Nach Übernahme durch Broadcom

Migrationsangebot für DLP-Kunden von Symantec

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Digital Guardian richtet sich mit einer neuen Offerte gezielt an Symantec-Kunden. Einige davon wurden von Broadcom offenbar informiert, dass ihre Verträge nicht verlängert werden. Für Migrationswillige bietet Digital Guardian Sonderpreise und zusätzliche Services.
Mit seiner Data Protection Platform will Digital Guardian bei Unternehmen die bisher dort verwendete DLP-Lösung von Symantec ablösen.
Mit seiner Data Protection Platform will Digital Guardian bei Unternehmen die bisher dort verwendete DLP-Lösung von Symantec ablösen.
Foto: Digital Guardian

Im Rahmen des Verkaufs der Enterprise-Sparte von Symantec an Broadcom erhielten Anwender der Data-Loss-Prevention-Produkte (DLP) von Symantec offenbar zum Teil die Information, das ihre Verträge nicht verlängern werden. Einige Fortune-50-Unternehmen sowie mehrere mittelständische Unternehmen hat Data-Loss-Prevention-Spezialist Digital Guardian bereits von Symantec auf die eigene Plattform umgestellt. Nun soll ein Migrationsangebot auch weitere Betroffene zum Umstieg bewegen.

Mit seiner DLP-Lösung kann Digital Guardian eigenen Angaben zufolge vertrauliche Daten über Endpunkte, Netzwerke und die Cloud hinweg überwachen und nachverfolgen. Sie seien so sowohl vor Angriffen von außen als auch Missbrauch durch Mitarbeiter geschützt- unabhängig davon, ob der vorsätzlich oder unwissentlich erfolgt. Der Anbieter arbeitet dazu mit einer Data-Discovery-Funktion, einer Content Inspection Engine und kontextbasierter Klassifizierung. Das funktioniert auf Endgeräten mit Windows, MacOS und Linux und wird bei Bedarf durch ein Managed-Security-Programm unterstützt. Allerdings arbeitet der Anbieter nur sehr selektiv mit Partnern zusammen, in Deutschland sind das lediglich Atos, Cat Out, Cirosec, NTT, Protea Networks und Vent-IT.

Symantec-Kunden, die sich für den Umstieg interessieren, können beim Hersteller ein Preisangebot und einen Migrationsplan anfragen. Sagt ihnen das zu, wählen sie das gewünschte Bereitstellungsmodell (On-Premises, SaaS oder Managed Security). Anschließend ermittelt Digital Guardian zusammen mit dem IT-Team zusammen die Risiken für die Datensicherheit im Unternehmen und erstellt gegebenenfalls dementsprechende Richtlinien.

Thomas Hoffmann, zuletzt Country Director bei Symantec, wechselte kürzlich als Regional Vice President, Central and Eastern Europe, zu Beyond Trust, einem Anbieter von Privileged Access Management.
Thomas Hoffmann, zuletzt Country Director bei Symantec, wechselte kürzlich als Regional Vice President, Central and Eastern Europe, zu Beyond Trust, einem Anbieter von Privileged Access Management.
Foto: Symantec

Eine weitere Möglichkeit für betroffene Symantec-Kunden eröffnet sich demnächst mit dem erweiterten Angebot von Proofpoint. Der als E-Mail-Security-Spezialist bekannte Anbieter hat soeben die Übernahme von ObserveIT, einem DLP-Spezialisten, bekannt gegeben. Sie soll noch im Laufe des Jahres 2019 abgeschlossen werden. Nachdem das Angebot bereits früher im Jahr durch den Kauf von Meta Networks, einem Anbieter einer Zero-Trust-Plattform, um die Absicherung von Daten bei der Cloud-Nutzung erweitert wurde, soll 2020 dann auch von Proofpoint ein konkurrenzfähiges, umfassendes Enterprise-DLP-Angebot vorliegen.

Auch Mimecast wirbt um Symantec-Kunden

Aufgrund der Unsicherheit über die Weiterentwicklung zahlreicher Symantec-Produkte und die Strategie des neuen Eigentümers sowie der Abwanderung von Ansprechpartnern und wichtigen Personen aus dem lokalen Management des Unternehmens, - etwa Country Director Thomas Hoffmann und Channel-Chefin Kira Zaytsev - sind viele Kunden und Partner verunsichert. Diese Situation wollen auch andere Anbieter für sich nutzen.

So wirbt zum Beispiel Mimecast bei Anwendern für den Umstieg von "Symantec Email Security.cloud" (früher MessageLabs) auf sein eigenes Angebot. "Wir sprechen gerne mit Kunden, die besorgt darüber sind, dass ihr Anbieter für E-Mail-Sicherheit eine Senkung der Ausgaben um mehr als eine Milliarde US-Dollar ankündigt, was sich auf die Forschung und Entwicklung genauso auswirken wird wie auf den Vertrieb und Support", erklärt Neil Senior, Vice President of Global Customer Success bei Mimecast, dazu.

Beobachter gehen davon aus, dass Broadcom - wie nach der Übernahme von CA Technologies 2018 - danach strebt, die Profitabilität des gekauften Unternehmens zu erhöhen. Dazu wurden weniger gewinnträchtige Produktreihen und Dienste eingestellt. Symantec erwirtschaftete in seiner Business-Sparte Analysten zufolge zuletzt Gewinnmargen zwischen 15 und 20 Prozent. Für eine Softwarefirma ist das wenig. Ziel von Broadcom dürften 45 oder sogar 60 Prozent sein. Ansonsten hätte sich nach Ansicht der Finanzanalysten die teure Übernahme nicht gelohnt. Ob diese Erwartungen realsitisch sind, sei einmal dahingestellt.

Zur Startseite