Migration auf Windows 2000 und XP

29.04.2004
Windows-Migrationen überschreiten oft die festgesetzten Kostenlimits. Doch es geht auch anders, wie das vorliegende Projekt mit Beteiligung von drei Münchener Firmen aufzeigt. Von ComputerPartner-Redakteur Dr. Ronald Wiltscheck

Seit 1992 betreut die Schmidts Login GmbH den Satellitenausstatter Kayser-Threde in Sachen IT. Und das offenbar mit Erfolg, denn Anfang 2003 beauftragte das Münchener Unternehmen den Microsoft-Partner mit der Migration des eigenen Netzwerks auf Windows 2000. Bis zu diesem Zeitpunkt werkelte auf den Servern und Clients noch das in die Jahre gekommene Windows NT 4.

In der ersten Projektphase ging es darum, ein auf Windows 2000 basierendes neues Domain-Konzept zu erstellen, bevor mit der eigentlichen Domain-Migration NT-2000 begonnen werden konnte. Diese vorbereitenden Arbeiten nahmen etwa vier Wochen in Anspruch. Im Mai 2003 begann schließlich das eigentliche Roll-out. Nachdem Windows 2000 mit betriebsbereiten Active Directory Services (ADS) in der Serverlandschaft von Kayser-Threde etabliert war, ging es mit der Exchange-Migration von der Version 5.5 auf 2000 weiter. In einem dritten Schritt stellte der Dienstleister auch noch die etwa 220 NT-4-Clients auf Windows 2000 um.

Eigene Inventarisierungslösung

Hierbei installierte Schmidts Login gleichzeitig noch die selbst entwickelte Inventarisierungslösung "Loginventory" beim Kunden. Damit lässt sich über die Microsoft Management Console (MMC) das gesamte IT-Equipment erfassen und inventarisieren. "Ein spezielles Software-Verteilungswerkzeug ist da nicht mehr nötig; dies besorgt schon Windows 2000 selbst - über Active Directory", argumentiert hier Roland Lötzerich, Geschäftsführer bei Schmidts Login. Seiner Meinung nach machen Inventarisierungslösungen der Wettbewerber wie Altiris, Netsupport oder auch der System Management Server (SMS) von Microsoft nur Sinn bei Netzwerken mit mehr als 500 PCs. "Alles, was darunter ist, können wir sehr gut mit Loginventory bedienen."

Bei den 220 Clients von Kayser-Threde machten die Lizenzkosten für diese Software gerade mal 1.500 Euro aus. Für den extra zu erwerbenden Microsoft SMS wären laut Lötzerich Lizenzkosten in Höhe von 20.000 Euro angefallen. "Die dann noch zusätzlich notwendig gewordene Hardware hätte den Kunden weitere 6.000 Euro gekostet", so die einfache Rechnung von Lötzerich.

Genau diese Überlegungen dem Kunden zu beweisen erwies sich im Nachhinein als die größte Herausforderung innerhalb dieses Projektes. "Am schwierigsten war es, den Kunden zu überzeugen, dass die von uns vorgeschlagene Lösung - obwohl sie von allen angebotenen die weitaus preiswerteste war - tatsächlich auch funktionieren und alle Bedürfnisse abdecken würde", erinnert sich der Geschäftsführer. Und in der Tat: Loginventory ist bereits nach wenigen Minuten auf dem Server betriebsbereit, eine Installation auf Client-PCs entfällt.

Freie Wahl der Datenbank

Die Software arbeitet mit fast jeder Datenbank zusammen, so unter anderem mit Microsoft Access, aber auch mit dem SQL-Server oder einer Oracle-Datenbank. Sichtbar gemacht wird der IT-Bestand einer Firma innerhalb der Microsoft Management Console, die zum Lieferumfang des Windows-Betriebssystems gehört. Also auch hier entfällt die Anschaffung eines Fremdsystems.

Bei der Erstellung der Statistiken kann der Systemadministrator auf 29 vorgefertigte Vorlagen zurückgreifen. Die fertigen Auswertungen können nach HTML exportiert und im Intranet dargestellt werden. Dabei erfasst das System alle relevanten Hardwaredaten der Clients im Netz: PC-Modell-Bezeichnung, Name des Herstellers, Seriennummer, Motherboard-Spezifikationen, CPU-Typ inklusive Taktfrequenz, Bios-Version, Arbeitsspeicher (Typ und Größe), Laufwerke (CD, DVD, Festplatten und Disketten, SCSI, DIE), sonstige Erweiterungskarten (Video, Grafik, Sound, Netzwerk), Monitor, Drucker und so weiter. Hinzu kommt eine detaillierte Inventarisierung der Software. Dabei wird nicht nur das Betriebssystem erfasst, sondern auch sämtliche Servicepacks und Sicherheits-Patches sowie die Anwendungspakete samt Versionsnummer und Installationsdatum.

Dadurch lassen sich mit Loginventory auch Softwarebestände verwalten und eventuell redundant vorhandene Lizenzen einsparen. Die Programme können dabei einzelnen Abteilungen zugeordnet werden, Freeware kann außen vor bleiben; Software im Abonnementverfahren lässt sich mit Ablaufdatum versehen.

