Micrografx Deutschland GmbH

09.10.1998

MÜNCHEN: Das Internet wird dreidimensional. Mit "Simply 3D" in der Version 3.0 will Micrografx dem Anwender ein besonders einfach zu handhabendes Tool für das Erstellen von 3D-Objekten und Schriften an die Hand geben. ComputerPartner hat die Fähigkeiten der kostengünstigen Software unter die Lupe genommen.Mit einem 133-Megahertz-Pentium-Rechner ist es nach knapp acht Minuten geschafft: Der "Projekt-Assistent" wünscht nach erfolgreicher Installation jedem User das obligatorische "Willkommen bei Micrografx Simply 3D 3.0". In dieser Zeit wurden 135 Megabyte auf die Festplatte geschaufelt. Mindestens 50 MB sollten sparsame Naturen für die Minimalinstallation der 3D-Software bereithalten. Nach weiteren fünf bis zehn Minuten darf sich der Anwender über seine erste 3D-Grafik oder -Animation freuen.

Die integrierten Softwarehelferlein werden schnell zu wahren Freunden. So ist der "Projekt-Assistent" für Konzeptionearbeitung und Formatierung der Grafiken zuständig. Automatisch stellt er dem Anwender alle notwendigen Hilfsmittel und Werkzeuge zur Verfügung. Einzige Schwierigkeit für den User: Er hat die Qual der Wahl zwischen 1.000 3D-Objekten, 88 Texturen, 50 Lichteffekten, 100 vordefinierten Animationen und 80 Deformationsformen.

Neu im Vergleich zu den Vorgängerversionen des 32-Bit-Programms ist der "Ausgabe-Assistent". Er kümmert sich um das richtige Format der Grafiken und Animationen. Ein Mausklick genügt, um die neu entstandenen Projekte beispielsweise im Format AVI, BMP, GIF, JPEG oder VRML 2.0 zu speichern und damit anderen Programmen zugänglich zu machen.

Last, but not least ist der "Extrusions-Assistent" zu nennen. Vulkanologen werden enttäuscht sein, denn der Name des Programmteils hat allenfalls im übertragenen Sinne etwas mit erstarrter Lava zu tun. Vielmehr läßt sich mit seiner Hilfe jede beliebige 2D-Vektorgrafik in ein 3D-Modell umwandeln. Diese Anwendung soll sich nach Herstellerangaben insbesondere für die Animation von Firmenlogos eignen.

Während die Arbeit mit den Assistenten fast zum Selbstläufer wird und auch Einsteigern schnell ein Erfolgserlebnis beschert, gestaltet sich der kreative Arbeitsprozeß etwas kniffliger. In der Standardeinstellung präsentieren sich drei Fenster mit

den dazugehörigen Symbolleisten "Szenen-Explorer", "Katalog" und "Arbeitsplatte".

Ordnung ist das halbe Leben, sagt der Volksmund. So gesehen hat sich der Szenen-Explorer seine Daseinsberechtigung in Simply 3D mehr als verdient. Er dröselt sämtliche Bestandteile des aktuellen Projektes hierarchisch auf und verrät dem Benutzer alle virtuellen Ingredienzen einer Grafik oder Animation. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich beispielsweise um Lichtquellen, Texturen oder Hintergrundbilder eines Projektes handelt. Zudem läßt sich mit dem Tool die Feinabstimmung komfortabel bewerkstelligen. Per Mausklick wird aus einem Punktlicht ein Spotlight. Ein wenig Schatten gefällig? Ein weiterer Befehl der Maus genügt. Aus einem Katalog lassen sich schließlich Objekte, Materialien, Lichtquellen, Animationen und Verformungen per Drag & Drop in das aktuelle Projekt einfügen.

Feinmotorik ist gefragt

Es liegt in der Natur der Sache, daß auf der eigentlichen Arbeitsoberfläche vor allem das räumliche Vorstellungsvermögen des Anwenders gefragt ist. Um beispielsweise einen Würfel auf einer individuellen Bahn durch den Raum fliegen zu lassen, werden nicht nur die kleinen grauen Zellen des Users, sondern auch dessen Feinmotorik auf eine harte Probe gestellt. Micrografx betont, daß die Objekte in Echtzeit plaziert und skaliert werden können. Unbestritten ist das richtig. Allerdings reduziert sich der Echtzeitspaß, wenn die Hardware des Users lediglich die empfohlenen Mindestanforderungen erfüllt - einen 486er-Prozessor mit acht Megabyte Hauptspeicher. Alles, was sich bewegt oder bewegen soll, ruckelt und zuckelt. Zum anderen ist der Cursor, mit dem die Objekte vertikal und horizontal im Raum bewegt werden können, gewöhnungsbedürftig. Es läßt sich ohne Übung nur schwer voraussagen, wohin sich bei einer bestimmten Cursorbewegung das Objekt bewegt. Vielleicht würde ein zweifarbiger Cursor das Ganze etwas erleichtern.

So umfangreich das Programm ist, so dünn ist auf den ersten Blick das im Lieferumfang enthaltene Handbuch. Auf den 108 Seiten steht aber alles Wichtige. Exemplarisch werden acht Projekte vorgestellt, die ohne allzu großen zeitlichen Aufwand in die Praxis umgesetzt werden können. Danach sollte jeder Anwender das kleine Einmaleins der 3D-Bearbeitung mit Simply 3D einigermaßen beherrschen. Somit widerlegt das übersichtliche Büchlein die gängige Meinung, daß Handbücher erst ab 500 Seiten etwas wert sind.

Der Produktsupport fördert keine revolutionären Dinge zu Tage. Wie bei Tools dieser Kategorie üblich unterstützt der Hersteller die registrierten Softwarepartner durch Produktinfos, regelmäßige Mailings, Leads von SOHO-Kunden, POS-Material sowie Nutzungsmöglichkeiten des Firmenlogos. Beim Support fallen für den Einzelhändler lediglich die reinen Telefonkosten an, während die Endkunden in den sauren Apfel beißen müssen und 2,40 Mark pro Minute für die Lösung ihre Probleme berappen müssen. Apropos sauer: Die Demoversion kostet den Händler 29 Mark. Damit will der Hersteller die Spreu vom Weizen trennen. Den Titel "Senior"- oder "Corporate-Partner" erhält bei Micrografx, wer die Produkte auf breiter Firmen- oder Großkundenbasis vertreibt. Selbstredend sieht bei dieser Klientel die Unterstützung für den Wiederverkäufer anders aus. Sie erhalten beispielsweise finanzielle Unterstützung bei Marketingaktivitäten, Schulungen oder kostenlose Händlerversionen und Testversionen für den Kunden. (akl/mm)

Mit der Software Simply 3D 3 gelangen selbst unerfahrene Anwender bereits nach wenigen Minuten zu einem 3D-Erfolgserlebnis.

Zur Startseite