Microsofts Trick: Neuer Prozessor zwingt zum Upgrade

04.07.2002
Seit wenigen Wochen sind die neuen Xeon-Prozessoren mit HyperthreadingTechnologie von Intel auf dem Markt. Für Microsoft kommen diese CPUs aberanscheinend überraschend. Denn Windows 2000 kann nicht zwischen logischen und physikalischen Prozessoren unterscheiden. Die Folge: Doppelte Lizenzgebühren werden fällig.

Hyperthreading ist eine feine Sache. Um die Rechenleistung seiner Prozessoren zu steigern, hat Intel es mit einem Kunstgriff geschafft, zwei Recheneinheiten in einem Xeon-Chip zu integrieren. Bis auf die Recheneinheit sind alle anderen Funktionseinheiten nur einmal vorhanden. Intel verspricht sich dadurch eine bessere Auslastung der einzelnen Bausteine im Chip. Und das Ergebnis gibt den Entwicklern recht. CPUs mit Hyperthreading sind in der Spitze 30 Prozent schneller als ihre "Kollegen". Allerdings hängt die Rechengeschwindigkeit sehr stark von der gestellten Aufgabe ab. Unter ungünstigen Umständen sinkt die Rechenleistung sogar auf 90 Prozent ab. Aber meistens erreichen Prozessoren mit Hyperthreading Rechenleistungen zwischen 116 bis 130 Prozent. Zum Vergleich: Ein System mit zwei einzelnen Xeon-CPUs erzielt eine Rechenleistungen von bis zu 180 Prozent. Genau doppelt so viel ist nicht möglich, da auch noch Verwaltungsaufgaben anfallen.

Microsofts Lizenzpolitik

Hyperthreading bietet zwei CPUs in einem Gehäuse. Nur Mehr-Prozessor-Betriebssysteme können Prozessoren mit Hyperthreading nutzen. Microsofts Windows 2000 ist ein solches Betriebssystem. Die Lizenzgebühren berechnet Microsoft jedoch nach der Anzahl der Prozessoren. Das Betriebssystem "Windows 2000 Standard" kann vier Prozessoren unterstützen und die Advanced-Version acht CPUs. Windows 2000 kann aber nicht zwischen logischen und physikalischen Prozessoren unterscheiden. Für das Betriebssystem erscheint ein Xeon mit Hyperthreading als zwei einzelne CPUs. Setzt man beispielsweise Windows 2000 Standard auf einem Server mit vier Xeons mit Hyperthreading ein, so werden nur die physikalisch vorhandenen vier CPUs genutzt. Die vier zusätzlich vorhandenen logischen Prozessoren sind für Windows 2000 Standard nicht vorhanden. Erst das Betriebssystem Windows 2000 Advanced kann auch die vier logischen Prozessoren einbinden und nutzen. Es wird also eine neue Lizenz fällig. Beim Einsatz von noch mehr Prozessoren ist die nächste Lizenzstufe notwendig.

Das Dumme daran ist nur, dass der Anwender für eine maximal 30-prozentige Leistungssteigerung denselben Betrag bezahlen muss, wie für eine 80-prozentige Steigerung mit einer zusätzlichen CPU. Was der Anwender durch den Einsatz von Hyperthreading-CPUs bei der Hardware spart, darf er an Lizenzgebühren wieder ausgeben.

Bei Microsoft ist das Problem bekannt, aber als einzige Lösung empfiehlt der Softwaregigant einen Umstieg auf Windows.net. Dieses neue System kann sehr wohl zwischen logischen und physikalischen Prozessoren unterscheiden. Und der Anwender muss nur für die physikalisch vorhandenen CPUs Lizenzen bezahlen. "Als Windows 2000 entwickelt wurde, war noch nicht abzusehen, dass es einmal Prozessoren mit Hyperthreading-Technologie geben würde", erklärt Wolfgang Brehm, Abteilungsleiter Produkte Serversysteme von Microsoft. Er gibt zwar zu, dass die jetzige Lizenzpolitik von Microsoft zu diesem Thema für den Kunden nicht optimal sei, aber der Kunde könne ja auf Windows.net-Server upgraden, sollte es denn in nächster Zeit auf den Markt kommen. Bis dahin muss der Anwender eben doppelte Lizenzgebühren für halbe Leistung zahlen, sollte er die neue Technologie einsetzen wollen.

www.microsoft.de; www.intel.de

ComputerPartner-Meinung:

Peinlich, peinlich: Microsoft und Intel betonen immer wieder ihre gute Zusammenarbeit. Und nun gibt es von Intel eine neue Technologie für Server-Prozessoren und Microsoft fällt nichts anderes ein, als seinen Kunden das neue Betriebssystem Windows.net-Server zu empfehlen. Bedenkt man, dass heute Windows 2000 für Server als erste Wahl gilt, gibt es Handlungsbedarf seitens Microsofts. Denn Win- dows.net-Server ist noch nicht fertig, und ein Erscheinungstermin steht noch nicht fest. Der Softwaregigant sollte schnellstens einen Patch entwickeln, der diese Ungerechtigkeit wieder aufhebt. (jh)

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