Microsoft lüftet das Geheimnis seines neuesten Betriebssystems

14.11.2002
Neue Impulse für die gesamte IT-Industrie erhofft sich Microsoft durch den Tablet-PC. Deutsche Anwender müssen vorerst allerdings auf Spracherkennungsfunktionen verzichten.

Monatelang war es Microsofts bestgehütetes Geheimnis. Einige Hardwarehersteller wagten kaum ihre bereits fertig entwickelten Geräte zu zeigen, aus Angst zu viel über die Software zu verraten. Seit vergangener Woche darf und soll die Welt endlich wissen, was "Windows XP Tablet PC Edition" kann. Microsoft stellte das Betriebssystem gleichzeitig in New York und München vor. Mit dabei waren die Tablet-PC-Hersteller Acer, Hewlett-Packard, Fujitsu Siemens, Paceblade, Toshiba und Viewsonic. (siehe ComputerPartner 44/02, Seite 10). Dell und IBM halten sich derzeit mit der Produktion dieser Geräte noch zurück.

Zu den Einzelheiten: Der typische Tablet-PC ist leicht, flach und benötigt nicht zwingend eine Tastatur, die jedoch trotzdem im Lieferumfang enthalten ist. Die Maus allerdings ist durch einen digitalen Stift ersetzt. Dieser steuert alle Programmfunktionen, und mit ihm ist auch die handschriftliche Eingabe von Texten und Skizzen möglich. Windows XP Tablet PC Edition ist mit einer Handschriftenerkennung ausgestattet, die angeblich ohne Üben sofort fast jedermanns Gekrakel erkennt. Auf Wunsch wandelt das neue Betriebssystem Handgeschriebenes in Maschinentext um. Somit verhält sich der Tablet-PC wie ein digitaler Notizblock, der alles speichert, was der Anwender schreibt. Während die englische Version mit einer Spracherkennung ausgestattet ist, müssen deutsche Anwender darauf vorerst noch verzichten. Es sei noch keine Software für die deutsche Sprache vorhanden, die die hohen Anforderungen Microsofts erfüllt, argumentierte Michael Hartmann, Marketing-Direktor von Microsoft Deutschland.

Obwohl die Handschriftenerkennung das Kernstück des Tablet-PCs ist, möchte Microsoft das Gerät nicht als erweitertes Laptop verstanden wissen. "Wir glauben, dass wir damit neue Impulse für die gesamte Hard- und Softwarebranche geben können", so Hartmann. Diese sollen unter anderem auch von anderen Softwareherstellern ausgehen, die spezielle Tablet-Produkte anbieten. Beispielsweise kündigte SAP bereits an, "Mysap Customer-RelationshipManagement" unterstütze den neuartigen Computer.

Der kanadische Softwarehersteller Corel entwickelte speziell für Windows XP Tablet PC Edition das Programm "Grafigo". Es erkennt handgezeichnete Skizzen und geometrische Formen wie Rechtecke, Kreise sowie Linien und wandelt diese in Grafiken um. Weitere ISVs, die spezielle Programme für den Tablet-PC entwickeln, sind das kalifornische Environmental Systems Research Institute (ESRI), das belgische Unternehmen Scansoft, der Entwickler von Sprachsteuerungen, Sympalog, sowie Avanade - ein Joint-Venture zwischen Microsoft und Accenture.

Microsoft hofft, mit seinem Betriebssystem, den dazugehörigen Geräten und der speziell dafür entwickelten Software nicht nur Außendienstmitarbeiter zu begeistern. Vielmehr sollen vor allem horizontale Märkte wie das Rechtswesen, Versicherungen, Medizin, Bildung, Design, Dienstleistung, Hers-tellung, Vertrieb und Einzelhandel erschlossen werden.

In Deutschland sind Tablet-PCs einiger Anbieter bereits erhältlich. Da es sich nicht um Consumer-Artikel handelt, sondern um Business-PCs, wählen fast alle Hersteller den Vertriebsweg über den Fachhandel. Lediglich Acer stellt neben dem Business-Tablet noch eine Consumer-Variante her, die über den Retail-Kanal vertrieben werden soll. (ce)

www.microsoft.de

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar auf Seite 8.

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