Microsoft lenkt ein: 395 Protokolle und APIs werden veröffentlicht

06.08.2002
Seit Beginn der Kartellrechtsklage des US-Justizministerium gegen Microsoft vor vier Jahren setzen die Redmonder auf Zuckerbrot und Peitsche. Nützt letztere nichts, muss erstere herhalten. So erklärte Microsoft gestern in einer Telefonkonferenz, es werde, unabhängig davon, ob die klagenden neun US-Bundesstaaten sich mit dieser Geste anfreunden könnten, folgende Vereinbarungen realisieren: Das kommende Service Pack 1 (SP1) für Windows XP erlaube nunmehr PC-Herstellern und Endnutzern, den Zugriff auf Internet Explorer, Outlook Express, Windows Media Player, Windows Messenger und Java Virtual Machine (JVM) "auszublenden". Die Installation Microsoft-fremder „Middleware" sei nun mittels Änderung der Default-Einstellungen möglich - was mittels Service Pack 3 (SP3) für Windows 2000 bereits möglich ist. Ab heute (6. August) sollen rund 113 proprietäre Protokolle offen gelegt sein, die bei der Kommunikation zwischen Windows Desktop und Server verwendet werden. Third Party-Anbieter könnten sie lizenzieren. Die Protokolle umfassen laut Microsoft nicht weniger als rund 5.000 Dokumentationsseiten. Zusätzlich würden ab Ende dieses Monats 202 interne Schnittstellen (APIs; Application Programming Interfaces) für Windows dokumentiert werden. Sie stünden ab dem 28. August auf der Microsoft-Entwicklerseite MSDN zur Verfügung Schließlich sollen rund 20 PC-Kunden mit flexibleren Windows-OEM-Lizenzen erfreut werden. Damit verspricht die Gates-Company nicht weniger als 395 Protokolle und Programmierschnittstellen offen zu legen. Ob sie mit dieser Goodwill-Aktion das Ziel erreicht, dass die US-Staaten und die EU von ihren Klagen ablassen, ist fraglich. In jedem Fall wird sich US-Richterin Colleen Kollar-Kotelly noch diese Woche mit dem Fall Microsoft befassen. Man darf gespannt sein, wie sie die Aktion der Redmonder bewerten wird. Analysten zeigten sich in einer ersten Reaktion von der Aktion wenig angetan. Man glaube wohl, dass diese Aktion Microsoft ein paar PR-Punkte einbringe, erklärte beispielsweise Michael Gartenberg von US-Marktforscher Jupiter. Doch glaube er nicht, dass diese Maßnahme den Prozesverlauf beeinflussen könnte. Weder das US-Justizministerium noch die klagenden US-Staaten hätten sich bisher von Microsoft das Tempo oder die Art ihrer Auseinandersetzung mit dem Software-Krösus vorschreiben lassen. Daran werde auch die aktuelle Aktion nichts ändern, meinte Gartenberg. (wl)

Seit Beginn der Kartellrechtsklage des US-Justizministerium gegen Microsoft vor vier Jahren setzen die Redmonder auf Zuckerbrot und Peitsche. Nützt letztere nichts, muss erstere herhalten. So erklärte Microsoft gestern in einer Telefonkonferenz, es werde, unabhängig davon, ob die klagenden neun US-Bundesstaaten sich mit dieser Geste anfreunden könnten, folgende Vereinbarungen realisieren: Das kommende Service Pack 1 (SP1) für Windows XP erlaube nunmehr PC-Herstellern und Endnutzern, den Zugriff auf Internet Explorer, Outlook Express, Windows Media Player, Windows Messenger und Java Virtual Machine (JVM) "auszublenden". Die Installation Microsoft-fremder „Middleware" sei nun mittels Änderung der Default-Einstellungen möglich - was mittels Service Pack 3 (SP3) für Windows 2000 bereits möglich ist. Ab heute (6. August) sollen rund 113 proprietäre Protokolle offen gelegt sein, die bei der Kommunikation zwischen Windows Desktop und Server verwendet werden. Third Party-Anbieter könnten sie lizenzieren. Die Protokolle umfassen laut Microsoft nicht weniger als rund 5.000 Dokumentationsseiten. Zusätzlich würden ab Ende dieses Monats 202 interne Schnittstellen (APIs; Application Programming Interfaces) für Windows dokumentiert werden. Sie stünden ab dem 28. August auf der Microsoft-Entwicklerseite MSDN zur Verfügung Schließlich sollen rund 20 PC-Kunden mit flexibleren Windows-OEM-Lizenzen erfreut werden. Damit verspricht die Gates-Company nicht weniger als 395 Protokolle und Programmierschnittstellen offen zu legen. Ob sie mit dieser Goodwill-Aktion das Ziel erreicht, dass die US-Staaten und die EU von ihren Klagen ablassen, ist fraglich. In jedem Fall wird sich US-Richterin Colleen Kollar-Kotelly noch diese Woche mit dem Fall Microsoft befassen. Man darf gespannt sein, wie sie die Aktion der Redmonder bewerten wird. Analysten zeigten sich in einer ersten Reaktion von der Aktion wenig angetan. Man glaube wohl, dass diese Aktion Microsoft ein paar PR-Punkte einbringe, erklärte beispielsweise Michael Gartenberg von US-Marktforscher Jupiter. Doch glaube er nicht, dass diese Maßnahme den Prozesverlauf beeinflussen könnte. Weder das US-Justizministerium noch die klagenden US-Staaten hätten sich bisher von Microsoft das Tempo oder die Art ihrer Auseinandersetzung mit dem Software-Krösus vorschreiben lassen. Daran werde auch die aktuelle Aktion nichts ändern, meinte Gartenberg. (wl)

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