Microsoft-Handelspartner werden ausgebootet

10.07.2003
Zu der Online-Meldung "Marge sparen für mehr Profit: Microsoft verstärkt Direktvertrieb" erreichte uns folgende Leserzuschrift:

Überraschend kommt eine solche Vorgehensweise von Microsoft doch nun wirklich nicht. Die Kollegen, die sich jetzt lauthals darüber beschweren, dass man ihnen das Geschäft wegnimmt, sind aber anscheinend sehr überrascht. Den Anfang hat Microsoft bereits vor geraumer Zeit gemacht, indem man über das neue Lizenzmodell dem Firmen-Endkunden die Möglichkeit gegeben hat, nicht nur seine Lizenzen online zu ordern, sondern sogar den Händler (oder keinen) zu benennen, der dann die lächerliche Provision dafür bekommen soll. Damit hat man die Distis komplett aus diesem Geschäft genommen und sich selber die Marge eingesteckt. Den damit angeblich verbundenen Preisvorteil für den Kunden suchen wir heute noch.

Der direkte Folgeschritt war für uns zu diesem Zeitpunkt bereits klar zu erkennen. Nämlich genau das, was Steve Ballmer jetzt verkündet hat.

Im Grunde bedeutet diese Vorgehensweise nichts anderes als das, was HP jetzt gemacht hat: die in der Vergangenheit ach so notwendigen Handelspartner radikal auszubooten und selber die Margen noch zusätzlich einzustecken. Moralisch ist die Art und Weise, wie man hiermit einem Geschäftspartner zu verstehen gibt, dass man ihn nicht mehr braucht oder nicht mehr haben will, sicher fragwürdig - betriebswirtschaftlich gesehen jedoch nur logisch und für jeden nachvollziehbar.

Wir haben bereits vor drei Jahren damit begonnen, uns aus dieser Abhängigkeit von Produkten und Herstellern zu lösen, und sind in der glücklichen Lage, uns beim Lesen solcher Informationen entspannt zurückzulehnen.

Nur eines hat Mr. Ballmer in seiner Geldgier übersehen: Alternative Betriebssysteme, wie zum Beispiel Linux, sind heute nicht mehr nur schick (weil es irgendwie immer ein wenig nach Rebellion schmeckt), sondern auch im hohen Maße anwendertauglich, stabil und sehr preisgünstig. Also durchaus "Ready to Sale".

Und ich wage zu behaupten, dass die Handelspartner, die Microsoft jetzt derart vor den Kopf stößt, genau das Potenzial bieten, um ein Linux "von unten nach oben", sprich vom Endanwender bis hin zum Industriekunden, im Markt zu etablieren.

Dieter Hoffmann, Hoffmann Network Consulting KG, Wedemark

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