So ausgerüstet gestaltete sich die nachfolgende Migration der Clients bei Kayser-Threde relativ problemlos. Es dauerte ungefähr fünf Minuten, bis jeder Desktop-PC von Windows 2000 auf XP upgedatet war. Diese Client-Umstellung stellte nämlich den Abschluss des Migrationsprojektes bei Kayser-Threde dar.

Probleme mit Fax-Server

Aber nicht alles lief so reibungslos wie in diesem Teilprojekt. So dauerte etwa die Exchange-Migration länger als geplant. Grund hierfür war das Fax-Gateway von Servonic, das nur mit der Exchange-Version 5.5 arbeitet. Dies war anfangs dem Kunden und dem Dienstleister so noch nicht bewusst. Die neue Version des Fax-Servers soll aber bereits mit dem 2000er-Exchange interagieren können.

Eine weitere Herausforderung stellten diejenigen Windows-Anwendungen dar, die nicht ins MSI-Format gepackt werden konnten. Dies ist aber zwingend notwendig, da Active Directory nur MSI-Pakete an die Clients verteilen und dort installieren kann. Das Problem umging Schmidts Login mit einem einfachen Trick: Die nur als EXE-Dateien vorhandenen Installationspakete rief der Dienstleister über eine Kommandozeile auf und umging so das Dilemma.

Das eigentliche Migrations- projekt nahm nur vier Wochen in Anspruch, lediglich 80 Arbeitsstunden musste Schmidts Login dem Kunden in Rechnung stellen. Und auch die Lizenzkosten hielten sich mit insgesamt 25.500 Euro in Grenzen, wobei ein Großteil davon (24.000 Euro) an Microsoft gezahlt werden musste. 4.000 Euro nahm der Dienstleister zusätzlich für Schulungsmaßnahmen ein. Dennoch wurde das ursprünglich angesetzte Budget um ein Drittel unterschritten.

Meinung des Redakteurs

"Das Gute muss nicht immer teuer sein", könnte man als Fazit aus dem vorliegenden Projekt ziehen. In der Tat reizen die wenigsten Anwender die volle Funktionalität des Windows-Betriebssystems aus. So führt beispielsweise der Verzeichnisdienst Active Directory in vielen Firmen ein Aschenputtel- Dasein. Mit einer zusätzlichen Inventarisierungslösung entfällt die Notwendigkeit einer komplexen System-Management-Suite komplett.

Solution Snapshot

Kunde Kayser-Threde GmbH, www.kayser-threde.de

Problemstellung NT-Netzwerk mit 220 Clients sollte auf Windows 2000 umgestellt werden

Lösung Hardware: fünf HP Proliant ML370-Server (zwei Domain-Controller, zwei Exchange-Server, ein Reserverechner); Software: Windows 2000 auf Servern und Clients, Exchange 2000, Loginventory

Dienstleister Schmidts Login, www.loginventory.de

Technologielieferanten Microsoft (Betriebssystem), HP (Server), Dell (PC-Clients), Schmidts Login (Inventarisierungslösung)

Kontaktaufnahme bestehender Kunde seit 1992

zeitlicher Projektablauf Konzepterstellung im Februar 2003, Realisierung im Mai 2003

größte Herausforderung den Kunden zu überzeugen, dass die vorgeschlagene Lösung - obwohl sie von allen angebotenen die weitaus preiswerteste war - tatsächlich auch funktioniert und die Bedürfnisse abdeckt

Was hat länger in Anspruch genommen als vorausgesehen? Exchange Migration aufgrund des Problems mit dem Servonic-Fax-Gateway; eine Lösung für exe-Dateien zu finden, da nur msi-Pakete über ADS verteilt werden können

Implementierungsdauer vier Wochen für Domain-Konzept, Domain-Migration, Exchange-Migration, Einführung, Inventarisierungslösung und automatisierte Windows-XP-Installation

Arbeitsaufwand 80 Mannstunden

Kostenumfang des Projekts Dienstleistung: 12.000 Euro, Schulung: 4.000 Euro; Hardware: 30.000 Euro; Softwarelizenzen: 1.500 Euro ( Loginventory); 24.000 Euro (Microsoft Windows 2000, Exchange 2000)

Projektaufteilung Hardware: 42 Prozent; Software: 33 Prozent; Dienstleistung: 25 Prozent

Service- und Wartungsverträge üblicher "Drei-Jahre-Next-Day"-Service von HP für die Proliant-Server; Loginventory: kostenlose Wartung

Schulung drei Tage für Active Directory und Exchange 2000

Benefit für den Kunden Softwareverteilung und Remote Desktop sind im Prinzip kostenlos, da im Lieferumfang von Windows 2000 enthalten; Inventarisierung und Lizenzmanagement über Loginventory schlug mit lediglich 1.500 Euro zu Buche, die Microsoft-Alternative SMS hätte zirka 25.000 Euro gekostet

Benefit für den Dienstleister Kundenbindung erhöht; Unterschreitung des Budget-Rahmens um 30 Prozent; Folgeschäfte: Windows 2003- und Exchange 2003-Migration in Aussicht

Zur Startseite