste Festplatte der Welt, will dem Anspruch gerecht werden, Speicherprobleme bei den mobilen Geräten zu beseitigen. Ein Gigabyte nimmt immerhin zirka tausend Bilder oder den Inhalt von 500 Aktenordnern auf. Ob der Winzling nur etwas für Geheimagenten ist oder auch dem normalen Verbraucher hilft, hat ComputerPartner untersucht.

Ein Ausstellungsstück für den Verkaufsraum ist die zum Test vorliegende Verpackung des "Microdrive DSCM-11000" von IBM sicher nicht. Mit dem Charme einer Schachtel No-Name-Disketten weist nur ein unscheinbarer Aufkleber an der Seite auf den Hightech-Inhalt hin. Sicher verpackt in einer Blisterhülle, finden sich das Laufwerk samt stabiler Minitransportbox, Treiberdiskette für Windows 95/98 mit Installationshilfe und ein weiteres Heftchen mit Hinweisen zur Laufwerkseinrichtung. In der getesteten Travel-Kit-Version ist zudem noch ein PC-Card-Adapter mit passender Box enthalten.

Technische Daten oder Garantiehinweise gibt es keine, dafür den Verweis auf die entsprechende Internet-Seite. Auf der Suche nach einer brauchbaren Beschreibung fand sich ein englischsprachiges Datenblatt auf dem US-Server des Konzerns. Kein Wunder, dass die kleine Festplatte hierzulande noch nicht richtig bekannt ist.

Der Traum digitaler Fotografen

Während beim Fotografieren früher der volle Film in den ungünstigsten Augenblicken durch einen leeren ersetzt werden musste, sind es heute teure Speichermodule, die den Kameras ihre Munition liefern. Ein Speichervolumen von einem Gigabyte bedeutet für den Besitzer einer Digitalkamera, dass er sich fortan nur noch Sorgen um die Akkus machen muss. Aber auch dies hat sich beim Modelltyp DSCM mit bis zu 30 Prozent weniger Energieverbrauch im Standby-Modus erheblich verbessert.

Anhaltende Datenraten gibt IBM mit 2,6 bis 4,2 MB/s an. Damit lässt sich mobil arbeiten, gemessen am Preis von einer Mark pro MB sogar günstig. Mit gleicher Technik, doch kleinerem Volumen gibt es außerdem das Microdrive mit Kapazitäten von 512 oder 340 MB. Die zum Compact-Flash+-Typ-II kompatible Platte ließ sich ohne Formatierung direkt in der Kamera beschreiben. Getestet wurde übrigens mit einer Photo PC 850z von Epson.

Die Wartezeiten zwischen den einzelnen Bildern waren im Vergleich zu Flash-Speicher-Modulen nicht spürbar länger. Über den PCMCIA-kompatiblen PC-Card-Adapter ins Notebook eingelegt, braucht die Miniplatte - zumindest unter Windows 2000 - ebenfalls keinerlei Treiber oder Formatierung. Einsetzen, erkennen lassen und arbeiten: So hätte Plug-&-Play immer schon sein sollen.

Bei Windows 9x wird eine Infodatei von der mitgelieferten Diskette geladen. Alles andere findet der Hardware-Assistent auf der Betriebssystem-CD. Ein neuer Laufwerksbuchstabe wird dem als Wechselspeichermedium erkannten Microdrive zugeordnet. Sofort können Daten geschrieben, gelesen oder gelöscht werden.

Eine Filmdatei von 40 MB Größe brauchte beim Kopieren knappe 40 Sekunden, bis sie auf der Festplatte des schon etwas betagten Notebooks gespeichert war. Eine Kombination kleinerer Dateien war ein wenig schneller. Schreiben und Lesen gingen gleichermaßen schnell vonstatten. Flottes Arbeiten ist somit auch bei großen Dateien kein Problem. Eine vernünftige Balance zwischen Stromverbrauch und Leistung sind die 3.600 Umdrehungen pro Minute, die für die gemächliche Übertragungsrate mit verantwortlich zeichnen. 128 KB Cache, wovon allerdings 68 KB vom Microcode gebraucht werden, sind in dem Kärtchen auch noch vorhanden. Und ein Arbeitsgewicht von 16 Gramm ist bestimmt keine Last.

Sicheres Speichern und Lesen

Auf den Beipackzetteln wird vor allerhand Fehlbedienungsmöglichkeiten und Betriebseinschränkungen gewarnt wird; die Wichtigsten seien hier genannt. Bei Minustemperaturen läuft nichts mehr. Das ist aber normal, denn auch Standardfestplatten arbeiten unter Null Grad Celsius nicht (Gefahr von Kondenswasserbildung). Sobald die Plattentemperatur über dem Gefrierpunkt liegt, nimmt das Microdrive die Arbeit wieder auf.

Dafür wird das Laufwerk bei Dauerkopieraktionen oder Foto-Shootings unter ungünstigen Bedingungen recht bald heiß. Erreicht es eine Gerätetemperatur von 65 Grad, schaltet es ab. Auch hier wird der Betrieb wieder aufgenommen, sobald die Betriebstemperatur erneut erreicht ist. Ebenfalls recht unbeliebt bei Festplatten sind Stöße und Vibrationen während des Betriebs. Für MP3-Marathonjogger bleibt Flash-Speicher erste Wahl.

PDA-Benutzer und Handheld-Freunde mit einem passenden Anschluss können mit dem Microdrive Anwendungen und Daten installieren, die bisher aufgrund der derzeitigen Flash-Speichergrößen von maximal 256 MB auf dem Notebook blieben. Somit wird Multimedia für Handhelds realistischer. Wie anfangs erwähnt, sind die IBM-Seiten zum Thema Microdrive zumeist in englischer Sprache verfasst und lassen auf erhöhten Beratungsbedarf beim Kunden schließen. Weitaus ärgerlicher ist der permanente Versuch, den potenziellen Kunden direkt in den IBM-Online-Shop zu lotsen anstatt zu Partnern in seiner Umgebung. Zumindest unter den Suchrubriken "Privatkunden" und "Small Business" werden ein paar Händleradressen genannt, E-Mail oder Weblinks jedoch keine. Andere Unternehmen bieten hier für den Fachhandel mehr Möglichkeiten. Trotzdem: ein Produkt, das jeder Fachhändler kennen sollte. (kew)

Die Minifestplatte Microdrive DSCM-11000 von IBM ist ein technisches Schmankerl und mit einem Preis von einer Mark pro Megabyte eine sehr günstige Speicherlösung für digitale Kameras und Handhelds. Leicht, klein und einfach zu handhaben ist sie ohne Einschränkungen für die Zielgruppe empfehlenswert. Lediglich die Fachhandelspolitik des Herstellers und das schwache Handbüchlein haben die Bestnote verhindert. Wer mit mobilen Computern und Multimedia zu tun hat, muss dieses Produkt kennen.

<b>Kurzgefasst</b>

Anbieter:

IBM Deutschland

Speichersysteme GmbH

Hechtsheimer Str. 2

55015 Mainz

Tel.: 0 61 31/84 - 0

Fax: 0 61 31/84 - 63 00

www.ibm.de

Preis:

1.082 Mark (VK), 825 Mark (HEK)

Travel-Kit 1.186 Mark (VK), 909 Mark (HEK); alle Angaben zzgl. Mwst.

Wertung:

Gerät/Software: 1

Handbuch: 3-4

Lieferumfang: 1

Ease-of-Use: 1-2

Händler-Support: 4

CP-Tipp: 2

(Bewertung nach Schulnoten)

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