Online-Lizenzenhändler

Microsoft verschärft Vorwürfe gegen Lizengo

Panagiotis "Takis" Kolokythas arbeitet seit Juni 2000 für pcwelt.de. Seine Leidenschaft gilt IT-News, die er möglichst schnell und gründlich recherchiert an die Leser weitergeben möchte. Er hat den Überblick über die Entwicklungen in den wichtigsten Tech-Bereichen, entsprechend vielfältig ist das Themenspektrum seiner Artikel: Windows, Soft- und Freeware, Hardware, Smartphones, soziale Netzwerke, Web-Technologien, Smart Home, Gadgets, Drohnen… Er steht regelmäßig für PCWELT.tv vor der Kamera und hat ein eigenes wöchentliches IT-News-Videoformat: Tech-Up Weekly.
Microsoft äußert sich nun zum ersten Mal zum Streit mit dem Online-Händler Lizengo. Und betont: "Wir haben rechtliche Schritte eingeleitet."

Der PC-WELT liegt nun das erste Statement von Microsoft zum Streit mit dem Online-Lizenzenhändler Lizengo vor. Wie bereits berichtet,ist Microsoft der Ansicht, dass die von Lizengo zu einem vergleichbar niedrigen Preis verkauften - und vorübergehend bei Edeka auch erhältlichen - Lizenzen für Windows und Office - zumindest in vielen Fällen - nicht legal sind. Das sieht Lizengo ganz anders und verweist darauf, dass sein Geschäftsmodell aus urheberrechtlicher Sicht einwandfrei sei und bisher auch keine Klage erhalten habe, wie uns Lizengo-CEO, Tobias Zielke, kürzlich mitteilte.

In dem der PC-WELT vorliegenden, sechs Seiten langem Statement, sieht das Microsoft etwas anders. Wegen des Verkaufs von "Software-Karten" durch Lizengo habe man rechtliche Schritte eingeleitet.

Begründet wird dies seitens Microsoft ausführlich. Gleich in der Einleitung wird zur Erklärung betont, dass der Besitz eines funktionierenden Produktschlüssels für ein Microsoft-Produkt nicht gleichbedeutend mit dem Besitz einer gültigen Lizenz für das jeweilige Produkt sei. "Product-Keys sind keine 'Lizenzen', sie dienen lediglich dazu, dass derjenige Kunde, der bereits ein Nutzungsrecht ('Lizenz') für ein Computerprogramm erhalten hat, dieses installieren und aktivieren kann", erklärt hierzu Microsoft. Microsoft blocke Produktschlüssel, wenn Hinweise auf einen Missbrauch vorliegen oder ein Produktschlüssel bereits aktiv genutzt wird. Es gibt aber auch Produktschlüssel, die etwa Unternehmen und Bildungseinrichtungen geliefert werden, um an vielen Rechnern ein Microsoft-Produkt zu aktivieren, entsprechend wird der Produktschlüssel nach der Aktivierung auf einem PC auch nicht gleich geblockt.

Nur weil ein Produktschlüssel noch nicht geblockt wurde, bedeute dies daher nicht, dass der Nutzer auch immer eine gültige Lizenz besitzt. Grundsätzlich gelte, so Microsoft, dass jeder Nutzer, der ein Programm von Microsoft nutze, sicher stellen müsse, dass er dafür auch die erforderlichen Rechte für die Nutzung des Programms besitzt.

Zweifel sollten Nutzer haben, wenn Microsoft-Programme deutlich günstiger als zu den sonst üblichen Preisen angeboten werden. In solchen Fällen können die Nutzer die Produktschlüssel über den Microsoft Produktidentifikationsservice überprüfen lassen. Und auf dieser Website bietet Microsoft umfangreiche Informationen zum Thema legale Lizenzierung von Microsoft-Produkten.

Microsoft erhielt diese Hinweise auf verdächtige Lizengo-Produktschlüssel

In dem Statement führt Microsoft weiter aus, dass der Microsoft Produktidentifikationsservice in jüngster Zeit "einige Produktschlüssel" überprüft habe, die von Software-Karten stammen, die Lizengo über die Supermärkte von Edeka verkauft hatte. Beim Kauf der Karten erhielten die Kunden an der Edeka-Kasse an einen Code auf der Rechnung, der auf der Website von Lizengo zum Erhalt des Produktschlüssels und zum Download und zur Aktivierung von Microsoft-Produkten verwendet werden konnte. Außerdem habe der Microsoft Produktidentifkationsservice auch von Lizengo-Kunden auf der Website von Lizengo erworbene Produktschlüssel überprüft. Dabei seien verdächtige Lizenzschlüssel identifiziert worden. Konkret listet Microsoft folgende Beispiele auf:

Microsoft kritisiert Geschäftsmodell von Lizengo

Nach der Nennung dieser Beispiele verweist Microsoft darauf hin, dass Lizenzgo damit werbe, ausschließlich neue Produktschlüssel zu verkaufen. Und stellt fest: "Wie die oben dargestellten Fälle belegen, ist dies zumindest bei diesen vom Microsoft PID Service überprüften Product-Keys von Lizengo nicht zutreffend: Diese Product-Keys wurden schon an Vorerwerber übermittelt und zum Teil auch bereits zur Aktivierung verwendet, bevor sie von Lizengo an die Kunden übermittelt wurden."

Hinzugefügt wird abschließend seitens Microsoft:

Nach unserem Kenntnisstand lässt Lizengo den Kunden keine Dokumentation zur Herkunft der Product-Keys zukommen. Für die Kunden von Lizengo bleibt somit unklar:

- dass es ggf. Vorerwerber gab;

- um wen es sich dabei ggf. handelte;

- von wem diese Vorerwerber wiederum ggf. welche Lizenzen mit welchen Nutzungsrechten erworben haben;

- ob der Erstverkauf der Programmkopie in der Europäischen Union oder in einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum stattfand;

- dass die dazugehörigen Product-Keys ggf. bereits zur Aktivierung verwendet wurden; und - ob etwaige Vorerwerber ihre Programmkopien spätestens zum Zeitpunkt des Weiterverkaufs unbrauchbar gemacht haben.

Zur Startseite