Zhang Yaqin

Microsoft verliert Spitzenmanager an chinesische Internetfirma Baidu

08.09.2014
China wird zu einem immer größeren Problem für Microsoft: Windows wird millionenfach illegal kopiert und Wettbewerbshüter machen Druck. Jetzt wechselt auch noch ein Spitzenmanager zur Konkurrenz.

Microsoft hat in China einen weiteren Rückschlag erlitten. Nach dem staatlichen Verbot von Windows 8 auf Behördencomputern und staatlichen Anti-Monopolermittlungen wechselt nun ein Topmanager zum chinesischen Internetriesen Baidu. "Zhang Yaqin wird zum 10. September bei Baidu als Präsident für neue Geschäfte anfangen", sagte ein Baidu-Sprecher am Montag auf Anfrage. Microsoft war für ein Statement zunächst nicht erreichbar.

Zhang war Vice President von Microsoft und leitete die Asien-Pazifik-Forschungsabteilung. Zwischenzeitlich führte er das China-Geschäft des US-Unternehmens. "Das ist ein Coup für Baidu", urteilte die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post". Im Mai hatte der chinesische Suchmaschinenbetreiber bereits den früheren Google-Forscher Andrew Ng abgeworben, um das Baidu-Forschungszentrum in Kalifornien zu leiten.

Der Abgang kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt für Microsoft in China. Seit Jahren ringt die Firma mit massenhaft illegal kopierter Windows-Software. Obwohl Microsoft auf dem riesigen Markt nur unterdurchschnittliche Lizenzverkäufe verzeichnet, dominiert Windows wegen der hohen Rate von Raubkopien auch in China. Aber auch das wollen die Behörden ändern. Eine staatlich unterstützte Entwicklerallianz will im Oktober ein chinesisches Betriebssystem auf den Markt bringen.

Gleichzeitig setzen Microsoft die Anti-Monopolermittlungen zu. Seit Wochen erheben Behördenvertreter immer neue Vorwürfe gegen das US-Unternehmen. Microsoft hat seine Kooperation mit den Ermittlern angekündigt. Eine Unterstützung der Untersuchungen kann in China mildernd auf eine mögliche Strafe angerechnet werden. An der Spitze von Microsoft China steht seit gut zwei Jahren der frühere Deutschlandchef Ralph Haupter.

Baidu versucht unterdessen, seine Position unter den drei führenden Internetunternehmen Chinas zu behaupten. Bislang hatten sich die Internetgiganten die Märkte in dem Land mit mehr als 600 Millionen Internetnutzern weitgehend untereinander aufgeteilt: Baidu dominiert mit der gleichnamigen Suchmaschine die Internetsuche, Alibaba den Internethandel und Tencent soziale Netzwerke und Online-Spiele. Aber der rasante Aufstieg von Smartphones und junge, aufstrebende Firmen bringen die traditionelle Aufteilung durcheinander.

Chinas Markt für Software legt rasant zu. Im vergangenen Jahr stieg das Geschäft mit Computerprogrammen um 23,4 Prozent im Jahresvergleich. Insgesamt wurde im Jahr 2013 nach Zahlen des nationalen Statistikamtes Software im Wert von drei Billionen Yuan (369 Milliarden Euro) verkauft. (dpa/tc)

Zur Startseite