Microsoft zahlt (gerne) bei jeder Xbox drauf

28.11.2005
Microsoft will in dem zukunftsträchtigen Konsolenmarkt eine beherrschende Rolle spielen. Das lässt sich der Softwareriese viel Geld kosten.

Dass Microsoft in dem Konsolenmarkt eine ähnlich beherrschende Rolle spielen will wie im Office-Markt, ist bekannt. Denn die Redmonder rechnen fest damit, dass die Konsole zum Zentrum der Internet- und Heim-IT-Aktivitäten wird, und die Kombination aus Konsole, Windows Media Center und Microsoft-Diensten wie etwa "Xbox-Live" oder MSN oder in Zukunft durch einen zugekauften Service Provider alle Bedürfnisse abdeckt.

Infolge dessen hat sich Microsoft bei der gerade in den Markt gebrachten Spielekonsole Xbox 360 ausgerechnet, dass es lieber draufzahlt - nämlich rund 126 Dollar (zirka 107 Euro) bei einem Verkaufspreis von 299 beziehungsweise 399 Euro (Premiumedition) - als den Markt den vermutlich ebenfalls ihre Konsolen subventionierenden Konkurrenten Nintendo und Sony zu überlassen.

Nun ist es wahr, dass Konsolenanbieter ihr Geld traditionell nicht mit der Hardware, sondern mit Spielen und Services verdienen. Dennoch erscheinen die Berechnungen des Marktforschungsunternehmens Isupply, das die einzelnen Xbox-Komponenten bewertet hat, aufschlussreich.

Denn allein die verbauten Computerkomponenten sind 470 Dollar wert, das Zubehör - das Netzteil und das Eingabegerät - weitere 55 Dollar. Der Materialwert beträgt insgesamt 525 Dollar. Laut Isupply dürfte Microsoft pro Xbox allein an ATI 141 Dollar und an IBM 106 Dollar für den Mikroprozessor zahlen.

Das heißt: Microsoft lässt sich auch bei der Xbox 360 auf ein Spiel, ein, bei dem es in naher Zukunft buchstäblich verliert. Erst der Blick auf die Rückkehr der Subventionsgelder über Spiele und Dienste lässt deshalb erkennen, welche Geschäfte mit Software und Diensten sich machen lassen.

In diesem Jahr schätzen Marktforscher den Umsatz mit Videospielen für Konsolen auf weltweit 13 Milliarden Dollar. Im Jahr 2010 sollen es rund 17 Milliarden Dollar sein. Rasant soll der Umsatz mit Online-Spielen ansteigen: auf 6,4 Milliarden Dollar im Jahr 2010 gegenüber rund 2.3 Miilliarden Euro im vergangenen Jahr.

So warten Microsoft und Service Provider auf die spielehungrigen Konsumenten. Denn der Absatzkanal Internet plus Konsole erscheint allen Anbietern von medialen Inhalten als Königsweg zu neuen Reichtümern. Laut dem Marktforscher Deloitte & Touche könnten statt derzeit rund 415 Millionen Konsolen binnen fünf Jahren 2,6 Milliarden Konsolen in den Haushalten stehen. Dann werden über Breitbandverbindungen Werbung, Spiele, Filme und anderes mehr auf die Konsolen geschickt, und sogar Unternehmen, die eigentlich nichts mit dieser Online-Welt zu tun haben, könnten sich darüber neue Umsatz- und Kooperationspotenziale erschließen, sagt Deloitte-Partner Dieter Schlereth.

Es gibt also viele Gründe für Microsoft, auf die Xbox zu setzen. Auch wenn es für die Redmonder momentan nicht billig ist. (wl)

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