Mietgeräte suchen ein neues Zuhause

12.02.2004
Die Livingston Electronic Services GmbH bietet gebrauchte Server, PCs, Notebooks und die dazugehörigen Komponenten an. Dabei handelt es sich nicht um alte Kisten, sondern um Geräte, die oft erst ein paar Monate zuvor das Herstellerlager verlassen haben. Von ComputerPartner-Redakteurin Beate Wöhe

Langsam, aber sicher tauchen immer mehr Vermarkter von gebrauchten IT-Produkten auf. Hersteller und Fachhändler beobachten diese Entwicklung mit Misstrauen. "Wir wollen den Neuverkauf nicht kaputt machen", beruhigt Volker Mertens, Vertriebsleiter und Prokurist bei der Livingston Electronic Services GmbH. Vielmehr ermöglichten die von Livingston vermarkteten Geräte in manchen Fällen einen Verkauf, in denen aufgrund von Liquiditätsengpässen der Abschluss eines Geschäfts mit Neuware nicht zustande kommen würde.

Vor fünf Jahren wurde das Dienstleistungsunternehmen IBM-Partner und ist dadurch vielen Fachhändlern und Systemhäusern nicht unbekannt. Livingston ist alleiniger Ansprechpartner für den Fachhandel, wenn es um die Vermietung von IBM-Demo- und Event-Geräten geht. Aber auch Produkte anderer A-Brand-Hersteller wie Hewlett-Packard oder Toshiba, finden sich im Livingston-Lager. Während der PC-Vermiet-Pool zu über 80 Prozent aus IBM-Geräten besteht, werden im Server-Bereich nur 30 Prozent IBM- und 70 Prozent Sun-Geräte vermietet. Mit Sun arbeitet Livingston seit rund zehn Jahren zusammen.

Fast wie aus dem Ei gepellt

Im Pool hat der Dienstleister je 700 bis 800 PCs, Notebooks und TFT-Bildschirme, die pro Jahr laut Vorgabe zwei- bis dreimal vermietet werden sollen. An Servern stehen rund 500 Stück zur Verfügung, die je nach Hersteller einmal oder auch mehrmals pro Jahr vermietet und ausgetauscht werden. "Sun-Server haben im Allgemeinen eine längere Produktlaufzeit und stehen deswegen auch länger beim Kunden", erklärt Mertens.

Ist für die Geräte die Zeit gekommen, sich aus dem Vermietgeschäft zu verabschieden, geht es ab zum Gesundheits-Check ins Livingston-Refurbishment-Center. Der Dienstleister legt großen Wert darauf, dass die Geräte nicht älter als eine Technologie-Generation sind. "Wir verkaufen bereits ab einem Alter von drei Monaten", ergänzt Mertens.

Nach der Generalüberholung löscht Livingston eventuell noch vorhandene Daten nach dem ISO-9001-Qualitätsstandard. Auf Wunsch bekommt der Kunde auch eine spezifische Vorkonfiguration. Anschließend kommt das Gerät zusammen mit den vom Hersteller im Originallieferumfang enthaltenen Beigaben in die Originalverpackung zurück und ist bereit für den Weiterverkauf.

Dem Kunden kommt außerdem die restliche Herstellergarantie zugute. Sollte das Gerät bereits aus diesem Zeitfenster herausfallen, gewährt Livingston eine Garantie von drei Monaten.

"Während sich die aus der Vermietung herausgenommenen Geräte anfangs noch einfach so nebenbei verkaufen ließen, wurden es in den vergangenen zwei bis drei Jahren immer mehr", erzählt Mertens die Vorgeschichte. Seit sechs Monaten vermarktet der Dienstleister nun die ehemaligen Mietgeräte an Fachhändler und Endkunden zu 30 bis 40 Prozent unter dem Neupreis. Der Dienstleister verkauft den einen oder anderen PC auch über Ebay, "um den Marktpreis zu testen", so Mertens.

Der Hauptabsatzkanal für die Second-Hand-Generation-Hardware soll aber nach wie vor der IT-Handel sein. Rund 200 Channel-Kunden - überwiegend IBM-Partner - sind derzeit in der Livingston-Kundenkartei gelistet. Die Fachhandelskunden sind zum Teil reine Mietkunden, aber auch Abnehmer für gebrauchte Geräte.

Meinung der Redakteurin

Manchem Endkunden fehlt es an der nötigen Liquidität, um das IT-Equipment auf dem neuesten Stand zu halten. Mit gebrauchten Geräten von A-Brand-Herstellern, die vielleicht erst ein halbes Jahr alt sind, eröffnet sich für den Fachhandel eine Alternative, um ins Gespräch zu kommen. Wenn die Geräte günstiger sind, bleibt mehr Spielraum für das Serviceangebot.

FACTS & FIGURES

Livingstone Electronic GmbH

Livingston wurde in den 50er-Jahren als Großhändler für Messgeräte gegründet. 1967 begann das Unternehmen mit der Vermietung von Messgeräten an Industriekunden. 1970 expandierte der IT-Dienstleister nach Deutschland und unterhält dort mittlerweile sieben Niederlassungen. Vor rund zehn Jahren weitete Livingston sein Portfolio auf IT-Produkte aus. 1985 wurde das Unternehmen von der Brammer Group übernommen.

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