Microsoft befragt Händler und Endkunden zu Raubkopien

26.09.1997
MÜNCHEN: Microsoft macht an allen Fronten gegen Raubkopien mobil. Der Software-Hersteller befragte Fachhändler über den Stellenwert von Originalsoftware und Endkunden über Lizenzverfehlungen. Außerdem legte kürzlich die Business Software Alliance (BSA), die auch Microsoft zu ihren Mitgliedern zählt, ihre Ergebnisse der umstrittenen Mailingaktion vom Mai dieses Jahres vor.Der Großteil aller Fachhändler (93 Prozent) kauft Software nur über autorisierte Quellen, um sich gegen gefälschte Produkte zu schützen. So lautet das Ergebnis einer Befragung unter 200 Händlern, die Microsoft jetzt veröffentlichte. Obwohl sich drei Viertel der Befragten an Aktionen gegen Software-Piraterie erinnern konnten, wissen 60 Prozent nicht, ob und wie Software-Hersteller die Distributionswege und legale Versionen überprüfen. Im Verkaufs- oder Beratungsgespräch ist dieses Thema aber durchaus präsent: Drei Viertel der Händler sprechen ihre Kunden darauf an. Seltener (vier Prozent) kommt der Anstoß dazu vom Kunden.

MÜNCHEN: Microsoft macht an allen Fronten gegen Raubkopien mobil. Der Software-Hersteller befragte Fachhändler über den Stellenwert von Originalsoftware und Endkunden über Lizenzverfehlungen. Außerdem legte kürzlich die Business Software Alliance (BSA), die auch Microsoft zu ihren Mitgliedern zählt, ihre Ergebnisse der umstrittenen Mailingaktion vom Mai dieses Jahres vor.Der Großteil aller Fachhändler (93 Prozent) kauft Software nur über autorisierte Quellen, um sich gegen gefälschte Produkte zu schützen. So lautet das Ergebnis einer Befragung unter 200 Händlern, die Microsoft jetzt veröffentlichte. Obwohl sich drei Viertel der Befragten an Aktionen gegen Software-Piraterie erinnern konnten, wissen 60 Prozent nicht, ob und wie Software-Hersteller die Distributionswege und legale Versionen überprüfen. Im Verkaufs- oder Beratungsgespräch ist dieses Thema aber durchaus präsent: Drei Viertel der Händler sprechen ihre Kunden darauf an. Seltener (vier Prozent) kommt der Anstoß dazu vom Kunden.

Microsoft wollte auch wissen, wie die Hersteller die Händler bei der Aufklärung der Kunden unterstützen können. Broschüren wurden dabei an erster Stelle genannt (43 Prozent). Ansonsten beweisen die Fachhändler keine große Phantasie bei den Antworten: Einem Viertel fallen keine weitere Maßnahmen ein, elf Prozent finden es ratsam, "die Medien einzuschalten", und nur vier Prozent halten eine Preissenkung für sinnvoll. Daß die Maßnahmen der Software-Hersteller zur Bekämpfung von Raubkopien nur bedingt auf Zustimmung beim Fachhandel stoßen, zeigt sich darin, daß 18 Prozent weitere Schritte ablehnen. 14 Prozent wünschen sich Presseveröffentlichungen zu diesem Thema und 13 Prozent wollen mehr Aufklärung.

Gleichzeitig befragte Microsoft 200 kleinere und mittlere Unternehmen zum Thema "Lizenzverfehlung". Der Software-Hersteller glaubt, an diesen Ergebnissen "eine Bewußtseinsänderung bezüglich des Einsatzes von Raubkopien" ablesen zu können; immerhin 48 Prozent sind der Meinung, daß das Thema eine hohe Priorität bei ihrer Geschäftsleitung habe. Damit wird die Problematik im Vergleich zur letzten Befragung vor zwei Jahren immer mehr zur Chefsache. Während 1995 noch 34 Prozent der Befragten die Lizenzthematik an die DV-Leitung delegierten, waren es 1997 nur noch 14 Prozent. Ob sich aber tatsächlich eine Bewußtseinsänderung breit macht, ist zweifelhaft, denn für 26 Prozent der Befragten (1995: 20 Prozent) sind Lizenzverfehlungen kein Thema. Zudem ist die Zahl der Stichprobenkontrollen innerhalb der Unternehmen von 40 auf 34 Prozent zurückgegangen und weitere 34 Prozent halten eine Überprüfung nicht für nötig (1995: 27 Prozent).

BSA-Befragung schlägt in die gleiche Kerbe

Wie lax mit Software-Produkten umgegangen wird, belegt auch eine aggressive Umfrageaktion der Business Software Alliance (BSA). Insgesamt beantworteten 13 Prozent von 10.000 angeschriebenen Firmen den einschüchternden Fragebogen zur Software-Lizenzierung. Knapp 50 Prozent der Unternehmen verzichten nach wie vor darauf, die eingesetzte Software zu inventarisieren und ein Drittel zeigt überhaupt kein Interesse am eigenen Software-Bedarf.

Ob die BSA-Aktion tatsächlich auf hohe Akzeptanz stieß, wie die Pressemitteilung glauben machen will, darf angezweifelt werden. Der Bundesverband Bürowirtschaft e.V. (BBW) reagierte zum Beispiel unwirsch auf die Kampagne: "Gut gemeint, schlecht gemacht", sei die Aktion gewesen, mit der sich der Interessenverband im Mai dieses Jahres nicht nur Freunde gemacht hat. Mit zwei Mailingaktionen hatte die BSA im Frühling 1997 Aufsehen erregt: 30.000 kleine und mittlere Unternehmen erhielten damals ein Schreiben, in dem vor der Benutzung nicht rechtmäßig erworbener Computer-Software gewarnt wurde. Aggressiv drohte die Organisation mit unangekündigten Hausdurchsuchungen und einer Veröffentlichung der Namen von verurteilten Unternehmen. Im zweiten Schritt verschickten die selbst ernannten Softwarelizenzwächter per Einschreiben einen Fragebogen über Software-Lizenzierung und eine Erfassungssoftware an ein Drittel der angeschriebenen Unternehmen. Damit "wird der Eindruck erweckt, daß der BSA gegenüber eine Melde- und Dokumentationspflicht bestehe", kritisiert der Bundesverband Bürowirtschaft. Er informierte seine Mitglieder darüber, daß sie eine Hausdurchsuchung ohne gerichtlichen Beschluß ablehnen können. Nur wenn ein Verdacht nachgewiesen werden könne, sei so ein Beschluß möglich. Auf das Schreiben der BSA nicht zu reagieren, begründe aber einen solchen Verdacht "selbstverständlich nicht". Auch die im Schreiben genannte Empfehlung des Interessenverbandes, Software nur bei "registrierten Fachhändlern" zu erwerben, stößt dem BBW sauer auf, "da es über seriöse Fachhändler weder ein amtliches Register noch eine Liste bei der BSA gibt". Wenn die BSA also ihre Beziehung zum Fachhandel nicht weiter gefährden will, sollte sie diese Kritik für die im Herbst geplanten Folgeaktionen ernst nehmen. (is)

Die Zahl der Endkunden, die es nicht für nötig halten, ihre installierte Software zu prüfen, steigt. Gleichzeitig kontrollieren immer weniger, ob Lizenzvereinbarungen eingehalten werden.

Immerhin 75 Prozent der befragten Händler konnten sich an Anti-Piracy-Aktionen von Software-Herstellern erinnern.

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