Microsoft will Lizenzvorschriften vereinfachen

12.12.2002
Microsoft will den Windows-Dotnet-Server 2003, der im April nächsten Jahres verfügbar sein soll, mit einem neuen Lizenzmodell verkaufen. Kunden sollen die Möglichkeit erhalten, Client-Access-Lizenzen (CAL) pro Anwender zu erwerben.

Nach den heute gültigen Bedingungen müssen Kunden so genannte Device-CALs (Client-Zugangslizenzen) kaufen, also jedes Gerät, das Zugriff auf den Server hat, einzeln lizenzieren. In Zukunft sollen die Abnehmer auch die Möglichkeit erhalten, Anwender- und Gerätelizenzen mischen zu können. "Wir geben unseren Kunden mit der User-Lizenzierung mehr Flexibilität", sagte Wolfgang Ebermann, Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Deutschland gegenüber ComputerPartner. "Für ein Unternehmen, dessen Mitarbeiter mehrere Geräte nutzen, ist es sinnvoller, die einzelnen User zu lizenzieren, anstatt wie bisher für jedes Gerät eine Lizenz zu erwerben", so Ebermann weiter.

Andererseits nutzen in manchen Unternehmen mehrere Mitarbeiter ein Endgerät gemeinsam. In diesem Fall wäre der Kauf einer Gerätelizenz günstiger. Was die Lizenzen kosten sollen, ist derzeit noch nicht bekannt. Bob O’Brian, Group-Product-Manager bei Microsofts Windows Server Division, sagte, dass die Preise für beide Lizenzarten gleich hoch sein werden. Dies berichtete unsere amerikanische Schwesterzeitschrift "Computerworld".

Lizenzen für externen Serverzugriff

Eine zweite Lizenzänderung betrifft Unternehmen, die Außenstehenden einen Serverzugriff gewähren. Für sie gilt in Zukunft die Option "External Connector". Microsoft ersetzt damit die existierende "Internet Connector"-Lizenz, die Kunden für einen Windows-basierenden Webserver benötigten. Die neue Option ist speziell für Business-to-Business-Beziehungen gedacht, also wenn ein Unternehmen seinen Business-Partnern Zugriff auf einen internen Windows-Server via Extranet einräumt. Der External Connector kann nicht für die eigenen Angestellten oder im Auftrag des Unternehmens arbeitende Personen, wie beispielsweise Berater, eingesetzt werden. "Eine External-Connector-Lizenz gewährleistet, dass beliebig viele Geschäftspartner auf den lizenzierten Server zugreifen können", erklärt Ebermann. "Unternehmen, bei denen Zugriffe nur von wenigen Außenstehenden erfolgen, können weiterhin einzelne CALs kaufen."

Microsofts dritte Änderung der Lizenzbedingungen wirkt sich auf Anwender aus, die Windows-Terminal-Server (WTS) nutzen.

Lizenzen für jeden Client, der Terminal-Services nutzt

Microsoft verlangt zukünftig eine spezielle Terminal-Server-CAL für jeden Client, egal mit welcher Windows-Version dieser arbeitet. Bisher sah es so aus, dass Terminal-Server-CALs fällig wurden, wenn sich die Server- und Client-Betriebssys-teme nicht entsprachen. Nutzte beispielsweise ein Unternehmen Windows-2000-Server und das entsprechende Desktop-Betriebssystem, benötigten die Clients keine gesonderten Terminal-Server-Lizenzen. Erneuerte der Kunde den Server, behielt aber die Desktop-Betriebssysteme, musste er Terminal-Server-CALs für die Desktops kaufen. Nach den neuen Bestimmungen muss jeder Kunde für alle Clients WTS-Lizenzen erwerben, die Terminal-Services des Dotnet-Servers 2003 nutzen wollen. Allerdings kann der Kunde auch in diesem Fall zwischen User- und Device-Lizenzen wählen. Die neuen Bedingungen sollen laut Bob O’Brien hauptsächlich die vielen Lizenzvorschriften vereinfachen.

Um den Kunden den Übergang etwas schmackhafter zu machen, will Microsoft kostenlose Terminal-Server-CALs ausgeben. In diesen Genuss kommen alle Kunden, die Windows XP Professional bereits erworben haben oder ein Enterprise Agreement für ihre Desktop-Betriebssysteme abgeschlossen haben. Auch alle Unternehmen, die eine Software-Assurance besitzen oder Windows XP Pro noch vor dem Launch des Dotnet-Servers 2003 zu kaufen gedenken, sollen eine CAL erhalten. Obwohl die neuen Lizenzbestimmungen erst im April mit dem Launch des Windows-Dotnet-Servers 2003 wirksam werden, haben sie bereits diese Woche erste Auswirkungen. Die Betatester des Release Candidate 2, das seit vergangener Woche verfügbar ist, dürfen gleichzeitig die neuen Lizenzen ausprobieren.

www.microsoft.de

ComputerPartner-Meinung:

Dass Microsoft zusätzlich zu den Device-CALs für den Dotnet-Server User-orientierte Lizenzen anbietet, ist durchaus positiv. Zusätzliche Alternativen sind grundsätzlich nichts Schlechtes für die Kunden. Auf dem Papier sieht die Sache auch recht einleuchtend aus. Aber leider ist die Realität doch immer komplizierter. Zukünftig müssen Mitarbeiter genau aufpassen, wem sie zum Beispiel ihr Notebook leihen. Client-Access-Lizenzen können zwar von einem Gerät auf ein anderes übertragen werden, aber nur unter bestimmten Umständen. Gleiches gilt für Benutzerlizenzen. Die neuen Termial-Server-Lizenzen mögen zwar einfacher sein als vorher, aber unter Umständen auch teurer. (ce)

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