Microsoft bastelt immer noch an einem neuen Lizenzmodell

19.09.2002
Vor einem Jahr führte Microsoft ein neues Lizenzmodell ein - einfacher und transparenter als das alte sollte es sein. Kunden aus dem Mittelstand konnte es jedoch bisher nicht so richtig überzeugen.

Laut Wolfgang Ebermann, Direktor für den Mittelstandsvertrieb bei der Microsoft Deutschland GmbH, entschieden sich bereits 95 Prozent der Großkunden für das neue Lizenzmodell des Softwareherstellers. Bei den Mittelstandskunden scheint das Angebot weniger gut anzukommen. Von dieser Gruppe konnten sich lediglich 30 Prozent für "License 6.0" erwärmen. "Der Mittelstand ist noch sehr zögerlich", kommentiert dies Ebermann.

Mitte Mai des vergangenen Jahres kündigte Microsoft sein neues Lizenzmodell erstmals an, das neben dem Kauf auch die Miete von Software vorsieht. Insgesamt mieten in Deutschland lediglich fünf Prozent der Unternehmen die Software. Alle anderen finden den Kauf immer noch besser. Anders sieht dies zum Beispiel in Portugal aus, wo 80 Prozent der Kunden Mietverträge abschließen.

Am 1. Oktober 2001 löste das neue Programm seine Vorgängerversion schließlich ab. Bis zum Juli dieses Jahres hatten alle Unternehmenskunden noch die Chance, durch die so genannte "Upgrade Advantage" relativ günstig in das aktuelle Modell einzusteigen. Diese Option besteht jetzt nicht mehr. Wer sich heute für License 6.0 entscheidet, muss Volllizenzen kaufen. Ursprünglich sollte die Übergangszeit zu License 6.0 und damit die Möglichkeit, über Upgrade Advantage zu wechseln, lediglich einige Wochen dauern. Nach Kundenprotesten und anfänglichen Startschwierigkeiten verlängerte der Konzern dieses Angebot jedoch mehrmals.

Weiterhin Updates für Box-Produkte

Ebermann räumt ein, dass Microsoft beim Übergang zu dem neuen Angebot einige Fehler gemacht habe: "Wir haben das Lizenzthema nicht transparent genug kommuniziert. Außerdem war die ursprünglich geplante Übergangsphase zu kurz." Für die Zukunft nimmt sich das Unternehmen vor, seine Kommunikationspolitik zu verbessern.

Ein mittelständisches Unternehmen kann ab fünf PCs "Open"-Lizenzen erwerben, Großunternehmen können ab 250 PCs das "Enterprise Agreement" wählen oder einzelne "Select"-Lizenzen kaufen. Wer in License 6.0 einsteigt, erhält zukünftig jedoch keine der bisher üblichen Updates mehr. Stattdessen kann eine "Software Assurance" abgeschlossen werden. Für einen jährlich fälligen Betrag erhält der Kunde alle zukünftigen Updates, die in der Laufzeit des Vertrages auf den Markt kommen, automatisch und ohne zusätzlichen Kosten.

Lehnt ein Unternehmen License 6.0 ab, kann es alternativ einzelne Boxen kaufen. Für die Box-Varianten der Plattform-Produkte Office und Windows wird es weiterhin die gewohnten Updates zum üblichen Preis geben.

Ratenkauf jetzt auch für mittelständische Kunden

Zum 1. September dieses Jahres erweiterte Microsoft License 6.0 um ein zusätzliches Angebot für Mittelstandskunden. Diese können, genau wie die Großkunden, von Anfang an den zinslosen Ratenkauf wählen. Die Laufzeit der "Multi Year Open License" beträgt drei Jahre. In dieser Zeit wird jeweils eine vorher festgelegte Rate fällig, genau wie bei der Miete. Inbegriffen ist außerdem die "Software Assurance", sodass der Kunde immer die aktuelle Version einsetzen kann. Der Ratenkäufer darf jedoch die Software auch nach Ablauf des Vertrages weiterhin uneingeschränkt nutzen. Durch den Ratenkauf verteilt sich die steuerlich wirksame Investitionssumme auf drei Jahre. Als Hauptgrund für die neue Lizenzpolitik nannte Ebermann: "Das alte Lizenzsystem war nicht mehr durchschaubar und nicht mehr kommunizierbar", so der Direktor. Selbst die eigenen Mitarbeiter hätten die damalige Vorgehensweise bei der Lizenzvergabe nicht mehr verstanden. Zu viele Rabattoptionen, Erweiterungsmöglichkeiten und Update-Pfade hätten sich im Laufe der Zeit ergeben.

Dotnet-Strategie als Ausrede

Der zweite Hauptgrund für die Einführung von License 6.0 ist Microsofts Dotnet-Strategie. Die Vision, immer und überall über das Internet kommunizieren zu können, erfordert laut Ebermann, dass neue Technologien sofort verfügbar sind. Hierzu benötige man ein flexibles Lizenzmodell, das als Wartungsvertrag für Software zu verstehen sei. Microsoft plant zukünftig, nicht mehr alle paar Jahre neue Gesamtpakete herauszubringen. Vielmehr sollen die bestehenden Kunden automatisch mit neuen Funktionalitäten versorgt werden. Dafür bezahlen sie die jährlich fällige Versicherung "Update Assurance". Lesen Sie hierzu auch den Kommentar auf Seite 10. (ce)

www.microsoft.de

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