Microsoft Corp.

02.04.1999

MÜNCHEN: Ausgerechnet wegen Problemen mit der Euro-Umstellung hat Microsoft die Auslieferung seines neuen Finanz-Computerprogrammes "Money 99" gestoppt. Die Kunden sind verunsichert, viele Händler reagieren sauer."Money 99" und die Schwesterprodukte "Money 99 Plus Update" sowie "Money 99 Plus" werden in Deutschland vorübergehend nicht mehr ausgeliefert. Bei dem Programm gab es seit dem Start des Euro zum Jahreswechsel "zahlreiche Schwierigkeiten beim Online-Banking und bei der Konvertierung der Wertanlagen", räumt ein Sprecher von Microsoft in München ein. Die Money-Versionen in Schweiz und Österreich seien aber nicht davon betroffen.

Bereits im Januar hatte das Unternehmen "Verständigungsprobleme" der Software mit den Bank-Computern eingeräumt, weil viele Geldinstitute nach der Euro-Umstellung ihre Computer-Schnittstellen verändert und umgebaut hätten. In zahlreichen Fällen kam es zu falschen Berechnungen. Microsoft hatte damals angekündigt, das Problem innerhalb nur eines Tages lösen zu können.

Verständigungsprobleme mit den Bank-Computern

Tatsächlich wird es noch ein wenig länger dauern: Vor April wird es die Softwareschmiede nach eigener Aussage nicht mehr schaffen, das Programm wieder in den Handel zu bringen. Deutsche Kunden, die das fehlerhafte Programm bereits erstanden haben, sollen dann die überarbeitete Version schnellstmöglich und kostenlos bekommen, auch stehe sie dann zum Download bereit.

"Das ist eine Sauerei", meint dazu ein Händler der schon einige Anfragen von verunsicherten Kunden hatte. "Das heißt doch, wenn die mal Zeit haben, werden sie das Problem beseitigen. In der Zwischenzeit können die Kunden selber schauen, wie sie damit zurechtkommen. Und kriegen am Ende nur ein Update." Besonders getroffen hat es ihn, daß er von dem Auslieferungsstopp von einem Käufer erfahren mußte: "Der hatte das Programm bei mir bestellt und stand plötzlich mit einem entsprechenden Artikel bei mir im Laden. Als es schon in der Presse war, hatte uns Microsoft noch nicht mal angeschrieben." Er will die Ware jetzt zurückschicken. Einen guten Rat hat er noch für das Unternehmen: "Vielleicht sollte Microsoft seine Produkte mal länger zurückhalten und sie dafür intensiver testen."

Ein anderer Händler zeigt sich von der Neuigkeit hingegen wenig beeindruckt: "Fehler bei Money '99? Das wäre wirklich kein Wunder", man sei so etwas doch schon von anderen Produkten des Softwaregiganten gewohnt. Genau wie der Mediamarkt in Kaiserslautern hatte dieser Händler aber noch Glück - er kann die in den letzten drei Monaten verkauften Exemplare an einer Hand abzählen.

"Wir haben noch immer etwa 80 Stück im Regal und die lassen wir da vorläufig auch", meint ein Mitarbeiter des Mediamarktes. Er sieht die Angelegenheit eher gelassen, große Rückläufe seien nicht zu befürchten: "Wir haben im November und im Januar so an die fünf bis sechs Stück verkauft". Klagen hätte es bisher nicht gegeben. Und überhaupt: "Die Konkurrenzprodukte verkaufen sich ohnehin viel besser". (mf)

Zur Startseite