Upgrade-Politik in der Kritik

Microsoft drückt Windows 10 mit aller Macht in den Markt

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Windows 10 sei das sich am schnellsten ausbreitende Windows aller Zeiten, frohlockt das Microsoft Management. Maßgeblich dazu beitragen dürfte die noch bis Mitte des Jahres angebotene Option, Rechner mit den älteren Releases Windows 7 und 8.1 kostenlos auf den neuesten Windows-Stand zu bringen.

Das Betriebssystem mag besser sein als seine Vor­gänger und so manchen Fehler der Vergangenheit ausbügeln. Doch mit seiner Politik, die User regelrecht zum Upgrade zu drängen und ihnen die Installationsdateien quasi unter der Hand auf den Rechner zu schmuggeln, macht sich der Software­konzern nicht nur Freunde.

Schnell und umfassend sollte sich Windows 10 im weltweiten IT-Kosmos ausbreiten. Das war die oberste Maxime der Microsoft-Strategen in Redmond, als sie das neue Betriebssystem Mitte vergangenen Jahres auf den Weg brachten. Der Plan scheint aufzugehen, vor allem auch im Zuge des kostenlosen Upgrades, das der weltgrößte Softwarehersteller Anwendern von älteren Windows-Releases noch bis Ende Juli dieses Jahres anbietet. Anfang 2016 vermeldete die Microsoft-Spitze neue Rekordzahlen, was die Verbreitung von Windows 10 anbelangt. In einem Blog-Eintrag sprach der Softwarekonzern von über 200 Millionen Devices, die weltweit mit Windows 10 liefen. Damit lege die neue Generation das schnellste Wachstumstempo aller bis dato herausgekommenen Windows-Versionen an den Tag.

In die jüngsten Zahlen eingerechnet ist jedoch auch die Spielekonsole Xbox. Die Zahl der unter Windows 10 laufenden PCs taxierten die Web-Analysten von Net Applications zu Jahresanfang auf 164 Millionen Rechner. Damit seien im Dezember 2015 rund zehn Prozent aller PCs weltweit mit dem neuen Microsoft-System gelaufen. Allerdings habe sich das Wachstum mittlerweile verlangsamt. Legte der Marktanteil in den Monaten zuvor noch um 1,4 beziehungsweise 1,3 Prozentpunkte zu, waren es im Dezember nur noch 1,1 Prozentpunkte. Nichtsdestotrotz hält Microsoft an seinen ambitionierten Zielen für Windows 10 fest. Bis 2018 soll das System weltweit auf einer Milliarde Geräte laufen, lautet die Maßgabe von CEO Satya Nadella.

Zumindest im Business-Umfeld könnte die Microsoft-Rechnung aufgehen. So schnell wie auf Windows 10 hätten die Unternehmen nach Schätzungen von Gartner noch nie auf ein neues Betriebssystem von Microsoft gewechselt. Die Marktforscher rechnen damit, dass bis Januar 2017 insgesamt die Hälfte aller Firmen weltweit mit der Installation von Windows 10 begonnen haben werden. "Wir gehen davon aus, dass Unternehmen deutlich schneller als noch bei Windows 7 wechseln werden", prognostizierte Gartner-Analyst Steve Kleynhans.

PC-Plattform erodiert immer weiter

Auch wenn die Zahlen auf den ersten Blick überzeugend wirken, hat Microsoft ein Pro­blem. Windows 10 ist ein Betriebssystem für den PC – und diese Geräteklasse ist weltweit auf dem Rückzug. Laut den Marktforschern von IDC ist der Absatz im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 2008 gesunken. Weltweit verkauften die Hersteller 2015 insgesamt 276,2 Millionen Rechner, das waren 10,4 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.

Zur Startseite