Pakt gegen Amazon, Google und Salesforce

Microsoft und Oracle schmieden Cloud-Allianz

25.06.2013
Die beiden Software-Schwergewichte Microsoft und Oracle haben überraschend einen Pakt für ihr Cloud-Angebot geschmiedet, und holen jetzt gegen Konkurrenten wie Amazon, Google und Salesforce aus.
Oracle-Chef Larry Ellison gibt den Widerstand gegen Microsoft auf.
Oracle-Chef Larry Ellison gibt den Widerstand gegen Microsoft auf.
Foto: Asa Mahat/All Things Digital

Die beiden Software-Schwergewichte Microsoft und Oracle haben überraschend einen Pakt für ihr Cloud-Angebot geschmiedet. Unternehmen können zukünftig auf der Microsoft Plattform Azure auch die Datenbanken von Oracle sowie die Oracle-Umgebungen Java und WebLogic nutzen. Das war bislang nicht möglich. Microsoft-Chef Steve Ballmer und Oracle-Vize Mark Hurd gaben die Allianz der ehemals zerstrittenen Rivalen am Montagabend bekannt. Mit der Kooperation holen die beiden Unternehmen in der Datenwolke zum Schlag aus gegen Konkurrenten wie Amazon, Google und Salesforce.

Microsofts Azure-Plattform bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihren Kunden Cloud-Anwendungen anzubieten. Dabei werden Anwenderdaten und Software online zur Verfügung gestellt und nicht von einem selbst betriebenen Rechenzentrum, so dass sie von verschiedenen Geräten aus auch mobil erreichbar sind. Ziel der neuen Kooperation mit Oracle ist es, Geschäftskunden den Wechsel auf die Microsoft-Plattform zu erleichtern. In diesem Zusammenhang wird auch das freie Betriebssystem Linux von Oracle in die Microsoft-Cloud gebracht, obwohl Linux im Wettbewerb zu dem Microsoft-System Windows steht.

Microsoft und Oracle sind eigentlich Konkurrenten auf dem Feld von Datenbanksoftware und bei Unternehmensanwendungen. Das werde auch so bleiben, betonte Ballmer in einer Telefonkonferenz. Hinter den Kulissen hätten die beiden Firmen jedoch schon länger zusammen an der Cloud-Strategie gefeilt. "In der Welt der Cloud musst du diese Partnerschaft aktiv angehen, nicht passiv", sagte er. "Für uns beide ergibt das viel Sinn", sagte Hurd.

Oracle ist Weltmarktführer mit Datenbanken für Geschäftskunden - die Kalifornier konkurrieren auf dem Feld der Software für Unternehmenssteuerung auch mit Europas größtem Softwarehersteller SAP. Mit den Walldorfern liefert sich der als streitbar bekannte Konzernchef Larry Ellison seit Jahren einen erbitterten Kampf um Kunden. Zu Microsoft hatte Ellison in der Vergangenheit ein ähnlich gespanntes Verhältnis: Den Konzern von Ex-Chef Bill Gates nannte er wegen dessen Vorherrschaft beim Betriebssystem Windows gerne einen "verurteilten Monopolisten".

SAP-Aktie bleibt unbeeindruckt

Die Aktien von SAP, dem schärfsten Konkurrenten von Oracle im Bereich Datenbanken und Unternehmenssoftware haben sich am Dienstag von der angekündigten Kooperation der Wettbewerber Microsoft und Oracle im Cloud-Computing weitgehend unbeeindruckt gezeigt. Die Titel des Walldorfer Software-Konzerns rückten am Vormittag um 0,68 Prozent auf 54,79 Euro vor. Für den Dax ging es zeitgleich um 0,86 Prozent nach oben.

Die Allianz zeige, wie schwierig es sei, in Cloud-Geschäft eine dominante Marktstellung im Vergleich zu kleinen, agilen Unternehmen aufzubauen, schrieb ein Analyst in einem Morgenkommentar. Zudem scheine Oracle hinter SAP zurückzufallen. Angesichts der Kooperationsvereinbarung könnten nun die immer mal wieder aufflammenden Spekulationen über einen Kaufinteresse von Microsoft an SAP zumindest vorübergehend verschwinden. Vor diesem Hintergrund bewertete der Analyst die Zusammenarbeit der Wettbewerber neutral für die Aktien der Walldorfer.

Ein Händler gab allerdings zu bedenken, dass Oracle von der Kooperation profitieren dürfte und Boden auf SAP gut machen könnte. (dpa/rb)

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