Azure Stack

Microsoft-Kunden holen sich die Cloud ins Haus

Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Wer von Azure Stack profitieren soll

Profitieren sollen von Azure Stack beispielsweise Unternehmen in stark regulierten Branchen wie Finanzen oder Gesundheit, aber auch Organisationen, die Daten an entfernten Standorten vorhalten und auswerten müssen. Der Ölfeld-Ausrüster Schlumberger etwa nutzt den Stack auf Schiffen, wo Daten lokal verarbeitet und nur die Ergebnisse in die Public Cloud transferiert werden. Microsoft hat darüber hinaus auch Nutzer im Visier, die Anwendungen on-premise mit Hilfe von Cloud-Technologien modernisieren wollen.

„Wir sehen Azure Stack nicht als Private-Cloud-Ersatz, sondern als Erweiterung von Azure“, sagt Jürgen Dick, Business Lead Azure & Hybrid Cloud bei Microsoft Deutschland.
„Wir sehen Azure Stack nicht als Private-Cloud-Ersatz, sondern als Erweiterung von Azure“, sagt Jürgen Dick, Business Lead Azure & Hybrid Cloud bei Microsoft Deutschland.
Foto: Microsoft

Im ersten Fall könnten etwa Finanzdienstleister nur einen Teil ihrer Daten in die Public Cloud verlagern und sensible Informationen im Haus behalten. Verarbeitet würden die Daten von der gleichen Anwendung, die sowohl in der Public- als auch in der Private-Cloud verfügbar ist.

"Wir sehen Azure Stack nicht als Private-Cloud-Ersatz, sondern als Erweiterung von Azure", erklärt Jürgen Dick, Business Lead Azure & Hybrid Cloud bei Microsoft Deutschland, im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE: "Private Cloud bedeutet ja, ich baue mir meine eigene Cloud. Die bleibt dann oft auf der Ebene von Infrastructure as a Service stehen. Unser strategischer Fokus liegt auf der Public Cloud mit dem kompletten Azure-Portfolio mit Infrastruktur- und Plattform-Diensten." Hier habe man einen sehr hohen Automatisierungsgrad erreicht. Microsoft habe aber auch gelernt: "Es gibt Kunden, die das Azure-Konzept richtig gut finden, aber trotzdem nicht alle Workloads in der Cloud betreiben wollen, beispielsweise aus Compliance-Gründen." Sie legten Wert darauf, bestimmte interne Anwendungen über die gleichen Prozesse und Verfahren wie in der Public Cloud Azure bereitzustellen. Der typische Azure Stack-Kunde nutze also bereits Azure-Services.

Anwendungsmodernisierung und Data Center Transformation

Dessen ungeachtet gibt es nach den Erfahrungen des Microsoft-Managers etliche Unternehmen, die zwar von der Cloud-Idee überzeugt sind, aber noch nie mit Public-Cloud-Services gearbeitet haben. Diese Gruppe interessiere sich dafür, Cloud-Konzepte intern für neue Applikationen nutzen, damit diese von Anfang an "Cloud-ready" sind. Dahinter stehe häufig die Überlegung, dass sich solche Anwendungen später ohne großen Aufwand in die Public Cloud transferieren lassen.

Das Thema Anwendungsmodernisierung gewinnt in diesem Kontext an Bedeutung. Viele Unternehmen wollen dafür fortgeschrittene Technologien und Tools nutzen, die in der Cloud als einfach beziehbare Services zur Verfügung stehen. Dazu gehören beispielsweise Container Services, Serverless Computing oder Dienste rund um die Entwicklung von Microservices. Microsoft jedenfalls verspricht, eine Vielzahl von Azure-PaaS-Services auch on premise verfügbar zu machen

Ein anderes aufkommendes Anwendungsfeld für Azure Stack heißt Data Center Transformation. Dick berichtet von einem Kunden, der mit nur einer Anwendung in Microsoft Azure angefangen habe. Daraufhin seien so viele Mitarbeiter auf die Cloud-Vorzüge aufmerksam geworden, dass das Unternehmen heute mit Microsoft über die komplette Transformation der Rechenzentrumslandschaft rede. Nach Dicks Erfahrung gibt es immer mehr Organisationen, die sich mit derartigen Transformationsprojekten beschäftigen. Marktforscher wie Gartner und Forrester bestätigen diesen Trend (siehe dazu auch: Kernanwendungen wandern in die Public Cloud).

Einige Unternehmen wollen IT-Dienste mithilfe der Cloud schneller zur Verfügung stellen, um besser auf neue Business-Anforderungen reagieren zu können. Anderen geht es eher um Flexibilität. Nicht wenige Konzerne etwa haben einen Großteil ihrer IT ausgelagert und versuchen nun, über ein Cloud-Engagement flexibler zu werden. Typischerweise laufen solche Outsourcing-Verträge über fünf Jahre oder länger. "Alles was über die vertraglich festgelegten Leistungen hinausgeht, kostet viel Geld", beobachtet Dick. "Wir als Microsoft arbeiten hier beispielsweise mit den Outsourcing-Dienstleistern zusammen, um deren Angebote für den Kunden flexibler zu machen."

Im Rahmen groß angelegter Transformationsprozesse stellen Unternehmen nicht selten die komplette IT auf den Prüfstand: Mainframes, dezentrale Systeme und die zugehörigen Anwendungen. Dabei steht auch die Organisationsstruktur zur Disposition. Eine wichtige Frage dabei lautet für Dick: "Wie schaffe ich es, durch die Cloud schneller und flexibler zu werden und dabei meine Belegschaft mitzunehmen?" Dabei gehe es gerade nicht, wie häufig kolportiert, um Stellenstreichungen in der IT. Vielmehr könnten Unternehmen auf diesem Weg der latenten Personalknappheit in der IT entgegenwirken. "Die IT kommt ja in den Fachabteilungen oft gar nicht mehr richtig an, weil sie als langsam und unflexibel wahrgenommen wird", so der Manager. "Da wird dann schon mal auf eigene Faust ein Cloud-Service eingekauft." In Cloud-Transformationsprojekten helfe Microsoft mit Azure und Azure Stack dabei, neben der reinen Technik auch die Restrukturierung von Unternehmen zu begleiten. IT-Mitarbeiter müssten künftig in der Lage sein, den Fachabteilungen einen echten Mehrwert zu bieten.

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