Mit dem iPhone scannen

Microsoft Office Lens im Test

Seit 2002 schreibt Thomas Hartmann als freier Autor Artikel für die Macwelt. Schwerpunkte sind News über aktuelle Mac-Nachrichten und neue Programme sowie Recherchen zu Hintergrundthemen. Gern sieht er sich neuere Bildbearbeitungsprogramme unterhalb der Photoshop-Ebene an und berichtet regelmäßig über Spiele, die auf der Mac-Plattform erscheinen. Auch kleinere Tests von Mac-Programmen gehören zu seinem Repertoire. Dass er auch zu anderen Plattformen eine Affinität hat, zeigt seine frühere Windows-Kolumne auf Macwelt.de. Und um sich auch auf anderen mobilen Betriebssystemen auszukennen, nutzt er neben seinem iPad ein Android-Smartphone.
Mit Microsofts kostenloser Scan-App lassen sich Dokumente, Visitenkarten, Folien und anderes abfotografieren und je nach Vorlage in einen editierbaren Text verwandeln.
Microsoft Office Lens im Test
Microsoft Office Lens im Test

Es gibt im App Store einige kleine Helfer für iPhone und iPad, die Vorlagen wie Bilder oder Dokumente und auch Visitenkarten erkennen und in Text verwandeln, das heißt die eine OCR-Software zur automatischen Texterkennung integriert haben. Die Stärke von Microsoft Office Lens, das wir in der iPad-Version 1.5 (ab iOS 9.1) getestet haben, liegt zum einen in der Unterstützung von Whiteboards und Tafeln wie auch in der nahtlosen Integration mit anderen Office-Apps wie Microsoft Word für das iPad.

Die App hat eine übersichtliche Struktur
Die App hat eine übersichtliche Struktur

Lens ”umzingelt” seine Zielobjekte

Zunächst gewährt man Office Lens Zugriff auf die Kamera. Bei Bedarf integriert es auch die komplette Foto-Bibliothek auf dem iPad, das haben wir aber verhindert. Speicherplatz ist One Drive von Microsoft, das sich vergleichbar der Dropbox und vergleichbaren Online-Angeboten über sämtliche Geräte vom iPhone bis zum Mac oder PC synchronisieren lässt. Macht man mit der App einfach nur Fotos, werden diese hier schlicht abgelegt.

Darauf lassen wir uns einmal nicht ein
Darauf lassen wir uns einmal nicht ein

Innerhalb der App selbst stellt man ein, was man zu scannen gedenkt, Dokumente, Fotos, Visitenkarten oder den Inhalt einer Tafel respektive eines Whiteboards. Dementsprechend konzentriert sich die App auf die Größe der Vorlage, besonders gut erkennbar bei Visitenkarten. Grundsätzlich versucht Office Lens bei Einstellungen für Dokumente oder Whiteboard nicht einfach alles aufzunehmen, sondern die Umgrenzungen eines Blattes respektive einer Tafel zu erfassen. Dies klappt in unserem Test auch recht gut, obwohl beim Versuch der App, die Ecken und Kanten der Vorlage einzugrenzen, je nach Umständen ein unangenehmes Flackern aufkommt, bei dem es schwer sein kann, die Schärfe richtig einzustellen und im richtigen Moment zu ”knipsen”. Nach mehreren Versuchen klappt das aber deutlich besser. Eine weitere Hilfe ist die integrierte Zoom-Option.

Auch den Rand vom Monitor erfasst Lens recht gut
Auch den Rand vom Monitor erfasst Lens recht gut

OCR nur mit Microsoft Word

Außerdem lassen sich mehrere Dokumente gleichzeitig aufnehmen, bevor man diese sichert – was aber nur mit Internetverbindung möglich ist. Ist man gerade offline unterwegs und der vorläufige App-Speicher voll, muss man warten, bis man die Dateien hochladen kann, bevor es weitergeht.

Fotos sind nicht immer ganz scharf
Fotos sind nicht immer ganz scharf

Möchte man eine OCR-Texterkennung, speichert man in Microsoft Word für das iPad. Die Erkennung geschieht dort automatisch, nach unseren Erfahrungen freilich mit recht unterschiedlichen Ergebnissen. So verspricht Microsoft auch die Identifizierung von handgeschriebenem Text, was trotz unserer Versuche, in bester Sonntagsschönschrift an die Tafel oder auf ein Whiteboard zu schreiben, nur sehr marginal gelingt. Gedruckter Text wie von Folien oder auf dem Computermonitor wird dagegen sehr gut in ein editierbares Dokument konvertiert. Zur Kontrolle speichert Office Lens die Foto- respektive Scanvorlagen gleich mit im selben Dokument. Als weitere Zielapps stehen Powerpoint oder PDF-Anwendungen zur Verfügung.

Texterfassung wie von einer Folie
Texterfassung wie von einer Folie

Gutes Bereinigen, schwache Bildbearbeitung

Wie von Microsoft versprochen, schneidet Office Lens die Vorlagen im Whiteboardmodus automatisch und zuverlässig zu und entfernt vor allem die störenden Reflexionen. Auch im Dokumentmodus klappen die automatischen Verbesserungen recht gut. Manchmal aber benötigt man doch etwas Nachbearbeitung, gerade für die Bilder wären ein paar entsprechende Werkzeuge gelegentlich hilfreich.

Ohne Hochladen geht nichts
Ohne Hochladen geht nichts

Möchte man seine Scans teilen, gelingt dies einfach über den iOS-üblichen Dialog für Mail und andere Apps. Visitenkarten werden übrigens in der Microsoft Notizen-App One Note abgelegt, die Erkennung von Namen und Telefonnummer oder E-Mail-Adresse als V-Card im *vcf-Format gelingt weitgehend gut.

Dieser Text wird perfekt erkannt (OCR)
Dieser Text wird perfekt erkannt (OCR)

Fazit und Empfehlung

Zunächst ist Microsoft Lens eine kostenlose App, dafür bietet sie in Kombination mit One Drive und One Note für ihren Zweck viele Funktionen. Zahlen muss man freilich, möchte man die OCR-Funktion nutzen, denn das geht nur mit Microsoft Word für iOS – will man dort ein Dokument nicht nur öffnen, sondern auch bearbeiten, zahlt man die üblichen Gebühren. Daher lässt sich Office Lens gerade für diese wichtige Funktion vorher nicht kostenfrei testen, besitzt man die Office-365-Lizenz nicht ohnehin.

Diverse Exportoptionen
Diverse Exportoptionen

Auch Microsoft sorgt eben ähnlich wie Apple dafür, dass möglichst alle hauseigenen Apps ineinandergreifen – und lässt sich das gegebenenfalls extra bezahlen. Insgesamt aber ist Microsoft Lens, das es auch für das iPhone oder Android-Geräte gibt, ein guter Helfer für alle möglichen Scan-Zwecke unterwegs. Der Nachteil besteht darin, dass man ständig zwischen verschiedenen Apps hin- und her wechselt und häufig warten muss, bis sie fertig synchronisiert haben – was leider ziemlich zeitraubend sein kann und von Fans wie Scanner Pro (4 Euro) einheitlicher erledigt wird. Die pfiffige Whiteboard-Funktion hat diese freilich nicht zu bieten.

Zur Kontrolle wird das ursprüngliche Bild mit exportiert
Zur Kontrolle wird das ursprüngliche Bild mit exportiert

(Macwelt)

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